Das diesjährige Mähdrusch-Seminar wurde – nach jenen in Wieselburg, Baden, Schwechat und Groß-Enzersdorf – in Hornstein im Burgenland abgehalten. Der Schwerpunkt betraf den Rapsdrusch, wobei Vieles auf die übrigen Getreidearten übertragbar ist. Der Vortragende stellte in diesem Zusammenhang fest, dass nirgendwo in Europa so viele unterschiedliche Getreidearten angebaut werden wie in Österreich. Siebzig verschiedene Rapssorten mit unterschiedlichen Anforderungen an die Technik sind auf dem Markt!
Wieder hatte das ÖKL den Agrartrainer Klaus Semmler um Vortrag und „Training“ gebeten, welche dieser mit gewohntem Einsatz abhielt. Zuvor hatte der Obmann des ÖKL, DI Stefan Dworzak – auf dessen Flächen das Seminar stattfand – in der Begrüßung konzediert, dass die korrekte Dreschereinstellung wohl wichtig, angesichts der zu erwartenden Erntemenge und der niedrigen Preise aber ein Training zur Getreide-Vermarktung zu überlegen sei …
DI Dworzak riet seinen Berufskollegen, die Preise für die Ernte durch Vorverträge abzusichern und sich verlässliche Partner zu suchen.
(Foto ÖKL) Semmler schätzte eingangs, dass das Leistungspotential der Mähdrescher nur zu allenfalls 70% (und dieses mit sinkender Tendenz) ausgenützt wird, wozu der Umstand beitragen würde, dass man sich zu sehr auf automatisierte (Vor-)Einstellungen verlässt. Dennoch aber habe immer noch der geübte Fahrer das höchste Vermögen, den Mähdrescher an die technisch maximale Leistung hinzuführen. Hier replizierte der anwesende Vertreter eines der Marktführer, dass die hinterlegten Programme laufend verbessert werden und es für den Fahrer fast unmöglich ist, den ganzen Tag mit höchster Konzentration zu arbeiten, während der Computer nie ermüdet. Der Fahrer müsse den Überblick bewahren – etwa zum Abtanken.
Mit der richtigen Einstellung (und scharfen Häckslermessern) hängt auch der Dieselverbrauch zusammen, der zwischen 1,3 und 5,2 l pro Tonne schwanken kann, auch wenn feuchtes Stroh den Verbrauch grundsätzlich steigert. Faktormäßig analog verhält es sich bei den Reparaturkosten.
Der praktische Teil ging unter besten Erntebedingungen vonstatten während gleichzeitig nur wenige Kilometer südöstlich der Hagel schwerere Schäden anrichtete.
(Foto ÖKL) Das „Credo“ vergangener Seminare: „Siebe auf, Wind auch auf“, womit in der Folge schneller gefahren werden kann, verteidigte Semmler auch im Zusammenhang mit Raps; dabei solle man bei der Einstellung „von oben kommend“ vorgehen, anstatt sich umständlich höher zu tasten. Der empfindliche Raps verlangt niedrige Trommeldrehzahlen die bei ca. 500 U/min liegen – bis ca. 200 „Extra-Touren“ sind bei Unkrautbesatz notwendig.
Der Korbabstand kann bei einer geschlossenen Trommel noch weiter geöffnet werden. Bei nicht geschlossenen Trommeln können zusätzliche Schlagleisten am Dreschkorb montiert werden. Dadurch kann mit einem größeren Korbabstand gefahren werden, die Durchflussmenge erhöht sich und der Ausdrusch aus der Schote wird verbessert.
Das Obersieb kann komplett geöffnet werden. Je nach gemäß des vom Rapsübernehmer erlaubtem Besatzes (und um eine Aspirationsgebühr zu vermeiden) kann der Prozentsatz an Besatz mit dem vor allem mit dem Untersieb eingestellt werden. Bei dem regionalen Händler kann mit einem Aspirateur der Besatz bestimmt werden. Bsp.: ein Landwirt möchte nicht mehr als zwei Prozent Besatz im Erntegut haben. Dann sollte das Untersieb erfahrungsgemäß ca. 70 Prozent geöffnet werden. Das Seminar zeigte den Teilnehmer, die Mähdreschereinstellungen auf die Anforderungen des Übernehmers abzustimmen. Technisch wäre es möglich, das Untersieb komplett zu öffnen, doch laut Klaus Semmler ist der begrenzende Faktor das Gebläse oder die Turbine. Stichwort: Beim Rapsdrusch gibt es nur wenig Überkehr, was eine Folge der möglichst geschlossenen Siebverlängerung ist.
Die Probe aus der Überkehr zeigt keine grünen Schoten (der Raps ist physiologisch reif), auch wenn sie (vgl. Bild links) noch nicht optimal ist. Semmler formulierte übersteigert: Im Idealfall könnte der Drescher (hier: MF) mit geöffneter Überkehrklappe fahren. Es gilt: „Wind hoch und Siebe auf!“ Bei grünen und Schoten und somit fehlender Abreife muss mit dem Drusch gewartet werden.
(Fotos ÖKL) Die Kornverluste bestimmt man „von vorne kommend“: So vermeidet man, Körner für Verlust zu halten, die schon am Feld liegen, bevor sie mit dem Schneidwerk in Berührung gekommen sind.
Die Finger an der Einzugstrommel sollten für Raps „auf Griff“ stehen.
(Foto ÖKL) Sind obige Hinweise eher den großen Zusammenhängen zuzuordnen, so sprach Semmler auch „Feinheiten“ an:
– So ist es besonders für den Fall des Reversierens des Einzuges nützlich, die Ährenheber hinten zusammenbiegen, womit sie den Zinken der tief gestellten Haspel weniger „Angriffsfläche“ bieten.
– Insbesondere beim Schumacher-Schneidwerk reduzieren hinter dem Messer angebrachte Führungsrollen den Verschleiß wesentlich, auch wenn eine Rolle (Einwurf aus dem Publikum) 30 Euro kostet.
– Rapssäure ist aggressiv, weswegen es sich empfiehlt, Hohlräume abzudichten.
– Besonders bei vielen Ackerdisteln im Bestand kommt es vor, dass es dadurch zu einem Rapsstrohstau in den Schüttlern kommt. Dann ist ein „Stop“ der Maschine vorprogrammiert.
– Die Gegenschneiden im Häcksler sollen bei Raps nicht in den Häcksler reichen, somit wird das sperrige Rapsstroh besser von den Messern angenommen.
Polemisch fragte Semmler in die Runde, ob es noch erlaubt sei, das Dreschen nach Hektar abzurechnen (Anm: Bekanntlich ist dies dennoch immer mehr der Fall und wenn in den ÖKL-Richtwerten Pauschalwerte angeführt sind, so wurde damit den Gegebenheiten und den sozialversicherungsrechtlichen Aspekten Rechnung getragen). Gemeint war: es kann nicht egal sein, wie hoch die Schnitthöhe und damit neben dem Körner- der Strohdurchsatz ist. Beim tiefen Schnitt nimmt weiters der Verschleiß infolge der aufgewirbelten, wie Schmirgel wirkenden Erde bei geringer Schnitthöhe zu.
Die Erntelogistik ist zusätzlich eine Aufgabe für den Mähdrescherfahrer und den Auftraggeber. Das Abtanken während der Fahr spart Zeit. Man spricht hier von bis zu 7 € pro Minute als entgangene Einnahmen. Durch permanentes Überladen beim Drusch kann die Tagesleistung um ein Drittel werden. Semmler: „Abtanken am Feldrand kostet ca. 10 min“, das sind bei ca. 20 mal am Tag schon ca. 3 Stunden, was über eine ganze Druschsaison im Durchschnitt drei bis vier Tage zusätzliche Einsatztage ausmachen kann“.
Klaus Semmler appellierte an die Druschunternehmer, den Lohndruschpreis – abgesehen von der Mähdreschergröße und Zubehör – nach den Kriterien: Tonnen/ha, Schnitthöhe, Häckslereinsatz, Einzelflächengrößen und möglicher Abfuhrleistung zu bemessen.
Wieder rückte er die Sicherheit in den Vordergrund: Wichtigstes beim Mähdrusch ist die Fahrer- und Beifahrersicherheit; es habe noch nie eine Steigerung an Unglücksfällen mit Mähdreschern wie in den letzten Jahren gegeben. Es muss vor Arbeiten am Drescher selbstverständlich sein, zu warten bis sich die Maschine „beruhigt“ hat. (Der Häcksler verfügt über einen Freilauf und kann fast geräuschlos noch lange rotieren, bevor das „Klingeln“ der Messer deren letzte Umdrehungen ankündigt).
Eine rückwärts gerichtete Kamera zeigt nicht nur, dass der Strohfluss in Ordnung ist, sondern erleichtert das Anhängen des Schneidwerkswagens. Nachgerade todesmutig ist, den Mähdrescher mit niedrig eingestelltem Hydrostaten unbeaufsichtigt rückwärts kriechen zu lassen, während man den Wagen an dessen Deichsel „zurecht“ rückt.
Bei Arbeiten insbesondere unter dem Tisch ist dieser abzustützen. Vor allem der Stress bei Wetterkapriolen, eine Zunahme der Betriebsfläche pro Betriebsführer und die „Routine“ erhöhen die Unfallgefahr.
Die Schritte zur Druschoptimierung wurde an den Maschinen der Hersteller CASE, CLAAS und MASSEY-FERGUSON und somit drei unterschiedlichen Dreschprinzipien demonstriert.
DI Gebhard Aschenbrenner und
DI(FH) Herbert Donner-Ipsmiller, MSc.