17. und 18. März 2011
Pflugseminare für PRAKTIKER mit Hermann Altmann!
Die Teilnehmer mit Hermann Altmann und
ÖKL-Obmann Stefan Dworzak in der Mitte.
Das ÖKL veranstaltete zusammen mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik ein Praktikerseminar zum Pflügen, zu dem an jeweils zwei Tagen 40 Teilnehmer gekommen waren. Auch wenn die vom Obmann des ÖKL, DI Dworzak zur Verfügung gestellten Flächen sich in begünstigter Lage befanden, musste der ursprünglich vorgesehene Termin zweimal wegen des untypisch langen Bodenfrostes verschoben werden. Besonders am zweiten Tag bescherten Regen und Wind nicht eben ideales Wetter. Alle Teilnehmer blieben aber bis zum Schluss, bis der ‚letzte‘ Pflug optimal eingestellt war. Hier wurde deutlich, dass bereits geringe Änderungen einen großen Effekt haben, wenngleich durch ‚Schnellfahren‘ bei einem gut schüttenden Boden Einiges verdeckt werden kann. Teilgenommen haben alle in Österreich maßgeblichen Hersteller und Importeure von Pflügen.
Das Seminar hielt der mehrmalige Pflugwelt- (daneben EU-Meister)
Hermann Altmann. Wie er einführend erklärte, liefert ein, wie bei der Weltmeisterschaft gut und gleichmäßig eingestellter Pflug, auch auf jedem Acker die beste Arbeit; wenngleich es hier nicht um Millimeter geht und ein Meisterschaftspflug ein Hightech-Gerät darstellt.
(Anfangs stellte ein hydraulischer Oberlenker eine – übrigens von Altmann eingeführte – Neuigkeit dar. Jetzt kommen Stützräder vorne und hinten; teilweise in Tandemausführung zum Einsatz, alle Einstellungen erfolgen über hydraulische Steuerventile und spezielle Niederstreicher dienen nur der ’schönen‘ Arbeit.)
Hermann Altmann bei der Beurteilung des Pfugbildes.
Ein wichtiger Teil der Theorie waren die vielfältigen einwirkenden Kräfte auf Streichblech und Pflugschar. Beide können als Keil, der zudem verdreht ist, gesehen werden. So wird verständlich, dass bei schwererem Boden oder größerer Arbeitstiefe nicht nur der Zugwiederstand steigt, sondern den Pflug ins Ungepflügte, die ‚Landseite‘, ausweicht. Dem kann durch die richtige Voreinstellung des Zugpunktes und einer Anhängung, die den Pflug weitgehend selbständig führen lässt, entgegengewirkt werden. Gewaltsam geschieht dies, wenn der Pflug nahezu starr fixiert und durch ständiges Gegenlenken auf Kurs gehalten wird. Das geht auf Kosten des Verbrauches und lieferte das Stichwort für einen Vortrag von DI
Michael Deimel (LK NÖ), in dem dieser auf das Treibstoffsparen einging: Prinzipiell verbraucht Pflügen mehr Treibstoff als die konservierende Bodenbearbeitung, wobei dies nicht unbedingt für die gesamten Verfahren – vgl. u.U weniger Folgebearbeitung durch ‚kostenlose‘ Frostgare – gelten muss. Unabhängig vom Verfahren kann aber allein durch den Fahrstil der Verbrauch um bis zu 30% beeinflusst werden. Der Ausgleich einer im Verhältnis zum Traktor zu geringen Arbeitsbreite durch höhere Fahrgeschwindigkeit ist nur scheinbar; er kostet in Wahrheit überproportional mehr Treibstoff.
Augenscheinlich ist auch, dass quer zur Fließrichtung des Bodens aufgetragene Schweißnähte am Streichblech zwar vordergründig Reparaturkosten sparen, aber insgesamt den Treibstoffbedarf steigern. In vermehrtem Maße gilt dies für vorgenommene Aufdoppelungen mit Eisenteilen aus dem Schrott. Der Treibstoffbedarf kann auch bei vordergründig passenden, billigen Nachbauteilen steigen, wenn hier zum Beispiel Unter- oder Seitengriff nicht mit dem Original völlig ident sind.
Allgemeinwissen ist inzwischen, dass mit sinkendem Reifenluftdruck die Zugkraft zunimmt. Wenn ein mit zu hohem Luftdruck gefahrener Reifen regelrecht in den Boden einschneidet, kommt es zum ‚Bulldozzing‘-Effekt, dem Aufschieben von Erde vor den Rädern und es ist, als ob der Traktor ständig bergauffährt. Jeder zusätzliche Zentimeter Arbeitstiefe bedeuten pro Hektar 100 Kubikmeter bewegtes Bodenvolumen mit entsprechend erhöhtem Treibstoffbedarf.
So wie die Mähdrescher- bzw. Feldhäckslerseminare in den vergangenen Jahren zeigte die Teilnehmerzahl, dass das ÖKL diesmal mit dem Pflügen ein aktuelles Thema für seine Praktikerschulung aufgegriffen hatte.
Hermann Altmann zeigt, was bei der
Einstellung des Pfluges beachtet werden muss.