BERICHT zum ÖKL-Kolloquium 2017 „Maschinenkosten senken!“
Landwirtschaftskammer OÖ in Linz
Auch dieses Jahr fand das ÖKL-Kolloquium mit reger Beteiligung der Besucherinnen und Besucher statt. Insgesamt fanden sich annähernd 100 Teilnehmer am Veranstaltungsort ein. Die Begrüßung erfolgte durch den Obmann des ÖKL, Stefan Dworzak, und Kammerdirektor-Stellvertreter Karl Dietachmair. Beide verwiesen in Ihren Reden auf die schwierige Marktsituation der Landwirte. Daraus entsteht die Notwendigkeit, Einsparpotentiale zu identifizieren und daraus folgende Maßnahmen effektiv umzusetzen. Die notwendigen Grundlagen und Ansatzpunkte wurden in den darauf folgenden Vorträgen erläutert.
Den Anfang machte DI Gerhard Gahleitner der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft. Er wies darauf hin, dass in den letzten 15-20 Jahren die Zahl der österreichischen Betriebe stark rückläufig war, der Anteil der Betriebe mit eigenem Traktor jedoch anstieg. Gleichzeitig wurden auch mehr betriebsfremde Traktoren eingesetzt. Die Einsatzfläche pro Traktor ist dabei vergleichsweise gering. Insgesamt erreicht in Österreich die landwirtschaftliche Nutzfläche pro Traktor nur 9,4 ha, deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 22,1 ha LF. Gleichzeitig sinkt der Anschaffungswert je Flächeneinheit mit steigender Betriebsgröße. Stellt man den jährlichen Abschreibungsaufwand den Einkünften gegenüber, erreicht Österreich im europäischen Vergleich trotzdem beide Male Platz 2. Dabei sind die hohen Einkünfte vor allem durch überdurchschnittlich hohe öffentliche Gelder und überdurchschnittlich hohem Ertrag pro Hektar zu erklären. Grundsätzlich bieten sich in der Mechanisierung jedenfalls noch Einsparpotentiale und dadurch Möglichkeiten der Ertragssteigerung.
Mit der Ermittlung der Maschinenkosten und der Lokalisierung von Einsparpotentialen beschäftigte sich anschließend DI Gerald Biedermann, betriebswirtschaftlicher Berater der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Erfahrungsgemäß werden selten Aufzeichnungen über die Arbeitserledigungskosten (Mensch & Maschine) am eigenen Betrieb gemacht. Dabei würden wenige Notizen dafür schon ausreichen. Zur Feststellung der Kosten hat die LK Niederösterreich das Projekt „Außenwirtschaft effizient gestalten“ gestartet. Die Berechnungsbasis stellten dabei die ÖKL-Richtwerte dar. Ziel war die maschinenindividuelle Ermittlung des Arbeitsaufwands pro Kultur. Die Ergebnisse zeigten erhebliche Einsparungen je dach Effizienzniveau des Betriebs. Bei Zuckerrübe entstand sogar eine Differenz von 592€/ha zwischen den effizient und ineffizient wirtschaftenden Betrieben allein durch Identifikation der Kosten und der Anpassung in der Betriebsführung!! Dazu ist jedoch das Wissen um Alternative notwendig. Vergleicht man verschiedene Bearbeitungssysteme hinsichtlich der Arbeitserledigungskosten, entsteht vor allem bei Direktsaat nur ein vernachlässigbarer Mehraufwand in Abhängigkeit des Bodentyps, während die Kosten bei Pflugeinsatz und Mulchsaat sehr stark ansteigen. Auch in der Grünlandbewirtschaftung lassen sich erhebliche Effizienzunterschiede erkennen (584€/ha), wobei Kostensenkungen vor Allem bei höherem Flächeneinsatz entstehen. Als weiteren Grund der Kostenunterschiede führt Gerald Biedermann den hohen Eigenmechanisierungsgrad der LW Betriebe an. Oft wird dabei ein Traktor zur Steigerung der Flexibilität angeschafft, der jedoch nicht mehr ausgelastet werden kann. Hier kostet die Flexibilität mehr als sie nützt!
Mag. Friedrich Stute stellte essenzielle Praxisfragen: Was kostet die geleistete Schlepperstunde? Wie viel kostet die Ernte? Welche Kosten ergeben sich durch einen zusätzlichen Arbeitsgang? Wie hoch ist der Anteil der Reparaturkosten? Ist die „teure“ Maschine am Ende günstiger? Auch er stellte in seiner Tätigkeit als Berater oftmals mangelnde Kenntnis der Arbeitserledigungskosten sowie der Flächenleistungen fest. Zur Senkung der Kosten ist wieder eine optimale Maschinenauslastung ausschlaggebend. Sie sollte aber nicht an der oberen Leistungsgrenze liegen. Eine Maschine sollte dabei so lange genutzt werden, bis die Nutzungskosten die Kosten einer Ersatzmaschine übersteigen. Das Problem der Übermechanisierung sieht er oft bei kleinen Betrieben, da große Betriebe ihre Kosten genauer berechnen und sich effizienter organisieren können. In seinen Kalkulationen zur Nutzungsdauer kam Stute zu dem Ergebnis, dass ein Traktor – von speziellen Fällen abgesehen – ca. 700 h pro Jahr genutzt werden soll, um mit den Fixkosten einer Leihmaschine konkurrieren zu können. Zur Arbeitsorganisation muss man sich vor diesem Hintergrund oft vor die Frage stellen, gewisse Tätigkeiten an professionelle Dienstleister auszugliedern oder entsprechende Kooperationen einzugehen. Dadurch können die Kosten pro Hektar erheblich gesenkt werden. Schließlich brachte er hinsichtlich der Arbeitserledigungskosten die Faktoren Feldform und – besonders unterschätzt – die Feldentfernung ins Spiel.
Dr. Jan Ole Schroers vom KTBL – einer Entsprechung des ÖKL in Deutschland – stellte die Möglichkeit dar, den Restwert in die Maschinenkostenkalkulation einzugliedern. Abweichend von der bisherigen Methode mit dem Restwert „0“ (welche in vielen Fällen – vor allem fiskalrechtlich gesehen – ihre Berechtigung hat), wird jeder Maschine in Abhängigkeit der Nutzungsdauer (standardgemäß 12 Jahre) und -intensität einen bestimmten Restwert zugewiesen, der entsprechend in der Maschinenkalkulation berücksichtigt wird. Für das Modell (an dem auch das ÖKL mitgewirkt hat) wurden die Preise tausender Gebrauchttraktoren herangezogen. Im mittleren Zeitabschnitt zeigten sich Unterschiede der Preise von renommierten Herstellern gegenüber dem Mitbewerb östlicher Provenienz, die sich nach (sehr) langer Nutzungsauer noch deutlicher ausprägen. In Schroers` Präsentation findet sich ein einfaches Rechenbeispiel zu diesem Thema. Ist man sich über Nutzungsdauer und -intensität bei der Anschaffung schon bewusst, kann viel gezielter investiert und können Kosten auf Dauer minimiert werden.
Ing. Roman Braun, Maschinenring OÖ, führte das Maschinenwachstum in der Landwirtschaft auf den Strukturwandel und wachsende Komfortansprüche zurück. Gleichzeitig wird der Landwirt bei Maschinenkäufen oft von Emotionen getrieben, weil man eine neue, schlagkräftigere Maschine will. Vorab werden die Kosten einem viel höheren Nutzen gegenübergestellt und damit „schöngerechnet“. Die meist gesteigerten Leistungsreserven haben aber danach weitere Investitionen im Maschinenpark zur Folge, da die Schlagkraft des Traktors ja voll ausgenutzt werden soll. Trotzdem können die Maschinen nur in den seltensten Fällen voll ausgelastet werden (mangelnde Flächen, Stehzeiten). Rechnet man die gesamten Kosten durch (Anschaffung, Abschreibung, Unterbringung etc.), kommt eine schlagkräftigere Maschine pro Arbeitsstunde oft wesentlich teurer. Wenn die Kapazität für das Verdichten der „schlagkräftig“ angefahren Silage nicht ausreicht, kann deren mangelnde Qualität letztlich zu erhöhten Kosten für den Tierarzt führen. Deshalb ist bei Investitionsfragen oft Widerstandskraft gegen die Verlockungen einer Neumaschine gefragt!
DI Helmut Scherzer der Vereinigung Lohnunternehmer Österreich (VLÖ) stellte die Wichtigkeit der Lohnunternehmer im landwirtschaftlichen Sektor dar. Durch den Einsatz von Lohnunternehmern können Arbeitsgänge an professionelle Dienstleister ausgegliedert, die Effizienz gesteigert, Kosten minimiert und die Ergebnisse somit maximiert werden. Nur bestens gewartete Maschinen garantieren die stete Einsatzbereitschaft und führen zu möglichen Folgeaufträgen. Hier spielt auch die Qualität der geleisteten Arbeit eine Rolle. Der Landwirt sollte aber hier die eigenen Ansprüche an die Arbeitserledigung genau kennen und je nach Bodenart das jeweilige Maschinengewicht auswählen, um Bodenverdichtungen zu vermeiden und Folgeschäden damit auszuschließen. Analog zum Maschinenring ist es möglich, nicht den gesamten Arbeitsgang auszulagern, sondern z.B. ein großes Güllefass des Unternehmers mit dem eigenen Traktor zu kombinieren. Der Lohnunternehmer lässt sich gut als Unterstützung bei Arbeitsspitzen zur eigenen Entlastung einsetzen. Ein Auftrag sollte dennoch nicht um jeden Preis angenommen werden – ein langfristiges Bestehen ist so nicht möglich.
Über alle erwähnten Vorträge hinweg scheint der Einwand von DI Alfred Pöllinger, eines Verfahrenstechnikers im Publikum, gerechtfertigt, wonach bei aller Berücksichtigung der betriebswirtschaftlichen Aspekte die Terminkosten (also erhöhte Kosten infolge des Wetterrisikos) im Auge zu behalten sind. Das gelte besonders für Grünlandgebiete; gerade diese sind klimatisch benachteiligt.
In eigener Sache gingen Gottfried Hauer und Gebhard Aschenbrenner auf die ÖKL-Richtwerte ein, die seit über 50 Jahren nicht nur für die überbetriebliche Verrechnung, sondern auch für fiskalische Zwecke, in der Jurisdiktion und mehr noch in im bäuerlichen Sozialversicherungswesen verwendet werden. Die Datenbasis zu ihrer Erstellung ist breit und lehnt sich an Entsprechungen in Deutschland und der Schweiz an. Die entscheidenden Faktoren für die Berechnung der fixen Kosten sind der Neupreis und dessen Verzinsung, die dem gesunkenen Niveau angepasst wurde. Wenn die Werte auf 450 Einsatzstunden im Jahr umgelegt werden, so ist dies der breite Durchschnitt ohne Extremwerte. Variabel sind die Reparaturkosten, unter denen die Reifen und die Elektrik hervorstechen – wie es mit der Elektronik auf Dauer aussieht, muss sich erweisen. Ein Drittel der Gesamtkosten entfallen auf den Treibstoff, dem noch 10% für Schmiermittel zugeschlagen werden. Das ÖKL rechnet mit 280 g oder 0,33 l pro kWh. Wenn moderne Motoren weniger verbrauchen, so ist das bei diesen meist unabdingbare Adblue wieder hinzuzurechnen.
Von der Sozialversicherung der Bauern anerkannt werden mittlerweile die sogenannten Pauschalrichtwerte, wonach eine Leistung, wie z.B. das Pflügen „summarisch“ und nicht mehr einzeln zusammengesetzt aus Traktor und Pflug mit Zeitangabe dargelegt werden muss. Der Grundgedanke bei ihrer Erstellung war: ein großer Traktor mit ebensolchem Pflug kostet pro Stunde mehr, braucht aber weniger Zeit wie ein kleineres Gespann.
Mit den Praktikervorträgen von Georg Mauser und Manfred Krug wurde die Vortragsreihe geschlossen. Beide Betriebe liefern Beispiele, wie man die Effizienz am eigenen Betrieb steigern, Auslastungen erhöhen und Investitionskosten senken kann. Georg Mauser hat mit der Terra Trac Ges.b.R eine Gesellschaft ins Leben gerufen, die neueste Technik an den Mitgliederbetrieben einsetzt. Entsprechend der Gebiete ist die Organisation in Maschinensprengel aufgeteilt. Das Funktionieren der Zusammenarbeit ist dabei sehr oft von der Teamfähigkeit der Gruppenmitglieder abhängig, wobei „Corporate Identity einen hohen Stellenwert besitzt und bis hin zu einer speziellen, einheitlichen Farbe der Traktoren verschiedener Hersteller umgesetzt wird. Kommt es hier zu Problemen, müssen die Konsequenzen gezogen werden und auch personelle Entscheidungen im Team getroffen werden.
Manfred Krug hat sich auf seinem Familienbetrieb dagegen voll auf die Innenwirtschaft spezialisiert. Der Tierbestand umfasst 70 Milchkühe. Durch eine ausgeklügelte Kombination energiesparender Technik (Wärmerückgewinnung aus dem Milchtank, Regenwassernutzung (mit dem Nebeneffekt geringerer Leitunsverkalkung), Kamerasysteme ohne dauerhafte Stromversorgung) ermöglicht er es, die Kosten der Innenwirtschaft auf ein Minimum zu reduzieren. Der kleine Maschinenpark umfasst die grundlegenden Geräte zur Außenwirtschaft (Güllefässer, Düngerstreuer, Kreiselzettwender, Schwader & zwei Traktoren). Der Großteil der Arbeit auf den 25 ha Grün- und 34 ha Ackerland wird mit Gemeinschaftsmaschinen erledigt oder ausgelagert. Zu diesem Zweck ist Manfred Krug Mitglied bei verschiedenen Maschinengemeinschaften und wickelt vor allem Erntearbeiten über Lohnunternehmer ab. – Auch an kleineren Schrauben dreht er, wenn er auf einen Stromversorger aus Bayern (das ist ungewöhnlich aber möglich) zurückgreift. – Selbstverständlich ist, dass Vakuumpumpe und Lüftung frequenzgesteuert ist.
Fazit:
Die beiden Praxisbeispiele zeigen, dass sich Maschinenkosten durch Identifizieren der eigenen Kernkompetenzen und genaues Planen sehr effizient senken lassen. Natürlich hat das einen geringeren Eigenmechanisierungsgrad zur Folge. Zwar fällt es sicher oft schwer, traditionellerweise selbst erledigte Arbeiten auszulagern, jedoch ist es in Anbetracht zukünftiger Herausforderungen in der Landwirtschaft ratsam diesen Schritt zu wagen. Vor allem Betriebe mit geringer Maschinenauslastung haben viele Möglichkeiten, um ihre Wirtschaftsweise effizienter zu gestalten. Vor allem Investitionsentscheidungen müssen mehr mit dem Kopf, denn mit dem Herz getroffen werden. Neutrales Bewerten und Durchrechnen der eigenen Situation bewahrt davor, falsche Entscheidungen zu treffen und langfristige Folgekosten daraus tragen zu müssen. Trotz der Auslagerung der Arbeitsschritte muss auch die entstehende Bodenbelastung beachtet werden. Mit der Schlagkraft der Maschinen steigt auch oft deren Gewicht. Der Boden ist das Kapital des Landwirts und daher müssen die Bodenfunktionen (Filter-, Puffer-, Speicherfunktion) erhalten bleiben. Vor dem Hintergrund der Erosionsbewegungen zunehmender Starkregenereignisse muss besonderes Augenmerk darauf gelegt werden. Je nach Bodentyp sind daher bestimmte Anforderungen an die Bearbeitung und vor allem an das Maschinengewicht gestellt. Natürlich können Reifendruckregelanlagen Abhilfe schaffen, dennoch gilt vor allem beim Maschinengewicht der Grundsatz: Weniger ist mehr!
Das Kolloquium hat die kalkulatorischen Grundlagen zur leichteren Entscheidungsfindung geliefert, nun ist es an der Zeit, sie am eigenen Betrieb umzusetzen!
Bericht erstellt von Gebhard Aschenbrenner und Daniel Fink