Konservierende Bodenbearbeitung: sinnvoll & rentabel
Weltweit gehen jährlich riesige landwirtschaftlich genutzte Flächen verloren oder werden degradiert, Millionen Tonnen fruchtbarer Erde werden abgeschwemmt oder vom Winde verweht. Auch bei uns sieht man die Erosionsrinnen in den Maisfeldern der Hügelländer und die Staubfahnen auf den Ebenen im trockenen Osten.
Daher waren sich die vortragenden Wissenschaftler und Praktiker am ÖKL-Kolloquium Ende November in Wieselburg einig: Konservierende Bodenbearbeitung im Ackerbau ist eine Voraussetzung für Bodenschutz und eine nachhaltige Landwirtschaft.
Hier in Kürze die wichtigsten Aussagen:
Prof. Dr. Eduard Klaghofer: Die neun österreichischen Bodenschutzgesetze sollten vereinheitlicht werden; täglich werden rd. 20 ha (!) Boden versiegelt, verbaut, verbraucht.
Dr. Josef Rosner: 750.000 ha – mehr als 20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche – sind erosionsgefährdet; allein mit intelligenter Handhabung der ÖPUL-Maßnahmen (einem international einzigartigen Modell!) lassen sich Boden-, Nährstoff- und Pestizidverfrachtungen um über 70% verringern!
Versuche seit 1994 in Niederösterreich haben ergeben, dass der Bodenabtrag durch Mulchsaat auf 42% und durch Direktsaat auf 23% gegenüber konventioneller Bestandesgründung reduziert wurde; Fusariosen und Mykotoxine sind auch ohne Pflugeinsatz beherrschbar; Arbeitszeit- und Maschinenkostenersparnisse sind signifikant.
DI Michael Deimel: Der Erfolg beginnt bei der Ernte der Vorfrucht: Rückstände fein und gleichmäßig verteilen! Sehr seichten Stoppelsturz durchführen, aber gut dabei rückverfestigen (Keimung, Wasserverlustminimierung).
Krumentiefe Bearbeitung nur vor ausgewählten Kulturen (z.B. Zuckerrüben) oder wenn eine Spatenprobe dies empfiehlt (muss aber keinesfalls wendend erfolgen; Ernterückstände an der Bodenoberfläche sind von Vorteil); ansonsten den Regenwurm und die Wurzeln der Zwischenfrüchte/Begrünungen arbeiten lassen.
Mit der Mulchsaat beginnen, es muss nicht gleich die Direktsaat sein.
Die geeigneten Maschinen (und der Maschinenring) sind vorhanden.
DI Dr. Siegrid Steinkellner: Standortbedingungen und Fruchtfolge sind die wesentlichen Parameter für die Ausbildung der Beikrautproblematik.
Im östlichen Trockengebiet sind nur gelegentlich Probleme durch Pflanzenkrankheiten zu erwarten, im Feuchtgebiet ist Fusariosen und Mykotoxinkontaminationen Augenmerk zu widmen; wesentlich ist jedoch die Fruchtfolgegestaltung aus phytopathologischer Sicht und bezüglich Schädlingsbefall.
DI Dr. Adelheid Spiegel: Es kommt zu einer gewissen Anreicherung der Nährstoffe sowie zu einer Absenkung des ph-Wertes in der obersten Bodenschicht. Der Gehalt an organischer Substanz dort erhöht sich signifikant.
Mulch-/Direktsaat (ohne krumentiefe Bearbeitung) stellt eine wirksame Maßnahme zur Begrenzung von Nitrat-Auswaschungen dar.
Die Landwirte Mag. Hermann Mittermayer, Gunskirchen und DI Dr. Alfred Schreiberhuber, Ansfelden bestätigten die Aussagen mit ihren Erfahrungen im Feuchtgebiet genauso wie Johann Peck, Andau und Ing. Hans Weißwasser, Obersiebenbrunn für den pannonischen Raum.
Hervorgehoben wurde vor allem auch der positive ökonomische und Arbeitszeiteffekt der konservierenden Bodenbearbeitung.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht, auch viele Schüler kamen in den Festsaal, um sich den einen oder anderen Vortrag anzuhören.
Wir möchten uns auch an dieser Stelle sehr herzlich beim Francisco-Josephinum für die Mithilfe und die Gastfreundschaft bedanken!
Der ausführliche Tagungsband ist im ÖKL zum Preis von 5 Euro erhältlich: 01/5051891, office@oekl.at