Unter dem Titel Betriebsgemeinschaften: Kostensenkung versus Unabhängigkeitstand stand das inzwischen 51. Kolloquium des ÖKL.
In seiner Begrüßung sah Mag. Friedrich Pernkopf, Kammerdirektor der gastgebenden LK Oberösterreich, die Begründung für die wenig verbreitete Betriebsform einer Gemeinschaft in der bäuerliche Psyche, gemäß derer ‚man es gerne selber macht‘. Kooperationen mit ihrem unbestrittenen Potential zur Kostensenkung lassen sich nicht verordnen. Wachsen und Weichen sei aber nicht der richtige Weg und die Möglichkeiten der öffentlichen Hand nehmen ebenfalls ab, weiter könnte ‚die Betriebsprämie um einige Tausender sinken‘. In der Flächenausstattung hat sich in den letzten fünfzig Jahren vergleichsweise wenig getan, wenn diese von durchschnittlich 11 ha auf etwa 19 zugenommen hat. ˆ Entsprechend gering ist die Kostendegression durch ‚Größe‘. Nur 13% der Betreibe bilden Eigenkapital, im Schnitt werden nur 80 % der Produktionskosten abgedeckt.
Dr. Pfadler erinnerte an den ‚Mansholt-Plan‘, in dem dieser Betriebsgröße und Strukturen forderte, die inzwischen mehr als erreicht sind seinem Verfasser zu Beginn der 60er noch das ‚kreuziget ihn‘ eintrugen. Die Bauern ‚wünschten alle Garantien, aber zu machen, was sie wollen‘. Pfadler wies auf eine verbreitete Strategie der (Stück-)kostensenkung durch lange Nutzung von Maschinen hin. Tatsächlich sinken, auf mehr Jahre verteilt, die Abschreibungen, was aber zu Lasten der Produktivität und letztlich der Arbeitszeit geht. Hauptkostenfaktor mit fast 50% ist der Traktor und die Bodenbearbeitung, folglich ist hier eher anzusetzen als beim Heuschwader. Durch Kooperation sind Lohnkosten von zehn Euro pro Tonne Weizen oder Arbeitszeiten von unter vier Stunden/Hektar durch den Einsatz großer Maschinen in der Gemeinschaft (im Prinzip ein Lohnunternehmen) möglich. Dahin muss man mit intensivster Planung mit 6 bis 8 Tagen pro Interessentengruppe erst kommen. Bei ‚Schönwetter‘ ist bis ins Detail festzulegen, welche Standardarbeitszeiten angenommen werden. Ängste vor dem Verkauf der Maschinen können genommen werden, indem nüchtern überlegt wird, was später noch benötigt wird. Überhaupt beginnt die Gemeinschaft ‚im Kopf und nicht bei der ersten Maschine‘.
Dr. Günter Breuer , Univ. für Bodenkultur, Wien und Landwirt in Lassee, NÖ stellt zunächst seinen Biobetrieb vor, in dem er häufig in Zusammenarbeit mit Nachbarn modern(st)e Technik einsetzen lasse, sich als Planer sieht aber auch selbst eingreife – z.B. dann, wenn eine Beregnung von Getreide(!) erforderlich, und angesichts des Getreidepreises ökonomisch gerechtfertigt ist. Anschließend legte er in sehr eingängigen (weil in bestimmten Abschnitten steil verlaufend), auf der ÖKL-Homepage zu betrachtenden Kurven u.a. den Zusammenhang zwischen Einkommen und Arbeit dar. Die mit der Einsatzleistung sinkenden Verfahrenskosten sollte man im Auge behalten – aber nur bis zu dem Punkt, an dem die Terminkosten infolge mangelnder Schlagkraft wieder zunehmen. Den Cash-flow sieht Pfadler im Gegensatz zu Breuer als nicht aussagekräftig (da sie die Abschreibungen zu wenig berücksichtige), was sich bei der anschließenden lebhaften Diskussion.
Der Steuer- und Unternehmensberater der LBG Wirtschaftstreuhand, Günter Kraus ging auf die möglichen Rechtsformen für Maschinengemeinschaften ein, die meist in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Ges.b. R) stehe und durch ‚konkludentes‘, weiter nicht festgeschriebenes Verhalten auch bereits für einen mit der Ehefrau geführten Betrieb gelte. Etwas kompliziert wird es z.B, wenn ein Händler eine Rechnung für eine Reparatur an eine Gemeinschaft optierender und pauschalierter Betriebe stellt. Das Umsatzsteuerecht habe nur 30 Paragraphen – die aber hätten es ‚in sich‘. Hinzu kommt noch das Sozialversicherungsrecht. Hinsichtlich der Kostensenkung sieht Kraus bei den Landwirten eine ‚Beratungsresistenz‘ und mangende Bereitschaft zur Zusammenarbeit, während Σdie Industrie keine Kooperation auslässt.). Mitunter sei er Mediator, nachdem eine Zusammenarbeit scheitert. Aufzeichnungen sind unbedingt notwendig, werden aber selten geführt.
DI Stefan Dworzak, Obmann des ÖKL und Moderator des Kolloquiums hatte für diesen Mangel wenig Verständnis: hinsichtlich der Aufzeichnungen bei der AMA gelten sehr strenge Maßstäbe, welche die Landwirte auch in Kauf nehmen.
HR Alois Rosenberger, Direktor des Francisco-Josephinums berichtete über die detaillierte Organisation der Zuständigkeiten einer Maschinengemeinschaft im Raum Oed/Amstetten, in der er Mitglied ist. Wartungslandwirte, die dafür entlohnt werden, stellen die Einsatzfähigkeit der Maschinen sicher und der 150-kW Traktor bringt es auf 1000 Jahresstunden. Eine gewisse Toleranz ist notwendig. (Anm.: Die Psychologie zog sich – bedingt durch das Thema – durch alle Vorträge).
DI Andreas Pfaller, Leiter der Agrartechnik der Maschinenringe in NÖ und Josef Voraberger, Geschäftsführer eines Ringes in OÖ, zeigten die Kostenvorteile von Maschinengemeinschaften innerhalb eines Ringes. Pfaller brachte das Beispiel eines Weinvollernters, der nach acht Jahren infolge des Fortschrittes – unabhängig von den Einsatzstunden – auf jeden Fall überholt ist. Nicht finanzierbar ist für den Einzellandwirt jene Technik, die notwendig ist, um eine Prozesszertifizierung für Qualitätswein zu erlangen.
Voraberger betreut mit seinem Ring 12 Traktoren (nebst Geräten) und 19 Holzkrangemeinschaften und verwies auf die Notwendigkeit einer Maschinenbruchversicherung. Eine Güllegemeinschaft erwies sich mit anfangs 90 Mitgliedern als zu groß; zudem lagen die Betriebe zu weit auseinander.
ÖkR Alois Papst, aus OÖ plante und berechnete zusammen mit seiner LW-Kammer die Kooperation mit einem zweiten Betrieb sorgfältig. Ein Milchkontingent wollte er nicht zukaufen, weswegen er sich für die Direktvermarktung der Milch entschied ˆ unter Anderem in Form von Speiseeis ohne Zusatzstoffe zur Haltbarmachung. In diesem Franchisesystem eines holländischen Spezialisten liefert dieser die Maschinen, und unterstützt die Werbung für die Hausruckmilli.
Mag. Johannes Mayr, Geschäftsführer präsentierte das Ergebnis einer Umfrage unter 500 Landwirten und nahm ein Ergebnis unter dem nicht weiter zu erklärenden Titel ‚Gemeinschaftsmaschinen – ja aber‘ vorweg. Die Mehrheit findet Gemeinschaftsmaschinen gut ˆ die Praxis folgt nur bedingt: Die Hälfte aller Betriebe teilt eine Maschine – am häufigsten noch das Güllefass (21%), es folgen Forstmaschinen (z.B. Krananhänger), allerdings nur mit 8%. Unter 1% liegen Schwader und Kreiselegge. Da stellt sich die Frage nach dem Pflug: ihn nützen 3% gemeinsam. Jüngere Betriebsführer verwenden eher Gemeinschaftsmaschinen, desgleichen größer Betriebe.
Nicht nur dem Gefühl und der Besucherzahl nach war das Kolloquium ein Erfolg: Das Ergebnis nach dem Schulnotensystem in den Bewertungsbögen zeigte Bestnoten für die Referenten und die Organisation ˆ aber auch für das Essen in der Landwirtschaftskammer. Die Themenvorschläge für 2012 lauteten u.a. auf Sicherheit und Elektronik. Die Diskussionen waren sachlich und konnten in den absichtlich länger gehaltenen Pausen fortgesetzt werden.