ÖKL-Kolloquium 2003
Mit Traktor und Anhänger sicher unterwegs – ein erfolgreiches ÖKL-Kolloquium in Wels
Wie die zahlreichen Besucher des ÖKL-Kolloquiums „Mit Traktor und Anhänger sicher unterwegs“ bewiesen, wurde auch 2003- wie auch 2002 mit der „Agrarelektronik“ – ein aktuelles Thema aufgegriffen. – So der Präsident der OÖ. LWK, LAbg. Hannes Herndl in seiner Eröffnungsrede, in der er hinsichtlich der übrigen Aktivitäten des ÖKL erwähnte, dass die ÖKL-Richtwerte für die Maschinenselbstkosten der „fairen Abrechnung“ zwischen den Bauern dienen.
Die Themen der Fachreferenten reichten am Vormittag von den unterschiedlichen Bauarten der Anhänger (nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Bodendruck) über geforderte Bremsleistungen und die technischen Möglichkeiten für das Bremsen nicht zugelassener Anhänger bis zu den häufigsten Unfallursachen mit Traktoren und Anhängern und den sich daraus ergebenden Konsequenzen. Außerdem wurde das „Zug-Kugel System“ vorgestellt. Am Nachmittag standen der Transport von Gefahrgut und Möglichkeiten für die Erhöhung des Fahrkomforts für den Traktorfahrer im Mittelpunkt. Den Abschluss bildete die Präsentationen einiger Anhängerhersteller, die ihre spezifischen Lösungen vom Abschiebewagen bis zum Forstanhänger zeigten.
Alles in allem wurde das ÖKL – auch Herausgeber der kompakten Broschüre Der Traktor im Straßenverkehr – einmal mehr seiner Plattformfunktion gerecht, indem es Landwirte, Hersteller und Verkehrsreferenten der Länder beim ÖKL-Kolloquium „zusammenbrachte“.
Der ausführliche Tagungsband ist im ÖKL zum Preis von 5 Euro erhältlich: 01/5051891, office@oekl.at
Die Vorträge im Detail:
Die umfassende Darstellung des Themas begann mit dem Referat von DI Michael Deimel (LWK NÖ), der die Vielfalt unterschiedlicher Ausführungen von Anhängern und ihrer Ausrüstung, etwa den Bremsen, in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit bis zu den Gefahrguttransporten, darlegte. Gefahrgut können neben Spritzmitteln auch Treibstoffe und Reinigungsmittel sein, wobei es beim Transport mit Traktor und Anhänger in der Landwirtschaft Ausnahmen von den zahlreichen Bestimmungen gibt.
Ing. Erwin Feilmayr (Abt. Verkehrstechnik beim Amt d. OÖ. Landesregierung) ging u.a. auf die geforderten Bremsleistungen und die technischen Möglichkeiten für das Bremsen nicht zugelassener Anhänger ein.
Ing. Wilhelm Schagerl vertrat die Sicherheitsberatung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern. In seinem Vortrag betonte er, dass Unfälle bei eigenem Verschulden in bestimmten Fällen nicht nur eine Regresspflicht gegenüber der Versicherung bedeuten, sondern auch schwere Verletzungen zur Folge haben können. Die meisten Unfälle mit dem Traktor ereignen sich beim Auf- und Absteigen, die folgenschwersten Unfälle sind jedoch die Fahrzeugstürze. Ein weitere Ursache bei Traktorstürzen sind mangelhaft oder ungebremste Anhänger bzw. angehängte Arbeitsmaschinen. In einigen Bilder zeigte Schagerl wahrhaft „atemberaubende“ Variationen von verbotswidrig zu Hebebühnen umfunktionierten Traktorfrontladern.
Dipl.-Ing. Herbert Bauer (Raiffeisen Umwelt Gesellschaft) erläuterte für den Landwirt wichtige Belange des Gefahrgutbeförderungsgesetzes und des Europäischen Übereinkommens bezüglich Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR), da der Land- und Forstwirt beim Bezug und Transport seiner Wirtschaftsgüter von diesen gesetzlichen Auflagen betroffen ist. Die relativ strengen Vorschriften bieten jedoch für die Landwirtschaft Ausnahmen.
Dipl.-Ing. Manfred Nadlinger (Bundesanstalt für Landtechnik Wieselburg) stellte in seinem Vortrag über Fahrkomfort und Fahrsicherheit landwirtschaftlicher Traktoren u.a. Untersuchungen vor, wonach eine gefederte Vorderachse die Wirkung des Komfortsitzes gleichsam mulipliziert. Sein Fazit: „Ob im Büro, im Auto, vor dem Fernseher oder am Traktor, achten Sie immer auf die „Sitzqualität“, sie ist mitentscheidend für Ihre spätere Lebensqualität.“
In der Diskussion bekannte selbst ein Verkehrstechniker, dass die Regelungen im Verkehrsrecht verwirrend seien und ein bundesländerweise unterschiedlich starker Wildwuchs etwa eine Nebelschlussleuchte für landwirtschaftliche Anhänger fordere. Bis dato ist am Traktor aber noch kein derartiger Anschluss vorgesehen… Eine österreichische Besonderheit (dazu ein Hersteller „Unikum“) ist der nicht zugelassene 10km/h-Anhänger. Wenn er aber – wozu ein moderner Traktor imstande ist und ermuntert – mit der bis zur vierfachen Geschwindigkeit gezogen wird, ist ein Unfall für den Landwirt fatal. (Zitat: „Das ist für den Richter so, als ob Sie im Ortsgebiet statt mit den erlaubten 50 km/h mit 200 unterwegs waren.)
Offenkundig wurde auch, dass die hydraulische Anhängerbremse einen – allerdings kostengünstigen Kompromiss – darstellen kann. Im Gegensatz zur seit Jahrzehnten genormten und bewährten Druckluftanlage sind in Österreich drei unterschiedliche, miteinander nicht kompatible Systeme zugelassen.
Das Kolloquium bot einigen Herstellern ein Forum, ihre breite Produktpalette vorzustellen:
Der größte Agraranhängerhersteller Europas fertigt – knapp zwei Kilometer von der Ostgrenze entfernt (dennoch nur in Österreich) auch den Dreiachser mit 36 Tonnen.
Der Abschiebewagen vermag auch Maissilage zu verdichten und so den Laderaum optimal auszunutzen. Weil nicht aufgekippt wird, ist er insbesondere für den Einsatz im Gelände geeignet.
Ein Hersteller demonstrierte den allerdings derzeit nur einzelgenehmigunsfähigen Vierachser. Das Gespann ist kürzer als eines aus zwei Anhängern, schaukelt sich weniger auf und lässt sich zurückschieben.
Beim Forstanhänger wird die Sicherheit durch einen Achsantrieb erhöht; nicht zuletzt hinsichtlich der Bremsung bietet die mechanische Triebachse hier ein Optimum.
Ausgehend von Österreich hat sich das „Zug-Kugel-System“ für höchste Stützlasten den europäischen Markt erschlossen (Fa. Scharmüller).