Diese Landtechnische Schrift (Nr. 232) des ÖKL soll mit der Sammlung von 24 gelungenen Stallbeispielen für interessierte Landwirtinnen und Landwirte Anregungen und Lösungsansätze für die Umstellung von Anbindehaltung auf einen Laufstall geben. Zur Anforderung nach Bewegungsmöglichkeit von Rindern laut Österreichischem Tierschutzgesetz und der 1. Tierhaltungsverordnung bietet der Laufstall eine sinnvolle Variante.
Die zukünftige Betriebsentwicklung stellt Betriebe mit kleinen und mittleren Tierbeständen oft vor besondere Herausforderungen – auch in Hinblick auf die Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten. Viele dieser Betriebe haben zum Teil veraltete Stallungen oder können zu bestehenden Anbindeställen keine Weide oder keinen Auslauf anfügen. Oft lassen sich aber Laufställe realisieren, die durch einfache Baukonzepte eine Verbesserung für die Tierhalterinnen und Tierhalter sowie für die darin gehaltenen Tiere bedeuten. Die Broschüre soll auf die verschiedenen zu berücksichtigenden Aspekte, die eine Bewirtschaftung von Laufställen für kleine Einheiten mit sich bringen, hinweisen.
Laufställe haben gegenüber Anbindeställen verfahrenstechnische und arbeitswirtschaftliche Vorteile. Zugleich stellen sie bei richtiger Ausführung der einzelnen Haltungsbereiche eine Verbesserung der Tiergerechtheit gegenüber der Anbindehaltung dar. Sie erfordern aber eine Umstellung im
Betreiben des Stalles und im Umgang mit dem Vieh.
Laufställe für kleine Einheiten haben grundsätzlich auch die oben genannten Vorteile, welche sich aber nicht immer in vollem Umfang ausnutzen lassen. Hier gilt es, mit einfachen Mitteln gute und innovative Lösungen zu finden, die durchaus mit vernünftigen Kompromissen hinsichtlich des Standorts (Platzangebot, Gelände), der Arbeitswirtschaft und im finanziellen Aufwand zu finden sind. Ein besonderer Vorteil der Laufstalllösung ist, dass eine klare Zuordnung und tiergerechte Gestaltung der Funktionsbereiche „Liegen“, „Laufen“ und „Fressen“ möglich ist, wobei die Tiere die einzelnen Stallbereiche jederzeit selbständig aufsuchen können. Die Beispiele in der Broschüre zeigen dahingehend Ansätze für mögliche Grundrissvarianten.
Der Laufstall kann – im Gegensatz zur Anbindehaltung im Warmstall – als Außenklimastall ausgeführt werden, was Vorteile beim Stallklima, der natürlichen Belichtung und bei den Baukosten bringt. Der Laufstall hat einen höheren Flächenbedarf als der Anbindestall. Grenzen sind dann gegeben, wenn der Aufwand für das Gebäude unverhältnismäßig groß wird, arbeitswirtschaftlich keine Vorteile resultieren oder wenn hinsichtlich der Tiergerechtheit unzureichende Konzepte entstehen.
Für den Laufstall ist eine gute Mensch-Tier-Beziehung besonders wichtig, da dadurch der Umgang mit den Tieren einfacher, ruhiger und mit weniger Unfallrisiko verbunden ist. Genauso von Bedeutung ist aber auch die eigene Überzeugung des Tierhalters / der Tierhalterin vom gewählten Haltungssystem. Bei einer Umstellung von Anbindehaltung zum Laufstall ist auch die Möglichkeit einer eventuellen Betriebserweiterung oder Umstellung auf eine biologische Wirtschaftsweise bei der Planung zu berücksichtigen. Dies gilt auch optional für eine spätere Umstellung auf Mutterkuh- oder auf Mastrinderhaltung.