ÖKL-Webinar Engerlinge im Grünland – Prävention und Bekämpfung

Bericht zum Webinar „Engerlinge im Grünland – Prävention und Bekämpfung“
Durchgeführt am 11. März 2021

Engerlinge können bei übertreten der Schadschwelle von 40 Individuen/m² im ersten Entwicklungsjahr und 30 Engerlinge/m² im zweiten Jahr enormen Schaden im Grünland anrichten. Im Schadensjahr 2018 waren in Oberösterreich 400 Engerlinge auf einem m² keine Seltenheit. Stellenweiße wurden bis zu 700 Käferlarven/m² ausgezählt. Werden diese Zahlen auf ein Hektar und GVE umgerechnet, so erhält man einen GVE-Besatz von 12 bis 15/ha. Bei einer herkömmlichen Bewirtschaftung sollte man mit einem Hektar Grünland 1,5 bis 2 GVE ernähren können. Vergleicht man diese Zahlen, so kann man sich vorstellen, dass bei einem hohen Engerlingsbefall nur mehr eine Spur der Verwüstung zurückbleibt.

Mit 63 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das ÖKL-Webinar mit dem Titel: „Engerlinge im Grünland – Prävention und Bekämpfung“ eine gelungene Veranstaltung. Die beiden Referenten und Engerlingsexperten Mag. Michael Fritscher von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und DI Johannes Hintringer vom Maschinenring Oberösterreich berichteten bei der zweistündigen online Veranstaltung über die unbeliebten Larven der Mai-, Juni- und Gartenlaubkäfer.

Den beiden Referenten war es ein Anliegen zu erwähnen, dass vieles von ihrem Wissen aus den Erfahrungen und Arbeiten von DI Peter Frühwirth und Ing. Roman Braun entstammt, die sich in ihren beruflichen Laufbahnen als Grünlandreferent an der LK OÖ bzw. Agrarbetreuer des MR OÖ viel mit den Engerlingen beschäftigten.

Nach einer kurzen Einleitungsphase begann Mag. Michael Fritscher mit seinem Vortragsteil zur Thematik. Um zu wissen „wer“ eigentlich mein Grünland schädigt, ist es wichtig, den Engerling bestimmen zu können. Aus der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae) treten im österreichischen Grünland drei Arten von Engerlingen auf, die Schaden im Grünland anrichten können. Dazu gehören die Larven vom Maikäfer (Melolontha), Junikäfer oder gerippter Brachkäfer (Amphimallon solstitiale) und der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola). Die Engerlinge der Käfer können anhand ihrer Zeichnung am After, ihrem Kriechverhalten oder der Größe unterschieden werden. Das derzeitige Massenauftreten der Mai- oder Junikäfer ist auf den Gradationszyklys zurückzuführen. Das bedeutet, dass sie über einen längeren Zeitraum gehäuft in Erscheinung treten können und zwischenzeitlich für das menschliche Empfinden nicht mehr vorkommen. Zuletzt war so eine Massenvermehrung von Ende der 40er Jahre bis Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts beobachtbar. Seit 2003 sind die Mai- Juni- und auch Gartenlaubkäfer wieder verstärkt im Vormarsch und sie werden voraussichtlich noch 15 bis 20 Jahre in Massen auftreten. In dieser Phase gibt es wiederum sogenannte Schadensjahre in denen die Engerlinge durch ihr Entwicklungsstadium den größten Hunger haben und somit Verwüstungen im Grünland hinterlassen können. Dies war zuletzt im Jahr 2018 beobachtbar und wird für das Jahr 2022 erneut erwartet. Durch mehrere Entwicklungsstadien und unterschiedliche Käferarten treten aber auch in den Jahren dazwischen Schäden auf.

Das Massenauftreten der Käfer in unseren Breiten wird durch leichte Böden, die sich schneller erwärmen oder sonnige Lagen mit Neigung zum Trockenstress begünstigt. Auf krautreichen Beständen mit geringerer Dichte von Futtergräsern und langsameren Wiederantrieb ist die Gefahr von Engerlingsschäden ebenso erhöht wie auf weniger ertragsbetonten Grünlandflächen, die stickstoffreduziert bewirtschaftet werden. Der Klimawandel und der damit verbundene Temperaturanstieg sowie die geringere Niederschlagsmenge sind nicht die Ursache für die Engerlingsplage, sie wird dadurch aber gefördert.

Hat man aber nun die gefräßigen Viecher im Wiesenboden, sollte man etwas dagegen tun, um nicht einen Totalausfall der Ernte zu riskieren. Dabei gibt es ein paar Möglichkeiten um den Engerlingen Herr zu werden. Wenn möglich, sollte das Grünland mechanisch umgebrochen werden. Eine weitere Möglichkeit der Engerlingsbekämpfung ist der Einsatz von Pilzsporen, welche die Käferlarven als Wirt nutzen und diese abtöten. Das beste Ergebnis erzielt man durch einen kombinierten Einsatz der Bekämpfungsmaßnahmen. Zurzeit gibt es die Möglichkeit Pilzsporen mithilfe der „Pilzgerste“ oder dem Produkt „Artis Pro“ in den Boden zu bringen. Wie das technisch umsetzbar ist, welche Fristen und Auflagen es gibt, welche Kosten entstehen und was sonst noch zu beachten ist, kann man in unserer Webinar Aufzeichnung erfahren.

Nach einer kurzen Pause und einem Kurzfilm, der vom Maschinenring OÖ und der Landwirtschaftskammer OÖ zur Verfügung gestellt wurde, schloss DI Johannes Hintringer mit seinem Vortrag an. Er begann mit einer Darstellung der Engerlingsverbreitung der Mai- Juni- und Gartenlaubkäfer mithilfe einer Österreichkarte. Anschließend ging er auf die Möglichkeiten einer mechanischen Engerlingsbekämpfung ein. Nach Erfahrungswerten haben sich dafür die Kreiselegge, Rotoregge, Zinkenrotor oder die Fräse bewährt. Auf was beim Einsatz der einzelnen Maschinen zu achten ist und welche Zeitfenster zur Engerlingsbekämpfung einzuhalten sind um einen möglichst hohen Erfolg zu erzielen wurde vom Maschinenring-Experten anschließend genauer erklärt.

Mindestens genauso wichtig wie die mechanische Bekämpfung der engerlingsgeschädigten Grünlandflächen ist die passende Folgenutzung der umgebrochenen Wiesen um ein vitales Grünland zu rekultivieren. Als unmittelbare Deckfrucht wird Hafer oder Sommerroggen empfohlen, wobei auch hier wieder auf eine geeignete Folgenutzung zu achten ist.

Nach der erfolgreichen Bekämpfung der Engerlinge sollte die langfristige Bewirtschaftung der Grünlandflächen möglichst optimal verlaufen, um nicht nach drei Jahren den kompletten Bekämpfungsprozess wiederholen zu müssen. Solche Maßnahmen sind auch mit entsprechenden Kosten und Aufwand verbunden. Dabei ist es essentiell einen gesunden, widerstandsfähigen Pflanzenbestand zu schaffen. Dafür wird empfohlen, durch ausreichend und ausgewogener Düngung ein dichtes und Futtergrasreiches Grünland herzustellen.   

Wenn Sie mehr über die ungebetenen „Wiesenschädlinge“ erfahren möchten, gibt es die Möglichkeit das Webinar nachzuschauen. Hier geht’s zum Link.

Bericht: DI Rupert Gruber BEd

Das Webinar fand am Donnerstag, 11. März 2021, von 13:30 bis ca. 15:30 Uhr statt,
die Teilnahmegebühren betrug € 19 (mit lw. Betriebsnummer)

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!! Das Webinar wird in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol im Ausmaß von 2h als verpflichtende Fortbildung für den Pflanzenschutzausweiß anerkannt !!

Falls Sie das Webinar als Fortbildung für den Pflanzenschutzausweiß nutzen wollen, senden Sie uns bitte eine kurze E-Mail an rupert.gruber@oekl.at und geben uns Bescheid. Wir werden nach der Veranstaltung Ihre Anwesenheit an die zuständige Landwirtschaftskammer weiterleiten.