ÖKL-Praxisseminar Spülung und Reparatur von Drainagen

Am 9. November 2016 veranstaltete das ÖKL in Baden bei Wien das Praxisseminar „Spülung und Reparatur von Drainagen“, knapp 40 Personen nahmen daran teil.

Für das Seminar, das aus einem theoretischen und einem praktischen Teil bestand, hat das ÖKL mit Herrn DI Albert Spreu vom RKL in Rendsburg (D) einen ausgewiesenen Fachmann gewonnen.

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[ngg_images source=“galleries“ container_ids=“5″ display_type=“photocrati-nextgen_basic_slideshow“ gallery_width=“320″ gallery_height=“240″ cycle_effect=“fade“ cycle_interval=“10″ show_thumbnail_link=“0″ thumbnail_link_text=“[Show picture list]“ order_by=“sortorder“ order_direction=“ASC“ returns=“included“ maximum_entity_count=“500″]AUSFÜHRLICHER BERICHT von DI Gebhard Aschenbrenner:

Im November hat das von mehr als 40 Teilnehmern besuchte ÖKL-Praxisseminar „Spülung und Reparatur von Drainagen“ mit einem theoretischen (in der BBK Baden) und einem praktischen Teil auf einer betroffenen Fläche in deren Nähe stattgefunden. Mit Herrn B. Sc. Agr. Albert Spreu (RKL, D) konnte ein ausgewiesener Fachmann gewonnen werden. Infolge des in Norddeutschland meist geringen Gefälle sind die Ansprüche an die Drainagewartung besonders hoch.

Im Seminar ging es „nur“ um Wartung und Sanierung der Drainagen, denn aus Gründen der Ökologie sind Neuanlagen kaum noch möglich, wenngleich insbesondere in Deutschland noch bedeutende drainagierungswürdige Flächen bestehen. Die „Großwetterlage“  hinsichtlich einer Flächenausweitung ist aber bekanntlich anders. Auf den teilweise vorgeschriebenen Stilllegungsflächen haben die Pflanzen Zeit, ihre Wurzeln in den Einzugsbereich hinab zu senken. In regulären Kulturen gibt es Unterschiede und so gehen besonders – nicht zuletzt durch ihre Überjährigkeit bedingt – Luzernewurzeln besonders tief, in etwas geringerem Maß jene von Raps. Am „anderen Ende“ steht so gesehen Sommergetreide mit seiner kurzen Vegetationszeit. Baumwurzeln können seitwärts noch in 20 Metern Entfernung in eine Drainage einwachsen!

dsc05297In diesem  Fall haben hineingewachsene Wurzeln der in dieser Hinsicht aggressiven Esche (das Gegenteil ist  z. B. die Pappel) den Durchfluss  nach 34 Jahren endgültig unterbunden. Der Farbunterschied des „Bewuchses“ ist durch unterschiedliche Humusgehalte des prinzipiell silikatischen Bodens bedingt. (Foto ÖKL)

Spreu bedauerte, dass auch Wissen um die Drainagen verloren geht – praktisch aber auch theoretisch, wenn wie z.B. in Deutschland eine eigene HS für  Wasserbau geschlossen wurde. Das Wissen umfasst auch jenes über die Lage der Stränge und überaus verschieden war – soferne überhaut vorhanden – die Genauigkeit von Plänen, von denen die Teilnehmer berichteten und die von cm-genau und aus der Vorkriegszeit bis zum Gegenteil reichten. Durchaus unterschiedlich waren die Aussagen der Teilnehmer zum Erhaltungszustand der früher verwendeten Tonrohre, die von weiter verwendungsfähig bis zu durch chemische Vorgänge stark angegriffen reichten. Tonrohre, deren Hersteller mittlerweile selten geworden sind (Anm: und ihre Produkte für Präsentationen von Weinflaschen empfehlen …) lassen sich im Gegensatz zu Wellkunststoffrohren leicht reinigen. Das Verlegen der lediglich 33 cm lagen Rohre von Hand ist aber aufwendig, daran ändert es wenig, wenn es dafür einen speziellen Haken gibt. Aber auch moderne Verfahren mit Kunststoffschläuchen kosten gemäß Spreu zwischen 15.000 bis 30.000€ für Neuanlagen – so ferne diese überhaupt noch zulässig sind. Tonrohre halten auch 100 Jahre, während die Lebensdauer von Kunststoffrohren länger als 30 Jahre nicht gewährleistet ist.

Angesichts der angespannten Marktlage in Marktfruchtbetrieben, aber auch im Grünland ist es naheliegend, zunächst einmal im Bereich der Entwässerung sparen, zumal vorerst (im doppelten Wortsinn) alles „läuft“. Wenn sich dies ändert, können für das zudem höchst unfallträchtige (Peitscheneffekt gerissener Seile und Ketten) Bergen versackter Maschinen, an denen mangels geeigneter Befestigungspunkte ebenfalls Schäden entstehen können, hohe Kosten verursacht werden. Teuer ist es auch, wenn ein eingesunkener Häcksler die gesamte Silierkette zum Stehen bringt oder ein Mähdrescher vor einer Regenfront nicht fertig wird. Illustrationen dazu erübrigen sich; es kursieren genug Szenen, in denen z.B. nicht nur die zu bergende Maschine versunken ist, bis letztlich ein Bagger zum Einsatz kommt …Spreu dazu: Beim Verlassen der Maschine spart man sich den Abstieg…

Eine bis zur Achse eingesunkene Maschine mit mittlerweile bis zwei Metern Raddurchmesser zerstört den Strang vollends, auch wenn die Verlegetiefe von 0,8 bis einem Meter, bei Rüben u.U. tiefer – es gibt dazu eine DIN-Norm – eingehalten wurde.

Beim Suchen schadhafter Stellen sollten die „letzten 20 cm“ von Hand gegraben werden, um größere Schäden am Drainagestrang zu vermeiden. Beim Einsetzen der Rohre muss darauf geachtet werden, dass der Boden darunter nicht nachgibt, also die Sohle vorher verfestigt wird. Sogenannte „Strobusil“-Rohre sind relativ biegefest. Provisorien – weil z.B. bestimmte Verbindungsteile, Abzweiger etc. momentan nicht verfügbar sind, ja selbst, wenn mit einem stumpfen Messer am Kunststoffrohr gearbeitet wird – rächen sich nach einiger Zeit.

Auch beim Verfüllen der Gräben ist insbesondere bei steinigen Böden sorgsam vorzugehen. Eine Ummantelung mit Kokos oder Stroh verhindert dass  Einschlämmen von Material; eine Lage Schotter (der Sortierung 16/32 mm) über dem Schlauch schont diesen und vergrößert zudem den Einzugsbereich. (Als das Verfüllen noch nicht mit dem Bagger sondern mit der Planierraupe geschah, schob der Raupenfahrer mit der in dieser Hinsicht legendären, früheren „CAT D6“ die Erde in  spitzen Winkel über die Gräben, statt im rechten Winkel auf den Graben zuzufahren). Eher auf die Optimierung von Anlagen z.B. durch Verringerung des  Saugerabstandes bezog sich der Tipp, am Grablöffel des Baggers den mittleren Zinken zu verlängern und so leichter eine „Mittellage“ zu erreichen. Zum Graben mit der Hand empfahl Spreu zum ermüdungsfreien Arbeiten die Größe 0 anstatt der „baumarktüblichen“ 1 oder 2.

Regelmäßiges Spülen verhindert das Zuwachsen bzw. Versanden bzw. Verschlämmen der Anlagen. (Ein Teilnehmer sprach davon, dass es durch die zunehmend längeren  Trockenzeiten zu Ablagerungen kommt, weil zu wenig Wasser fließt, um diese abzutransportieren.)

Zum Zusetzen kann es auch für die seltener vorkommende Verockerung, einer chemische Reaktion des  Eisens im Drainagewasser, wenn dieses mit O2 reagiert und ausfällt, kommen. Im Vorfluter wiederum können Schlieren entstehen, die wie Öl aussehen und ebensolchen Alarm auslösen können! Beim Spülen ist darauf zu achten, dass nicht zu große Mengen Ocker die Kiemen von Fischen verkleben.

Häufig sind es einfach immer schwerer werdende Maschinen deren  sogenannten Druckzwiebeln sich im ungünstigsten Fall über einer Drainage schneiden und diese mechanisch durch Zudrücken beschädigen.

Die praktischen Vorführungen mit dem Spülen und der Drainage-Inspektion mit einer Kamera wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Berl „kommunal services“, einem überregional tätigem Unternehmen fanden auf einer Pachtfläche des Obmannes des ÖKL, DI Stefan Dworzak unmittelbar neben der Südbahn statt. Eine Besonderheit am Spülfahrzeug ist, dass das Spülwasser gleich in diesem gereinigt und somit der Frischwasserverbrauch verringert wird.

hauer-rohrkameraDie fahrbare Kamera mit elektrischem Antrieb lässt sich mit unterschiedlich großen Rädern ausrüsten und vermag sich auch noch bei 15 cm Rohrdurchmesser zu bewegen. Die Beleuchtung reicht aus, um Farbbilderauf den Bildschirm zu übermitteln. (Foto: G. Hauer/LK NÖ).

20161109-froschperspektDas erzeugte Bild aus der „Froschperspektive“. (Foto ÖKL)

20161109-drainage-oekl-23Eine breite Auswahl unterschiedlicher durch Wasserdruck sich vorwärtsbewegender Arbeitswerkzeuge steht zur Verfügung. (Foto ÖKL)

Michael Berl sprach mit Rücksicht auf die Schonung der Rohre niedrigeren Drücken das Wort, auch wenn solche bis 170 bar möglich sind. Naturgemäß sind Kunststoffrohre stärker durch Abrasion gefährdet als  jene aus Beton oder Ton.

20161109-drainage-oekl-15Unterschiedliche Fräsköpfe bzw. Arbeitswerkzeuge (Foto: ÖKL)

Bei stärkeren Ablagerungen  können sich aktiv bewegende Fräsköpfe eingesetzt werden. In einem Fall werden durch Unwucht Schwingungen erzeugt, welche die Ablagerungen lösen. In schwierigeren Fällen rotieren Ketten wie bei Mulchgeräten.

Sollte dies nicht zum Ziel führen oder der Rohrdurchmesser für die genannten Vorrichtungen zu gering sein, so muss aufgegraben werden, wobei ein ebenfalls gezeigtes elektronisches Gerät  das Lokalisieren des Arbeitswerkzeuges erleichtert. (Wer kennt das nicht: über der vermuteten Stelle wird zunächst längs, bei Erfolglosigkeit quer zum Strang aufgegraben; zunächst in eine Richtung, dann in die andere. Dann doch in erstere, wo man bei ersten Versuch 10 cm zu wenig tief gesucht hat…). Immerhin können Unregelmäßigkeiten im Profil gewisse Hinweise zur Lage geben; auch dann, wenn der Boden wieder  in der richtigen Reihenfolge – Humus oben, B-Horizont darunter eingebracht worden ist.

20161109-drainage-oekl-36Nicht um Licht-, sondern um Wasserstrahlen handelt es sich hier. Ein Fräskopf arbeitet sich durch einen verschlammten Kanal unter der Südbahn. (Foto: ÖKL)

Stellenweise geriet die Diskussion zum (österreich-)spezifischen Erfahrungsaustausch, bei dem Albert Spreu sich in der Rolle eines Moderators sah. Folgerichtig musste der Theorieteil mit Grundsatzüberlegungen und vielen nützlichen Tipps verlängert werden. Die Konsequenz ist auch wie bei vorangegangen Seminaren eine Wiederholung – es entspricht dem Charakter eines Seminars und unterscheidet dieses von einem Vortrag, wenn die Teilnehmerzahl beschränkt ist. Der Vortragende Albert Spreu hält Vorträge in verschiedensten Regionen, auch in der Ukraine und Kasachstan – aber eben auch für das ÖKL, so wie zuletzt zur Getreidetrocknung.
 

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