Gülle sinnvoll verwenden und verlustarm ausbringen
Das landtechnische Kolloquium 2004 des ÖKL fand erstmals auf freundliche Einladung der Landwirtschaftskammer Kärnten im Schloss Krastowitz bei Klagenfurt statt. Zugleich wurden im Garten Geräte zu den wesentlichen Ausbringungsverfahren für die Praktiker vorgestellt.
Das seit geraumer Zeit gewählte Thema „Gülle“ erwies sich im Licht der in Kraft tretenden Cross Compliance-Bestimmungen als besonders aktuell. Diese „anderweitigen Verpflichtungen“ sind laut Robert Fenz vom Lebensministerium ab 1.1. 2005 einzuhalten. Hinsichtlich des ÖKL-Themas geht es hier um das Nitrataktionsprogramm 2003 mit der Nitratrichtlinie, die nach acht Jahren Verhandlung mit der EU als Kompromiss in Kraft treten wird. Als bedarfsgerecht gelten demnach auf Acker 175 kg N und auf Grünland 210 kg N. Zusätzliche Mengen sind bewilligungspflichtig. Auch zeitliche Einschränkungen sind zu beachten, und nach längerer Übergangsfrist muss eine entsprechende Lagerkapazität für Wirtschaftsdünger vorhanden sein. Überprüft wird durch die AMA.
Andreas Gronauer (Institut für Landtechnik Freising-Weihenstephan) erläuterte die Einwirkungen von Gülle auf Wasser und Luft. Die Abgasung z.B. von NH3 (treibhauswirksam!) hängt von dessen Konzentration in der Gülle, von der Temperatur, der Luftgeschwindigkeit, der Oberfläche und vom pH-Wert ab, was gegen die kostengünstigen Güllelagunen spricht. Empfehlenswert sind vielmehr die üblichen Betongruben mit einem Durchmesser : Höhenverhältnis zwischen 1 : 3 und 1: 4. Weil bei der Ausbringung bis zu 80 Prozent des Ammoniaks binnen einer halben Stunde freigesetzt werden können, ist eine unmittelbare Einarbeitung und die Berücksichtigung der erwähnten Klimafaktoren notwendig.
Alfred Pöllinger (BAL Gumpenstein) ging auf die Gülleausbringung am Hang ein. Nach wie vor wird hier das Fass am häufigsten verwendet.
Für den gerade in Kärnten weit verbreiteten Mais stellt Gülle – richtig eingesetzt – den idealen Dünger dar, wie Erich Roscher (LWK Kärnten) nachwies.
Franz-Xaver Hölzl (Landwirtschaftskammer Oberösterreich) verwies darauf, dass die zentrale Maßnahme im Gewässerschutz die Lagerkapazität ist. Denn wenn die „Grube übergeht“ und der Landwirt deshalb etwa zur vegetationslosen Zeit ausbringen muss, gefährdet er das Grundwasser, das gerade in dieser Zeit neu gebildet wird.
Nach Markus Müller vom Maschinenring Goldbrunnhof bringt der „Gülletrac“ einer bäuerlichen Gemeinschaft bis zu 100 m“ pro Stunde aus. Die „Hundeganglenkung“ erlaubt eine relative Bodenschonung.
Für die Produktion von Strom aus zu Biogas veredelter Gülle herrschen derzeit relativ günstige Bedingungen, so Martin Mayer (LWK Kärnten). Der Gasertrag einer Kuh beläuft sich übrigens auf 1.200 kWh pro Jahr
Am Nachmittag wurde den zahlreichen Kolloquiumsbesuchern eine umfangreiche Firmenpräsentation geboten. Das Produkt eines bayrischen Familienbetriebes (Möscha) ist kostengünstig und relativ einfach konstruiert; dennoch erreichte es im DLG-Test in seiner Gruppe das beste Ergebnis. Das Problem von Fremdkörpern in der Gülle, die in relativ enge Schleppschläuche gelangen können, löst Fliegl mit einem Schneckenverteiler, die Firma Vakutec mit dem „Exa-Cut-Verteiler“, der organische Fremdkörper zusätzlich zerkleinern kann. Maschinenbau Pürstinger stellte das Verfahren der Verschlauchung vor: weil der Verteiler nicht von einem Fass, sondern von einem nachgezogenen Schlauch versorgt wird, können mit nur minimalem Bodendruck auch steile Hänge gedüngt werden. Für einen wirtschaftlichen Einsatz ist eine möglichst arrondierte Lage mit nicht zu kleinen Schlaggrößen Voraussetzung.
Der ausführliche Tagungsband ist im ÖKL zum Preis von 5 Euro erhältlich: 01/5051891, office@oekl.at