Richtig pflügen erleichtert die Aussaat und spart Dieselöl!
Bericht zum ÖKL-Praxisseminar am 27. April 2017 an der LFS Hatzendorf in der Steiermark
Pflügen hat in den letzten Jahren in der modernen Landwirtschaft an Wichtigkeit verloren. Der Einsatz des Pfluges wird oft mit unnötig hohen Betriebskosten aufgrund hohen Kraftstoffverbrauchs verbunden. Dabei werden die positiven Aspekte des Pflügens oft außer Acht gelassen. So wird der Boden durch den Einsatz des Pfluges nicht nur durchlüftet, sondern auch gewendet und gelockert. Außerdem werden die Samen von lichtkeimenden Unkräutern vergraben und so der Einsatz von Herbiziden und damit Betriebskosten verringert. Im Sinne eines sinnvollen Einsatzes haben sich die zahlreichen Teilnehmer des diesjährigen Pflugseminars daher intensiv mit der richtigen Einstellung von Pflug und Traktor, sowie einem treibstoffsparenden Fahrstil beschäftigt.
Um richtige Einstellungen am Pflug vornehmen zu können, muss man zuerst die darauf wirkenden Kräfte verstehen. Ein richtig eingestellter Pflug benötigt ein Minimum an Kraft, um gute Arbeit zu verrichten. Der ehemalige Pflüger-Weltmeister Hermann Altmann hat daher die verschiedenen Aspekte der Pflugeinstellungen intensiv in seinem Vortrag behandelt. Immer wieder hob er hervor, wie wichtig der richtige Seitengriff ist. Auch der Luftdruck der Reifen sollte auf jeder Seite gleich und möglichst gering sein, um viel Kraft auf den Boden übertragen zu können. Hier sieht Herr Altmann Einsparpotential.
Die Innenspurweite sollte vorne um 10-15cm breiter sein als hinten, damit der hintere Reifen an die Furchenkante drückt. Ist sie jedoch zu breit eingestellt, fährt der hintere Reifen schon auf ungepflügtem Land, wodurch die Furchenkante abgedrückt wird und ein sauberes Arbeiten der ersten Schar unmöglich ist. Die Unterlenker sind bei richtiger Einstellung frei, und haben auf beiden Seiten den gleichen Abstand zum Rad.. Bei unterschiedlichem Abstand verändert sich der Zugpunkt und der Traktor wird in diese Richtung gezogen. Eine richtige Einstellung bewirkt auch hier eine Kraftstoffersparnis, da unnötigem Gegenlenken vorgebeugt werden kann. Außerdem sollten die Unterlenker möglichst waagrecht nach hinten stehen, wenn sich der Pflug in Arbeitsstellung bzw. –tiefe befindet. Dadurch wird ein ordnungsgemäßes Funktionieren der Regelhydraulik garantiert. Bei nach unten stehenden Unterlenkern wird der Pflug hingegen von der Hydraulik aus dem Boden herausgezogen. Dazu kommt esvor, wenn der Traktor zu groß und der Pflug zu klein, bzw. dessen Tragachse zu tief angebracht ist.
Der richtige Zugpunkt wird als erstes eingestellt, damit die Unterlenker richtig stehen. Danach folgt erst die Einstellung der Vorfurchenbreite und des Sturzes. Bei richtiger Einstellung des Pflugs steht der Oberlenker vom Traktor aus gesehen in einem Winkel von 90° nach hinten. Auch die Länge des Oberlenkers hat erheblichen Einfluss auf die saubere und gleichmäßige Arbeit des Pfluges. Ist sie zu lang, wird der Pflug vorne herausgehoben, ist sie zu kurz, arbeitet das erste Schar zu tief. Bei harten Bedingungen, wo die Regelhydraulik stark beansprucht wird, ist es ratsam den Oberlenker daher auch am Langloch, und nicht am Rundloch zu befestigen. Generell gilt: Die Regelhydraulik sollte im Maßen und in Kombiation mit derr Mischregelung eingesetzt werden! Die Sturzeinstellung sollte soerfolgen, dass der Pflug von hinten betrachtet an der horizontalen Achse 90° zum Boden steht. Wird ein Packer verwendet, ist mehr Sturz notwendig, damit er entsprechend angedrückt wird. Es ist zu empfehlen den Oberlenker im Rundloch zu befestigen, da der Packer den Pflug anhebt.
Herr Altmann hat oft darauf verwiesen, dass es häufig Pflugmodelle gibt, an die das Stützrad auf Wunsch im letzten Drittel des Pfluges angebracht wird. Für diese Ausführung wird mit den Vorteilen beim Randpflügen argumentiert. Für die Arbeit des Pfluges am Feld sollte dies jedoch hinterfragt werden, da aufgrund der größeren Hebelwirkung beim Einsetzen der Regelhydraulik keine gleichmäßige Arbeitstiefe eingehalten werden kann. Die Pflug bewegt sich in Wellenlinien auf und ab. Ist das Stützrad jedoch am Ende des Pfluges angebracht, wird eine saubere und gleichmäßige Arbeit erleichtert. Für das Randpflügen könnte das Stützrad abgenommen und die Arbeitstiefe für die verhältnismäßig kurze Zeit manuell korrigiert werden. Um eine saubere Furchenkante zu erhalten, ist der seitliche Abstand von 2-3cm zwischen Scheibensech und Pflugkörper einzuhalten. Wird diese Distanz unterschritten, bricht die Furchenkante immer wieder ab und fällt in die Furche. Auch sollten die Vorschäler nicht zu tief gestellt werden. Ist das nämlich der Fall, füllt sich die Furche mit losem Material, was eine schöne Ablage der ersten Furche unmöglich macht. Außerdem kostet dies Kraft und somit bares Geld. (Bild 1)
Zum Abschluss seiner Ausführungen stellte Altmann einen bildhaften Vergleich an: Beim Pflügen werden bei 25c m Tiefe ca. 2500m3 Erde pro Hektar bewegt. Bei richtiger Einstellung werden dabei ungefähr 20-30l Kraftstoff benötigt. Dasselbe Volumen bewältigt auch eine Baumaschine – jedoch mit einem Verbrauch von 200-300l!
Im Anschluss referierte DI Michael Deimel über Kraftstoff-Einsparpotentiale. Treibstoffkosten machen demnach noch immer ca. ein Drittel der gesamten Produktionskosten aus. Dabei lassen sich hier die Kosten erheblich minimieren. Je nach Arbeit soll immer der richtige Gang gewählt und dabei die Drehzahl zwischen 1600 und 1800 U/min gehalten werden. In diesem Bereich ist das Drehmoment am höchsten und nimmt mit zunehmender Drehzahl weiter ab. Hohe Drehzahlen kosten also nur unnötig Geld (30% mehr Verbrauch) und verursachen darüber hinaus auch unnötige Emissionen.
Bei hydraulischen Getrieben hält Herr Deimel fest, dass hier durch hydraulischen Schlupf 6-7% mehr Treibstoff benötigt wird, als bei Schaltgetrieben. Dagegen wird mit hydraulischen Getrieben auf der Straße Treibstoff eingespart. Weiteres Einsparpotential liegt bei sogenannten Load-Sensing-Hydraulikystemen, die je nach momentanem Bedarf die Menge an geförderter Hydraulikflüssigkeit regeln. Hier können 3-4kW eingespart werden. (Bild 2)
Generell kommt es für die Höhe des Kraftstoffverbrauchs wesentlich auf die Art der Bodenbearbeitung an. Größere Arbeitsbreiten und geringere Fahrgeschwindigkeiten sparen Kosten ein. Auch niedrigere Arbeitstiefen verursachen klarerweise weniger Kosten. Deshalb ist es ratsam, die jeweilige Arbeitstiefe den Bodengegebenheiten anzupassen. Darüber hinaus ist jedoch eine richtige Einstellung des Arbeitsgeräts essentiell! Wird beim Pflug nur der Zugpunkt falsch eingestellt, so erhöht sich der Verbrauch um ca. 20%. Kommt dazu noch eine falsche Neigung des Pfluges, erhöht sich der Mehrverbrauch sogar auf ca. 40%.
Den Reifen kommt dabei auch wesentlicher Anteil am Einsparpotential zu. Verwendet man Reifen mit gutem Profil, wird dadurch der Schlupf verringert und Kraftstoff gespart. Dasselbe gilt für den Reifendruck. Niedrige Drücke (0,8 bar) am Feld führen zu weniger Schlupf und weniger Verbrauch. Bei Transportfahrten ist der Druck jedoch unbedingt wieder zu erhöhen, da durch die Walk- und Reibungsarbeit eine hohe Wärmeentwicklung (weit über 30°C) entstehen kann und den Reifen schadet. Durch die Verwendung einer Reifendruckanlage können diese Druckänderungen leicht und schnell vollzogen werden.
Äußerst kritisch kommentierte Herr DI Deimel das Anbringen von „zufällig“ verfügbaren Eisenteilen an verschlissenen Stellen. In seiner Präsentation waren höchst abenteuerliche Improvisationen zu sehen, die hohem Verschleiß und den dadurch entstehenden Kosten entgegenwirken sollen. Meist erhöht das eigenständige Anbringen von Teilen jedoch den Widerstand im Boden und damit den Kraftstoffverbrauch. Bei einem dadurch verursachten Mehrverbrauch von 6-8l/ha ist fraglich, ob diese Kosten durch die Einsparung an Material gedeckt werden können.
Abschließend wurden noch einige Punkte angesprochen, auf die beim Kauf und der Verwendung von Geräten und Maschinen geachtet werden soll. Demnach soll man beim Traktorkauf darauf achten, dass man Informationen zum spezifischen Kraftstoffverbrauch erhält, eine Sparzapfwelle vorhanden ist und ein Fahren bei Höchstgeschwindigkeit mit abgesenkter Motordrehzahl möglich ist. Weiters soll auf möglichst wenig Eigengewicht und richtige Bereifung geachtet werden. Vor dem Einsatz ist es ratsam, Kühler und Filter zu reinigen, da durch richtige Wartung 6% an Verbrauch eingespart werden können. Unnötiger Ballast sollte entfernt und der Reifendruck verringert werden. Soweit möglich, ist es wichtig, Arbeitsgänge zu kombinieren und möglichst breite Geräte bei gutem Wartungszustand und richtiger Einstellung einzusetzen. Die Größe des Traktors sollte dabei zum Gerät passen und Bodenverdichtung vermieden werden. Zum Thema Bodenversiegelung bzw. -verdichtung hat die Fachzeitschrift „LANDWIRT“ ein interessantes Interview mit dem Bio-Pionier Hermann Pennwieser geführt. Zur Nachlese folgen Sie bitte dem Link am Ende dieses Berichts.
(Bild 3) Am Nachmittag hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die einzelnen Schritte zur richtigen Einstellung in der richtigen Reihenfolge am Feld durchzugehen. Hermann Altmann gab dabei wichtige Tipps und wies nach den vorgenommenen Justierungen auf die Veränderungen im Pflugbild hin. Immer wieder machte er den Unterschied deutlich, den eine richtige Einstellung auf den Kraftstoffverbrauch hat und stand für persönliche Gespräche und Diskussionen gerne bereit. Die Teilnehmer konnten somit im Feld den Bezug zu den theoretischen Inhalten des Vormittags herstellen und viele Anregungen mit nach Hause nehmen. (Bild 4, Bild 5)
Insgesamt war es wieder eine sehr angenehme und informative Veranstaltung, die von den Teilnehmern gut angenommen wurde. Allein die Teilnehmerzahl bestätigt den Eindruck, dass der Pflug aus der landwirtschaftlichen Produktion nicht wegzudenken ist und für die meisten Landwirte ein zentrales Bodenbearbeitungs- und -sanierungsgerät darstellt.
Das ÖKL bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmern und der landwirtschaftlichen Fachschule Hatzendorf für die Räumlichkeiten!
Landwirt-Interview zur Bodenfruchtbarkeit: https://www.landwirt.com/Bodendruck-Wir-betreiben-flaechige-Bodenversiegelung,,18563,,Bericht.html
Bild 1: Leidenschaftlich erklärte der ehemalige Pflüger-Weltmeister Altmann die richtigen Einstellungen in seinem Vortrag (ÖKL).
Bild 2: DI Michael Deimel erklärte den Kraftfluss und den Energieverbrauch des Traktors bei der Bodenbearbeitung (ÖKL).
Bild 3: Im Praxisteil konnten die Einstellmöglichkeiten an 5 verschiedenen Modellen der beteiligten Hersteller erprobt werden (ÖKL).
Bild 4 und 5: Herr Altmann gab gerne sein Wissen preis, u.a. überprüfte er bei jedem Gespann die Innenspurweite und erklärte ihren Einfluss dann anhand des Pflugbildes (ÖKL).