Bericht von DI Gebhard Aschenbrenner, ÖKL
Im gediegenen Ambiente von Schloss Weinzierl des Francisco Josephinums fand das Kolloquium des ÖKL statt.
Im Rahmen seiner Begrüßung verwies der Obmann des ÖKL, DI Dworzak, selbst Praktiker – darauf, dass ein Traktor im Laufe seines Lebens etwa so viele Kraftstoffkosten verursache wie seine Anschaffungskosten betragen. Jede Art der Einsparung sei also wichtig und die nachfolgenden Referate könnten dazu Aufschluss geben. Nur kursorisch besprach er eine Folie mit den beim Traktorenkauf wichtigen Punkten (Details – bis hin zum Anschluss für die Starthilfe vgl. übrige Kurzfassungen).
Der Direktor des Francisco-Josephinums verwies auf die Forschungstätigkeit der diesem zugehörigen BLT und zeigte sich erfreut über die große Teilnehmerzahl von 160 Personen, darunter auch 50 Lehrern und Beratern, für die das Kolloquium als Fortbildungsveranstaltung angerechnet wird. Wieder erfolgte die Ausschreibung in bewährter Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrarpädagogik.
Der von Dr. Karner (Josephinum Research, Forschungsgesellschaft im Verbund mit der HLBA) gehaltene Vortrag konnte als Grundsatzreferat gesehen werden: Im Jahr 2012 wurden ca. 2 Mio. Traktoren um 40 Mrd € hergestellt; größter Markt ist Indien – mit entsprechend niedrigen PS-Zahlen. Die „Technologieführerschaft“ liegt aber in Europa; hier wurde auch der inzwischen weltweit verbreitete stufenlose Antrieb entwickelt. (Anm.: Um gleich auf die im Zusammenhang mit „stufenlos“ sich entwickelnde Diskussion einzugehen: vom überwiegenden Einsatzbereich Acker-Straße hängt ab, ob der Stufenantrieb weniger Treibstoff verbraucht; wichtig ist eine gute Abstufung zwischen 4 und 12 km/h)
Einen Kostennachteil für die Bauern jener Länder, die sich daran halten, stellen die immer rigideren Abgas(grenzwert)bestimmungen dar. Neben der Herstellung der abgasreduzierten Traktoren ist deren Betrieb teurer. Bisher, indem die niedrigen Emissionswerte entweder mit höherem Dieselverbrauch oder durch den Zusatz von AdBlue erreicht werden. Jetzt stehen Werte im Raum, die nur noch durch die Kombination aus beiden Systemen erreicht werden können. Während früher die Grenze zwischen Vier- und Sechszylinder bei etwa 90 PS lag, ist sie vornehmlich aus Kostengründen auf 150 PS gestiegen; die Hersteller lassen dem Kunden (in dessen Ohren – Mehrverbrauch hin oder her – ein gleichstarker „Sechsender“ halt einfach besser klingt) im Übergangsbereich aber die Wahl. Das Eigengewicht der Traktoren steigt entgegen der Erwartung linear und nicht unterproportional mit der Leistung.
Einer kritischen Betrachtung unterzog DI Ewald Luger, von der BLT die „Unterschiedlichen Leistungsangaben beim Traktor“. Dabei sind die Messbedingungen, welche die Lufttemperatur, den Luftdruck (nicht nur auf Meereshöhe umgerechnet, sondern unter Berücksichtigung des barometrischen Druckes) berücksichtigen, zunächst gleich. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die angesaugte Luftmenge und damit die Motorleistung mit der Höhe abnehmen.
Die Unterschiede liegen in den Prospektangaben, die unterschiedlich („realistische Messung“ – an einem Motor: ohne Kühlung, Luftfilter…?) als Vorrausetzungen haben. Vergleichbar ist letztlich nur die Messung an der Zapfwelle gemäß OECD. Leistung wird auch über die Hydraulik abgegeben und ebenso wenig wie der Verbrauch im „Bestpunkt“ bezüglich des Treibstoffverbrauches sagt die maximale Hubkraft aus – entscheidend ist die durchgehende Hubkraft. Darüber sollte auch Ing. Jaksch (vgl. unten) sprechen. Einen Exkurs unternahm DI Luger noch zu den Kabinen: Gemäß Norm wird ein einmaliger Überschlag simuliert – was aber, wenn in Österreich ein Traktor, sich mehrmals überschlagend, von einer Alm „herunterkugelt“? Unterschiedlich sind die Ansprüche an die Kabinenfilter, während die erste Stufe lediglich Staub abhält, bindet die vierte mittels Aktivkohle auch Dämpfe aus Pflanzenschutzmitteln.
„Besser keine als eine falsch ausgelegte“ Zwangslenkung für Anhänger war der Kernsatz hinsichtlich dieser Einrichtung, die bei richtiger Montage – in einer Ebene mit dem Zugpunkt – und Einstellung den Reifenverschleiß und letztlich auch den Treibstoffverbrauch reduziert. Sie wurde von Ing. Franz Schmalzl, einem Mitarbeiter des Herstellers Scharmüller vorgestellt; desgleichen die Anhängung am Kugelkopf, einer Erfindung dieses Herstellers, die sich weltweit für schwere Lasten (bis hin zur Ölplattform…) durchgesetzt hat. Die Stützlast am Traktor wird weniger von der Kupplung als von der zulässigen Hinterachsbelastung begrenzt. Dennoch ist parallel das „Maul“ nach wie vor Stand der Technik. Die Kontrolle, die sichere Verriegelung nur durch einen „Blick von oben“ (Taktorsitz) ist zu wenig! Der geringste Schaden ist ein gebogener Bolzen; während ein sich abkoppelnder, schwerer Anhängerzug ungleich schlimmere Folgen haben kann.
Ing. Jaksch (John Deere/LTC)) rief das Funktionsprinzip der Regelhydraulik in Erinnerung und ging auf die Normen für den Dreipunktanbau ein. (Anm.: das „Schultermaß“ ist auch für eine stabile Selbstführung des Pfluges wichtig, die nur erreicht wird, wenn die Unterlenker nicht parallel verlaufen. Am genauesten wird der Schlupf mittels Radarsensor gemessen. Die höchste Produktivität wird beim Radantrieb bei acht bis elf und beim Raupenantrieb bei drei bis fünf Prozent erreicht. Hier rief ein ehemaliger Konstrukteur des Herstellers Steyr im Zuge der Diskussion in Erinnerung, dass eine Zugkraftübertragung mit „Null Prozent“ Schlupf – außer bei einer Zahnradbahn – technisch nicht möglich ist. Unterschiedliche Ausführungen bis hin zur hyraulischen Lösung gibt es für die Seitenstabilisierung.
Das Referat von Ralf Kletzmayr kann im Zusammenhang mit dem vorausgegangen gesehen werden: Bei modernen Traktoren werden die Hydraulikpumpen in Abhängigkeit von der für den Betrieb der Geräte erforderlichen Menge und dem passenden Druck gesteuert. Ein wichtiger Effekt ist die Energieeinsparung. Case-Steyr setzt auf einen getrennten Ölhaushalt von Getriebe und Hydraulik mit dem Vorteil, dass das Öl aus fremden Anhängern sich nicht mit jenem vermischt, das die hohen Ansprüche an die Getriebeschmierung erfüllt. Dagegen sehen einzelne Mitbewerber mit gemeinsamem Haushalt Vorteile durch größere entnehmbare Ölmengen, dazu noch von nur einer Sorte. In Österreich werden auch Traktoren ausgeliefert, die gleichzeitig mit hydraulischer und Druckluftbremse ausgestattet sind.
Der Referent von GKN-Walterscheid ging auf die Sicherheitsanforderungen sowie die unterschiedlichen Ausführungen der Überlastsicherungen bei Gelenkwellen ein. Hier spannt sich der Bogen vom immer noch möglichen, einfachen Scherstift über die Reibkupplung bis zur Ausführung mit „pulsierendem“ Drehmoment.
Allmählich wird in der bisherigen Ausführung mit ca. 500 kW eine Grenze der Leistungsübertragung erreicht. Da eine Änderung des Wellendurchmessers auch am Zapfwellenstummel am Traktor den größeren Aufwand bedeutet, liegt vorläufig eine Anhebung der Drehzahl auf 1500U/min nahe, einem Bereich, in dem sich allerdings Schwingungen zunehmend auszuwirken beginnen. (Anm.: Das immer noch übliche Keilnutenprofil wurde Mitte der zwanziger Jahre ausgehend von der Fa. Case für die damaligen Leistungen entwickelt und 1940 genormt).
Prädestiniert für das Thema ISOBUS und Elektrische Steckdose – Möglichkeiten für eine moderne Gerätesteuerung – waren sowohl die Dienststelle (BLT Wieselburg) als auch der Referent (DI Heinrich Prankl), denn in Wieselburg finden dazu regelmäßige Zusammenkünfte statt, wobei es um die Normierung der Systeme geht. Weit fortgeschritten ist der ISO-BUS zur Gerätesteuerung; in sog. „Plug-Festen“ wird die Kompatibilität der Produkte der verschiedenen Hersteller überprüft. (Anm.: allerdings mit „virtuell“ zu steuernden, nicht tatsächlich vorhandenen Geräten. Mit real, willkürlich getauschten Traktoren und Geräten wurde dies in Österreich erstmals und bisher nicht nachgeahmt vom ÖKL bei dessen PLug-Fest zusammen mit der BLT unternommen.)
Im Rahmen der AEF – der Agricultural Industry Electronics Foundation – wird derzeit eine Spezifikation für eine elektrische Steckdose am Traktor mit einer Leistung bis 150 kW und einem Spannungsniveau von 700VDC (Gleichspannung) bzw. 480 VAC (Wechselspannung) erarbeitet. Während John Deere auf Wechselstrom setzt, bevorzugt Fendt Gleichstromversorgung. Jedenfalls bietet der elektrische Anrieb neue Möglichkeiten, indem z.B. bei Schwadern lange Gelenkwellen entfallen oder einzelne Kreisel getrennt hochgeklappt bzw. mit unterschiedlicher Drehzahl betrieben werden können. Desgleichen gestaltet sich die Konstruktion von Triebachsen einfacher. Je nach Drehzahl-/Drehmomentanforderung kann eine Elektromotor unterschiedlich ausgelegt werden. Ein Standard-Elektromotor mit 15 kW / 3000 U/min wiegt über 100 kg. Bei Erhöhung der Drehzahl kann aber Größe und Gewicht deutlich reduziert werden.
Nach Ing. Sieberer stellt der Frontanbau von Fronlader und -zapfwelle bei der heute üblichen konsolenlosen Ausführung eine Herausforderung dar: Es wirken (Anm.: weil diese von einem kürzeren „Hebel“ aufgenommen werden) erhöhte Kräfte auf Traktor und Gerät ein. Breite Reifen mit hohem Einschlag und der mitunter vorhandene Tank für Ad Blue vereinfachen die mittels finite-Elemente-Konstruktion zu findende Lösung nicht. Ein Firmen-Spezifikum ist das „Auto-lock-System“, der FL-Anbau ohne Absteigen vom Traktor. Die Frontzapfwelle wird getaktet eingeschaltet und ist z.T. mit einem Ölkühler ausgestattet. Die „Anbauten“ müssen zwar nicht typisiert werden, dennoch ist eine Bestätigung über die fachgerechte Montage erforderlich.
Die Anforderungen eines Praktikers bei Traktorkauf und Geräteanbau erläuterte Ing. Siegfried Sedlar, ein Praktiker, der ein Gut im Weinviertel bewirtschaftet. Innerhalb bestimmter Grenzen – wörtlich zu nehmen bei der Reifenbreite – lassen sich Bodenbearbeitung oder Pflegemaßnahmen und Transport mit einem Traktor erledigen, wozu er kleineren Betrieben rät. Auch die für größere Betriebe übliche Regel „ein PS pro ha“ hat (untere) Grenzen, denn ein Betrieb mit 50 ha sollte demnach einen Traktor mit 50 PS verwenden. (Anm.: So kann indes beim Grubbern die geforderte Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Bearbeitung über die volle Traktorbreite nicht erreicht werden. Heckrotormähwerke erfordern nicht nur Kraft, sondern traktorseitiges Gegengewicht.) Sedlar ist es – abgesehen von der generellen Qualität des Services – wichtig, dass der Händler gegebenenfalls eine Leihmaschine zur Verfügung stellt. Ein Bild zeigte einen Rübenvollernter, der einen voll beladenem Anhänger vom Feld zieht. Etwas launig schloss Sedklar ab: Wenn der Traktor so gut ist, dass man für diesen kein Werkzeug und demnach keinen Werkzeugkasten braucht: dann möge man eben einen für die mitgeführten Maschinen vorsehen…
Das nächste Kolloquium widmet sich – voraussichtlich in Salzburg – der Mechanisierung im Grünland.