Durch richtige Bereifung die Bodenbelastung senken
Das ÖKL-Kolloquium am 23. November 2006 an der Universität für Bodenkultur Wien behandelte heuer Bodendruck und Bereifung.
Im Sinne der Nachhaltigkeit war es für den Landwirt schon immer sinnvoll, seinen Hauptproduktionsfaktor ≥Boden„ in gutem Zustand zu erhalten; nicht zuletzt dadurch, dass er die Bodenbelastung senkt.
Davon hängt schließlich der Ertrag und letztlich das Einkommen ab. Neue Vorgaben im Zuge der ≥Cross Compliance„ kommen nun hinzu. Das war für das ÖKL Grund genug, sein diesjähriges Kolloquium unter dem Titel „Durch richtige Bereifung die Bodenbelastung senken“ dem System Bereifung – Boden zu widmen. Der zahlreiche Besuch von Landwirten, Reifenherstellern, aber auch aus dem Bereich der Wissenschaft bewies zusammen mit der Diskussion, dass das Kolloquium auch 2006 wieder ein aktuelles Thema hatte.
Der Boden speichert nicht nur Wasser und Nährstoffe sondern kann auch die Bearbeitung offenbaren: Obwohl das Roggenfeld inzwischen gepflügt wurde, sind die Fahrspuren des Mähdreschers – vgl. feuchte Erntebedingungen 2006 – noch immer sichtbar. Der Traktor auf dem Bild ist mit bodenschonenden Zwillingsreifen ausgestattet. (FOTO: G. Aschenbrenner, ÖKL)
Schon bei der Begrüßung schlug der Rektor der Universität für Bodenkultur, Univ. Prof. Dr. Hubert Dürrstein einen Bogen zur Klimaänderung: Die Anomalien (u.a. der seit Menschengedenken wärmste Herbst heuer) ist für ihn kein Zufall, sondern die Folge eines durch menschliches Zutun degradierten Bodens, der seine Funktion als CO2-Speicher nicht mehr überall voll erfüllen kann. (Im Zuge der Diskussion sollte in diesem Zusammenhang später von ≥Reparaturkosten„ gesprochen werden.)
Der Zustand der österreichischen Böden ist – gemäß DI Erwin Murer (Petzenkirchen) – nicht zuletzt aufgrund des hohen Grünlandanteils gut. Die Ertragsfähigkeit ist durch die Bodenschätzung schon lange dokumentiert; nun kann etwa die Wasserhaltfähigkeit, aber auch die Belastung durch Fremdstoffeintrag von 10.000 Standorten ebenso digital abgerufen werden wie das Rückhaltevermögen für Nitrat.
Dr. Gerhard Moitzi, Institut für Landtechnik der Universität für Bodenkultur, wies nach, dass die Radlast von Erntemaschinen stark zugenommen hat. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass damit eine Bodenverdichtung einhergeht, wenn der Druck im den möglichst breiten Reifen niedrig gehalten wird.
In die gleiche Kerbe hieb der promovierte Fachmann Dr. Weißbach (D) und brachte dazu noch die ≥Überrollung„ ins Spiel, deren Anzahl beschränkt bleiben soll. Breiter werdende (Ernte-)Maschinen tragen dazu bei. Gemäß einer Faustregel sollte der Luftdruck beim Anbau nicht höher als 1,5 bar und zur Ernte, da der Boden trocken, abgesetzt und damit tragfähiger ist, 2 bar nicht überschreiten. Wenn aber das Getreide mit (alten) LKW-Anhängern, deren Reifen für eine hohe Tragfähigkeit mit 9 bar aufgepumpt sind, abgefahren wird, lassen sich tiefe Spuren und Schäden im Unterboden nicht vermeiden. Im Idealfall wird der Druck jeweils auf Acker und Straße angepasst, was allerdings nur eine Minderheit der Landwirte tut. Wenn die Messung in jedem Rad einen anderen Druck oder den zwar gleichen, aber völlig überhöhten Montagedruck zeigt, ist wenig Problembewusstsein vorhanden.
Interessant ist, dass der Wirkungsgrad des Fahrwerkes zwar innerhalb enger Grenzen, aber mit dem Schlupf zunimmt; dabei sollten 15% nicht überschritten werden. Das ≥on-land“-Pflügen würde eine Pflugsohle vermeiden, fordert aber im Gegensatz zum Fahren in der Furche dauernde hohe Aufmerksamkeit und konnte sich daher nicht durchsetzen.
Bei Raupenfahrwerke ist die Bauweise mit gefederten Leiträdern von Bedeutung, um den Boden tatsächlich nicht zu belasten; die Auflagefläche alleine ist dazu nur ein Faktor. Mehr als 500 PS können nur noch mit dieser Bauweise übertragen werden.
Dr. Etienne Diserens von der Forschungsanstalt in Tänikon (CH) beschäftigte sich mit den Implement (=Anhänger)Reifen. Nachträglich montierte größere Reifen haben zwar mehr Auflagefläche, erhöhen aber im Gelände die Kippgefahr und lassen die Bremsleistung sinken. Auch kann durch den nach vorne wandernden Schwerpunkt Gewicht auf die Hinterachse des Traktors wirken und diese – ebenso wie die Anhängekupplung – überlasten.
Ein weiterer Vortrag legte dar, dass die vielen landwirtschaftlichen Reifenmarken letztlich nur fünf Herstellern angehören. In Europa ist der Gürtelreifen das ≥Um und auf„, nicht aber weltweit gesehen. Abnormal verschlissene Reifen gehen für gewöhnlich nicht auf das Konto des Herstellers, sondern sind u.a durch falsche Vorspur bzw. unrichtgen Sturz, Allradantrieb auf der Straße oder sich nicht lösende automatische Sperren bedingt.
DI Detlef Walter, Verwalter eines Gutes in Grafenegg vermeidet Bodenverdichtungen durch konsequente Minimalbodenbearbeitung. Er bedauert in seinem Vortrag, dass sich der Ertrag, die Nährstoffversorgung, Leitfähigkeit(Feuchte) mittels GIS genau erfassen lassen – letztlich fehlt aber immer noch eine Algorithmus, der die Daten sinnvoll verknüpft.
Ausstellung:
Am Parkplatz vor dem Schwackhöfer-Haus wurden bodenschonende Reifen der wichtigsten Hersteller gezeigt. Für Zwillingsräder gibt es verschiedene Möglichkeiten der verdrehsicheren Montage, was ebenfalls dargestellt wird. Bei der „Kurmann-Achse“ werden die Räder der bisherigen Tandemachse in einer Ebene – quasi zwischen den Außenrädern und mit diesen pendelnd verbunden – angeordnet. Pöttinger wendet das Prinzip für zwei Achsen an und kommt so zum ebenfalls präsentierten „Achtradfahrwerk“.
Die Tagungsmappe ist zum Preis von 5 Euro im ÖKL erhältlich: 01/505 18 91, office@oekl.at
Weitere Informationen erhalten Sie bei DI Gebhard Aschenbrenner.