„Technik und Management von Mähdreschern für die Praxis“
…war das Thema einer vom ÖKL und Francisco Josephinum in Wieselburg gemeinsam veranstalteten Fachtagung am Montag, 9. Juni 2008.
Für ursprünglich 50 Personen ausgeschrieben, um den Charakter eines Seminars – welches eher in die Tiefe geht – zu erhalten, nahmen letztlich doppelt so viele Personen teil. Es tat dem „Wissenstransfer“ aber auch keinen Abbruch, wenn nun eine Maschinenhalle statt eines Saales den äußeren Rahmen bot. Landwirte waren bei der Veranstaltung ebenso vertreten wie Lohnunternehmer, Lehrer und Berater. Zugleich nutzten die Importeure der in Österreich maßgeblichen Drescherfabrikate die Gelegenheit, ihre Modelle einem Fachpublikum zu zeigen.
Der Vortragende Klaus Semmler, Teilhaber eines auf mehreren Kontinenten tätigen Beratungsunternehmens aus der Nähe von Osnabrück, schlug demgemäß zur Einstimmung den Bogen über die von Natur aus (und mentalitätsmäßig) durchaus unterschiedliche Bedingungen: Getreideerträge, die infolge von Trockenheit z.B. in Andalusien das Dreifache der Aussaatmenge kaum überschreiten, Mais in Südafrika mit einer Erntefeuchte von unter 10%. „Selbstvermarktung“ kann in Russland bedeuten, dass der LKW-Fahrer auf dem Weg zum weit entfernten Silo die Ladung etwas verringert …
Hierzulande geht es weniger um die grundsätzliche Organisation als um das Ausnützen der Reserven, die nach Semmlers Erfahrungen im Schnitt nur zu 70% erfolgt. Die Kapazitätsgrenze der neben dem Rübenvollernter teuersten Maschine muss zur Senkung der Kosten ausgenützt werden, wenngleich es nicht jedermanns Sache ist, wie von Semmler empfohlen, dazu bewusst einmal einen Trommelwickler (in Österreich auch Bär oder Kalb genannt) herbeizuführen. Mitunter wird mit einer Standardeinstellung, die nur die Getreideart berücksichtigt, gefahren. Dabei bestehen nicht nur innerhalb dieser Unterschiede, sondern es ändern sich die Bedingungen in den zehn oder mehr Druschstunden über den Tag. Zwar kann die Kornfeuchte am Morgen knapp für die Einlagerung ausreichen, aber das Stroh – das übrigens stets den begrenzenden Faktor darstellt – noch eine Feuchte von über 20 % aufweisen. Da ist es augenscheinlich, dass hier die Einstellung laufend verändert werden muss.
Die vielen praktischen Tipps, die Semmler zu den unterschiedlichsten Maschinen gab, basieren auf Messungen und Datensammlungen; angesichts mancher Angaben zum Korndurchsatz vermutet er, dass hier der Drescher gleich mit gewogen wurde … Nützlich waren die Hinweise: Die Korbleisten sollten, ebenso wie die Ketten, im Schrägaufzug wechselweise montiert werden, um den Verschleiß gleichmäßig zu halten. Eigene Nacharbeit an der neu ausgelieferten Maschine kann notwendig sein. So zeigt z.B. ein Mehr an Farbe der äußeren Schüttler im Vergleich zu der der inneren, dass die Einzugsschnecken das Erntegut zu weit in die Mitte transportieren und so diese besagten Schüttler zu wenig beaufschlagt werden. Die Abhilfe ist leicht, indem die Schneckenwindungen etwas gekürzt werden. Die gesamte Schnecke kann sowohl in der Höhe als auch im Abstand zum Einzug verstellt werden, um einen gleichmäßigen Gutsfluss zu erreichen, was viele Landwirte nicht nützen. Bei der Anschaffung sollte – freilich unter Beachtung der StVO – das breitere Schneidwerk bevorzugt werden. Zwar muss langsamer gefahren werden, dafür werden die Anschlüsse genauer und die Zahl der Spuren vermindert.
Im praktischen Teil demonstrierte Semmler u.a. die Einstellung von Ober- und Untersieb und widmete sich anschließend dem Kapitel „Kornverluste“. Diese sind nicht absolut, sondern im Zusammenhang mit der erzielbaren Tagesleistung zu sehen.
Die volle Leistung erhält man bei regelmäßiger Wartung, wofür nach einer Faustregel eineinhalb Stunden pro Druschtag (inklusive Ölwechsel) zu veranschlagen sind.
Die Fachtagung von ÖKL und Francisco-Josephinum zeigte augenscheinlich, dass an vielen Schrauben zu drehen ist, um eine gute Ernte einzubringen und war laut allgemeinem Tenor absolut gelungenen.
Gebhard Aschenbrenner