ÖKL-Kolloquium 2002
Agrarelektronik – Herausforderung der Zukunft
Bericht ÖKL-Kolloquium am 26. November 2002 in Wels, OÖ
Zu einem großen Erfolg wurde das ÖKL-Kolloquium 2002 zum Thema Agrarelektronik. Rund 120 Besucherinnen und Besucher konnte das ÖKL bei seiner jährlich stattfindenden Veranstaltung, diesmal in den schönen Räumlichkeiten der Bezirksbauernkammer Wels, begrüßen.
In ihren Einleitungen wiesen Ing. Franz Reisecker, Vizepräsident der LWK Oberösterreich, sowie Dipl.-Ing. Franz Schörghuber, Obmann des ÖKL, einerseits auf die lange Tradition des ÖKL-Kolloquiums und andererseits auf die Aktualität des Themas hin: Ab 2005 tritt eine EU-Richtlinie in Kraft, zu deren Erfüllung die Landwirte über das Geographische Informationssystem (GIS) Bescheid wissen sollten, weil dann die Genauigkeit des Flächenausmaßes laut Katasterplan nicht mehr ausreicht.
Dipl.-Ing. Gebhard Aschenbrenner, Mit-Geschäftsführer des ÖKL, erklärte dass das diesjährige Kolloquium Teil des umfassenden Projektes Elektronikeinsatz in der Landwirtschaft ist, das vom LFI, dem BMLFUW und von der EU gefördert wird. Ziel ist die Weiterbildung und Information der Landwirte.
Dipl.-Ing. Wolfgang Kutschenreiter, Strategieberater für Landtechnik im deutschen Gailingen meinte als erster Referent des Tages, dass eine bis spätestens 2006 in Kraft tretende EU-Verordnung den Landwirt zum “selbstverantwortlichen Lebensmittelunternehmer” macht. Dies bedeutet, dass alle Maßnahmen (Düngen, Pflanzenschutz) sowie auch die Qualität dokumentiert werden müssen. Andererseits wird bereits bei der Applikation der Betriebsmittel eine Genauigkeit verlangt werden, die nur mittels Elektronik erreichbar ist.
Unter dem Motto “Wenn der Traktor mit dem Gerät spricht …” verwies Dipl.-Ing. Reinhard Hübner von der DLG-Prüfstelle für Landmaschinen in Potsdam-Bornim auf die Vorteile der neuen ISO-BUS-Norm. Damit gelten weltweit einheitliche (Prüf-)Normen für elektronische Kommunikationssysteme zwischen Traktor und Arbeitsmaschine. Ein besonderer Vorteil ist die (Abwärts)-Kompatibilität der neuen Norm mit vielen bisher bestehenden Systemen.
Dipl.-Ing. Dr. Markus Baldinger von der Alois Pöttinger GmbH als österreichischer Hersteller zeigte Beispiele für die Anwendung des BUS-Systems beim Ladewagen, die es ermöglicht, auf einem “Bon” genau die aufgewandte Zeit, die Feld-Hof-Entfernung, die Nutzlast und die bearbeitete Fläche auszudrucken. Die Mechatronik als Kombination von Elektronik und Mechanik ermöglicht es, einen Pflug völlig automatisch optimal an einen Traktor anzupassen und so Treibstoff zu sparen und den Verschleiß zu verringern.
Ing. Franz Linsbauer vom Bildungszentrum Mold, LWK NÖ erklärte das System des GIS und die “digitale Hofkarte” im Hinblick auf die Flächenkontrollen: Die digitale Hofkarte entsteht durch das Übereinanderlegen von mehreren “Karten” der bewirtschafteten Flächen. Dabei wird der Sollzustand seiner Grundstücke laut Kataster mit einem Orthofoto (entzerrtes Luftbild) verglichen. Eventuelle Differenzen dabei haben sich durch Bewirtschaftungsmaßnahmen in der Vergangenheit ergeben. Diese gilt es aufzuzeigen und zu korrigieren, damit die bei den Anträgen angegebenen Flächen mit den bei einer allfälligen AMA-Kontrolle vorgefundenen übereinstimmen.
Otto Krönigsberger, Konsulent des ÖKL und Mitarbeiter des ILUET der Universität für Bodenkultur, verwies auf die hohe Leistungsfähigkeit kleiner Hand-Helds. Diese handtellergroßen Geräte, auch Palms oder Pocket-PCs genannt, ermöglichen die Felderverwaltung und die Flächenvermessung bis hin zur Maschinensteuerung, zum Beispiel für die Anzeige von virtuellen Fahrgassen.
In den beiden letzten Beiträgen der Veranstaltung wurde es “praktisch”: Der Gutsverwalter von Hardegg, Ing. Herbert Eder verwies auf die Erfahrungen mit dem N-Sensor, der es ermöglicht, die Stickstoffmenge in Anpassung auf die wechselnde Bodennachlieferung abzustimmen. Akfm. Stefan Schneider von der Rübenrodegemeinschaft Weinviertel stellte anhand des Pilotprojektes zur Rübenernte einen “geschlossenen Datenfluss” zwischen Maschinenring, Landwirt und Rübenübernehmer (AGRANA) vor, der sich heuer bereits gut bewährt hat und die Datenverwaltung sehr vereinfachte.
Der ausführliche Tagungsband ist im ÖKL zum Preis von 5 Euro erhältlich: 01/5051891, office@oekl.at
Lesen Sie mehr zum Thema auch unter Bildungsbroschüre Elektronikeinsatz in der Landwirtschaft.