Land & Raum 1 1999

Erneuerbare Energie – Chance für den ländlichen Raum

Das Frühjahrsheft dieses Jahres beschäftigt sich mit dem Thema ≥Erneuerbare Energie – Chance für den ländlichen Raum„. Wärme aus Holz und Biogas, Kleinwasserkraftwerke, Windkraftanlagen – grundsätzliche Gedanken und viel Information über die Situation in Österreich wird darin geboten. Weiters Gedanken zu Energiekonzepten für österreichische Gemeinden und Regionen und ein Konzept in der Schweiz. Wie immer gibt es mehrere konkrete Beispiele, die praxisnahe Information geben und zum Nachahmen anregen sollen.

Editorial von Barbara Steurer: ≥Zurück in die Zukunft„ Lange bevor sich die Menschheit mit der Endlichkeit fossiler Energieträger, dem Treibhauseffekt und der Gefährlichkeit der Atomenergie auseinandersetzen mußte, waren Sonne, Wasser, Wind und Holz die wichtigsten Energielieferanten. Heute scheint eine Rückbesinnung auf altbewährte Lösungen in der Energiefrage unumgänglich, wenn nicht sogar überlebenswichtig zu sein. Zu  groß sind die Schäden, die in den letzten Jahrzehnten durch Wachstumsstreben, kurzfristige Ge-winnmaximierung und damit verbundener Energieverschwendung entstanden sind. Man denke nur an die Endlagerung des bisher produzierten Atommülls, die unsere Nachkommen in den nächsten Jahrtausenden beschäftigen wird. ≥Zurück in die Zukunft„ sollte daher die Devise sein, wenn es um eine sinnvolle und nachhaltige Energienutzung geht. Frühere Generationen hatten keine Alternative zum ≥Leben im Kreislauf der Natur„, heute muß dieser Weg bewußt beschritten werden. Die in den Beiträgen vorgestellten Beispiele und Überlegungen verfolgen diese Richtung. Dabei wird einerseits klar, daß es vor allem im Bereich der Wärmeversorgung gut funktionierende Alternativen zu Erdöl, Erdgas und Kohle gibt. Andererseits lassen die immer noch viel zu niedrigen Preise der fossilen Energieträger diese Alternativen oft unwirtschaftlich erscheinen. Umweltbelastungen werden dabei nicht in Rechnung gestellt. Eine ≥Internalisierung der externen Kosten„ wie im Beitrag aus der Schweiz gefordert, könnte viel zur Energieeinsparung sowie zur Förderung der erneuerbaren Energiequellen beitragen. In Österreich basiert die Energieversorgung derzeit zu immerhin 25 % auf erneuerbaren Energie-trägern, wobei hier die Wasserkraft den größten Stellenwert einnimmt. Das durch ökologisch unverträgliche Großprojekte zu Recht entstandene schlechte Image der Wasserkraft hat leider  – oft zu Unrecht  – auch die Kleinwasserkraftwerke erfaßt, wie es im Artikel von Bernhard Pelikan zum Ausdruck kommt. Dabei wird auch deutlich, daß es bereits Konkurrenz in der Gruppe der ≥Erneuerbaren„ gibt. Daß aus Konkurrenz Ergänzung werden kann, zeigt das Beispiel von ≥Hydro-Solar„ in Kötschach-Mauthen. Hier wird die ≥Verbindung der drei Energien Wind, Wasser und Sonne zu einer jahresdurchgängigen Erzeugungskette„ genutzt. Herrscht Mangel bei einem, ist meist das andere im Überfluß vorhanden. Damit gute Vorsätze nicht am Geld scheitern, ist das Modell des ≥Bioenergie-Contractings„ wie in den Beiträgen von Robert Freund und Herbert Lammer vorgestellt, eine gute Möglichkeit für Gemeinden und Privatpersonen ihre Wärmeversorgung kostengünstig und umweltschonend sicherzustellen. Dabei profitieren sowohl das Contracting-Unternehmen als auch der Abnehmer von den eingesparten Energiekosten. Eine wirklich ≥altbewährte„ Lösung zur Energieerzeugung stellt die Holznutzung dar. Gerade im waldreichen ländlichen Raum sollte der Einsatz von Biomasse zur Wärmeerzeugung eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Das dem nicht so ist, sondern gerade auf dem Land immer noch alte Holz- auf Öl- und Gasheizungen umgestellt werden, mag bedenklich stimmen. Umso erfreulicher sind jene Beispiele, wo Fernwärme-, Nahwärme- und Mikronetze von Biomasseheizwerken gespeist werden, und sich interessante neue Erwerbsmöglichkeiten für die ohnehin von Krisen geschüttelte Landwirtschaft eröffnen. Es ist deutlich zu erkennen, daß ≥green energy„ nicht nur Vergangenheit, sondern auch Zukunft hat – und es ist zu hoffen, daß all jene, die jetzt aktiv am Ausstieg aus der Atomenergie und der Verdrängung fossiler Energieträger arbeiten, im nächsten Jahrtausend als Pioniere einer neuen Ära bezeichnet werden. (Barbara Steurer)

Inhaltsverzeichnis
Bioenergie in Wärmenetzen
Heinz Kopetz

Bioenergie-Cluster Österreich
Industriewissenschaftliches Institut

Über die aktuelle Situation der Kleinwasserkraft in Österreich
Bernhard Pelikan

Bedeutung von Biogas in Österreich
Gerhard Jüngling

Der Landwirt als Energieversorger und Energie-Dienstleister
Gerhard Jüngling

Biomasseheizwerk Tamsweg
Richard Rainer, Eva-Maria Munduch-Bader

Contracting schont Umwelt sowie Geldbörse und bringt Aufträge
Robert Freund

Holzenergie-Contracting-Projekte – Finanzielle und technische Aspekte von bäuerlichen Wärme-versor-gungsmodellen
Herbert  Lammer

Auswirkungen der Verwendung von Biomasseenergie auf Landschaft und -bewirtschaftung
Hannes  Klein

Acht Jahre Erfahrung mit dem Aktionsprogramm Energie 2000: Umweltschutz und Energiesparen nach Schweizer Art
Adrian Lüthi, Daniel Binggeli und Peter Cunz

Energiekonzepte für österreichische Gemeinden und Regionen im ländlichen Raum
Hans Kordina

Windenergie in Österreich – Analyse der Strategien und Problemkreise
Brigitte Hahn, Michael Stadlober

≥Hydro – Solar“ – erneuerbare Energiegewinnung und Erlebnistourismus in Kötschach-Mauthen
Wilfried Klauss, Eva-Maria Munduch-Bader

≥Nicht in Schönheit sterben„ – der Ebnerhof in Türnitz versorgt sich selbst mit Strom und Wärme
Gebhard Aschenbrenner

Aus der ÖKL-Arbeit, Mitteilungen, Buchbesprechungen

Für alle, die eine nachhaltige Alternative zur Erdöl, Erdgas und Atomstrom suchen, eine wichtige Lektüre!