Was Isobus heute kann: BERICHT

Sechs Jahre, nachdem das ÖKL eine damals vielbeachtete Vorführung zur elektronischen Interaktion Traktor und  Maschine veranstaltet hatte, ging das ÖKL nun an deren Wiederholung an der Versuchswirtschaft der Universität für Bodenkultur in Großenzersdorf.

ISOBUS wird in der österreichischen Landwirtschaft zunehmend verwendet. Dabei steht BUS für „Binary Unit System“ und bedeutet, dass für die Übertragung von Daten oder das Erteilen von unterschiedlichen Arbeitsaufträgen vom Traktor an die Maschine nicht für jedes ausführende Organ (Pickup – Kratzboden – Rückwand) eine eigene elektrische Leitung zur Ansteuerung der Ventile zu den jeweiligen Hydraulikfunktionen (und bis hin zum Einschalten der Beleuchtung, der Übertragung von Bildern)   notwendig ist. Vielmehr erkennt die Ansteuerung („Jobrechner“) aus der Mehrzahl der über nur eine Leitung übertragenen Befehle, dass sie und nicht ein andere Ansteuerung ein Ventil zu öffnen oder zu schließen hat. Inzwischen fließen aber auch umgekehrt Daten oder Befehle von der Maschine zum Traktor und es wird z.B. dessen Vorfahrtgeschwindigkeit vom Ladewagen automatisch so geregelt, dass eine bestimmte, einstellbare Belastung nicht überschritten wird.

Das Signal erzeugt der Ladewagen z.B. durch die Messung des Antriebsmomentes an den Förderorganen. Der Zusatz „ISO“ besagt, dass eine bestimmte Norm mit der Bezeichnung ISO 11783 eingehalten wird und in der  Stecker und Leitungen, die Art der Teilnehmer sowie Datenformate und Schnittstellen definiert ist.

ISOBUS ist die Bezeichnung für den ein weltweiten Standard für die Kommunikation:  Traktor – Terminal – Anbaugerät sowie zugehörige Softwarelösungen, die 1990 eingeführt wurde und ermöglicht, den Ansprüchen nach höherer Präzision, höherer Fahrgeschwindigkeiten, größeren Arbeitsbreiten, gleichzeitigem Datenaustausch und Vereinheitlichung der Bedienung gerecht zu werden. Die Entwicklung setze im Jahr 1970 mit dem ersten Einsatz von elektronischen Anzeigen  und ebensolchen Regelungen 1975 ein, wie DI Manfred Nadlinger (BLT Wieselburg) in seinem Vortrag „Rückblick ISOBUS und Stand der Technik heute“ darlegte. Seit 2008 gibt es die Umsetzung der ISO 11783 in der AEF (Agricultural Industry Electronics Foundation). In dieser sind  rund 50 Unternehmen, Verbände und Organisationen eingebunden und arbeiten aktiv miteinander. Durch die Gründung der AEF konnte eine erhöhte internationale Akzeptanz von ISOBUS-Technologie erzielt werden, womit Insellösungen zunehmend vom Markt verschwinden. Die AEF – Datenbank für Händler und Landwirte stellt eine sehr gute Übersicht darüber dar, welche Produkte unterschiedlicher Hersteller kompatibel sind und berücksichtigt Tests und Zertifizierungsverfahren. Der ältere DLG – ISOBUS –Test bestätigt lediglich die Konformität, aber nicht, dass zwei miteinander verbundene Maschinen auch funktionieren und ist daher überholt. Die genannten Bestrebungen sind vor dem Hintergrund zu sehen (und umso höher einzuschätzen)  als für die durch Zukäufe zu sog. „Full-linern“  gewordene Hersteller doch einer Versuchung unterliegen, eigene, nicht mit anderen Herstellern kompatible Systeme zu entwickeln.

Dagegen sind am AEF-Aufkleber in (bisher) sechs Kästchen die möglichen Funktionalitäten angeführt. So besagt TC SC, dass der Taskcontroller (ein Steuergerät als Schnittstelle zwischen Hofgerät, Terminal und  Jobrechner an der Maschine)  – unter der Voraussetzung, dass die besagte Funktionalität „SC“ übereinstimmt – eine automatisierte Teilbreitenschaltung („section control“) an Düngerstreuer, Feldspritze oder Sämaschine möglich ist.

Analog verhält es sich bei TC GEO: hier können Felddaten hinterlegt werden, anhand derer  die Ausbringmenge,  z.B. von Mineraldünger „georeferenziert“ (standortangepasst) abgearbeitet wird.

Und dennoch: nicht immer funktionieren die Systeme auf Anhieb; eine Probe, bevor die Anschaffung ganz bezahlt wird kann nicht schaden und wenn es nur an einem Kabel liegt…

DI Nadlinger erwähnte auch die  neuerdings anstatt von Terminals (Steuereinheit am Traktor zur Bedienung von Geräten) verwendeten Tablets.  Sie haben eine höhere Rechenleistung und lassen sich mittels einer „App“ individuell für ein bestimmtes Gerät programmieren. – Bisher konnte es mitunter schon zu Sichteinschränkungen am rechten Kabinenfenster infolge der Vielzahl von Terminals kommen! Tablets haben auch größere Bildschirme, was deren Bedienung (bedingt, bei der Fahrt auf einen rau(h)en Acker ist ein klassischer Knopf „sicherer“) erleichtert.

Die Investitionen in ISOBUS erfordern höhere Beträge – ein Vertreter nannte z.B. 15 bis 20.000 Euro für einen Wiegestreuer mit Steuerung. Die Investitionskosten und die häufigen Fragen dazu  –  ein Grund mehr, dass das Landtechnikseminar wurde von  ca. 40 interessierten TeilnehmerInnen besucht wurde.

Wie in der  bereits „legendären“  ersten – damals von der AEF lobend erwähnten – derartigen Veranstaltung wurden Funktionalitäten, Übersichten und Bedienfunktion von Tablets und Terminals in Kombination mit Traktor und Gerät per Bildübertragung live aus der Kabine auf zwei große Bildschirme  übertragen und so für Alle gut sichtbar gemacht. Dazu wurden die Gespanne der Reihe nach in die Halle gefahren, in welcher die Hersteller ihre Produkte (angesichts der Temperaturen bei geschlossenen Toren …) erläuterten.

Übertragung auf den Bildschirm

Bildübertragung aus der Kabine auf die Monitore (Foto ÖKL)

 

 

GruppeInteressierte TeinehmerInnen in Landtechnikhalle an der BOKU Groß-Enzersdorf (Foto ÖKL)

 

Praktische Erklärungen der TerminalsPräsentation der ISOBUS – Kompatibilität. Im Bild Ing. Leopold Eder von „Amazone“ (Foto ÖKL)

 

Einige der vorgestellten Produkte verschiedener Hersteller wie Tablets, Terminals, Hardwarekomponenten und Softwareinformationen wurden erstmalig in Österreich gezeigt.

Folgende Kombinationen aus Traktor und Gerät wurden vorgestellt:

  • MF 7718 Datatronic 4 und ISOBUS Joystick mit der Spirit ST300 R (E-Services)I-PAD und ISOBUS/W-LAN; MF 6614 mit Väderstad TEMPO
  • Deutz Fahr 6160 TTV mit Agrosky und Kverneland TELLUS mit einem Kverneland Düngerstreuer Exacto TL Geo-spread
  • John Deere 6155 R mit Command Center 4 und GreenStar 2630 mit Pöttinger Terrasem
  • Steyr 6200 mit dem AFS 300 Pro-Monitor mit Touchscreen – Funktion mit Kverneland U-drill -Sämaschine
  • Fendt 724 Profi Plus Varioterminal und Multifunktionsjoystick mit Lemken Sämaschine mit CCI 200
  • CASE CVX 130 mit AFS und Amazone Düngerstreuer ZA-TS 4200 mit CCI 100 und AMATRON – Terminal.
  • Firma Reichhardt mit einem Nachbausatz ISOBUS auf ältere Traktoren und ISOBUS – Terminallösungen.

In den Pausen und nach der Veranstaltung war es für die TeilnehmerInnen möglich, sich von den Vertretern der Hersteller fachlich informieren zu lassen und einen Gedankenaustausch zu pflegen. Die  vorgeführten Terminals konnten im (durch die Umstände freilich eingeschränkten) Echtbetrieb getestet und verglichen werden, denn in der Halle konnten naturgemäß keine Maschinenfunktionen „ausgelöst“ werden).

Die Veranstaltung war wiederum ein Erfolg und das ÖKL wird das Seminar zu passender Zeit – in immer kürzeren Zeitabständen werden im Bereich der Agrarelektronik neue Lösungen gebracht – wiederholen. Im Zusammenhang mit der Agrarelektronik darf auf ein ÖKL-Seminar zum Parallelfahren im Spätsommer verwiesen werden.

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