Berglandwirtschaft
Die Septemberausgabe der Zeitschrift Ländlicher Raum hat als Schwerpunktthema die Berglandwirtschaft. Projekte, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Berglandwirtschaft beschäftigen, werden vorgestellt: etwa eine Untersuchung der Instrumente der Europäischen Agrarpolitik im Hinblick auf ihren Beitrag zur Sicherung einer nachhaltigen Landwirtschaft in den Alpen, die Entwicklung des Grünlandes im Berggebiet, die Position der Almwirtschaft im Nationalpark oder die Ursachen des raschen Wandels der Kulturlandschaft im Berggebiet. Ein Punkt fällt bei allen Beträgen auf: Die Landwirtschaft erbringt verschiedene Leistungen für die Erhaltung der Kulturlandschaft, die ohne sie unfinanzierbar wären. Wie etwa ließe sich eine Erhaltung der Almflächen ohne Milchviehwirtschaft bewerkstelligen? Trotzdem sind die vielen positiven ≥Nebenwirkungen„ der anthropogen geschaffenen Kulturlandschaft im Berggebiet wie Gefahrenabwehr (Schutz vor Lawinen, Muren), Basis für den Tourismus, Erfüllung der Mindestbesiedelungsfunktion oder Beitrag zum Naturschutz durch den Erhalt der offenen Almflächen mit ihrem großen Artenspektrum gesellschaftlich zuwenig anerkannt bzw. in weiten Kreisen der nichtbäuerlichen Gesellschaft sogar unbekannt. Hier ist es wichtig, daß – wie im ≥Ländlicher Raum„ – Zusammenhänge aufgezeigt werden, und daß alle Nutzer des Berggebietes gemeinsam Zukunftsperspektiven und Lösungen entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Situation und Perspektiven der Berglandwirtschaft in Österreich
Gerhard Hovorka
Die Wiese lebt nicht von allein – Berglandökosysteme unter Druck
Barbara Steurer
Grünland im Berggebiet Österreichs
Franz Greif, Thomas Parizek, Sophie Pfusterschmid, Klaus Wagner
Almwirtschaft im Nationalpark – Bestandsaufnahme am Beispiel Nationalpark Kalkalpen
Walter Seher
SUSTALP – Nachhaltige Landwirtschaft im Berggebiet
Richard Dietrich, Roland Kals
Das Österreichische Programm für die Entwicklung des ländichen Raums
Ignaz Knöbl
Serviceteil: ÖKL-Arbeit, Hinweise, Veranstaltungen
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Die September-Ausgabe ist der Berglandwirtschaft in Österreich gewidmet. Dabei wird anhand statistischer und empirischer Erhebungen deren herausragende Bedeutung speziell für die ländlichen Räume Österreichs eindrucksvoll belegt, es werden aktuelle Probleme aufgezeigt und mögliche Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung der Berglandwirtschaft gezeichnet. Einen umfassenden Überblick über Situation und Perspektiven der Berglandwirtschaft in Österreich gibt Gerhard Hovorka in seinem einführenden Artikel. Ein zentrales Thema das sich durch die gesamte Ausgabe zieht, ist die drohende Aufgabe vieler Berglandwirtschaftsbetriebe aufgrund ökonomischer und sozialer Schwierigkeiten. Im Rahmen eines vierjährigen Kulturlandschaftsforschungsprojektes wurden Ursachen und Rahmenbedingungen für den raschen Wandel der Kulturlandschaft im Berggebiet beleuchtet und mögliche Lösungsansätze beschrieben, die sowohl den Zielen des Naturschutzes als auch denen der Berglandwirtschaft gerecht werden. Mit dem Grünland als tragendem Kulturlandschaftselement im Berggebiet beschäftigt sich eine Arbeit der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft. Der Artikel veranschaulicht die sogenannte überwirtschaftliche Bedeutung des Grünlandes, plakativ oft auch als dessen ≥gesellschaftliche Funktion„ bezeichnet, beschreibt die Entwicklung und den Status quo der Landnutzungund weist charakteristische Typen der Grünland- und Almbewirtschaftung aus. Am Beispiel des Nationalparks Kalkalpen zeigt Walter Seher das Konfliktpotential zwischen almwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz auf. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fordert er eine Abkehr von einer hoheitlichen Ordnungsplanung zu einer an ökonomischen und sozialen Kriterien orientierten Entwicklungsplanung und eine stärkere Einbindung der Almbewirtschafter in die Mitgestaltung des Projekts Nationalpark. Die Instrumente der Europäischen Agrarpolitik im Hinblick auf ihren Beitrag zur Sicherung einer nachhaltigen Landwirtschaft in den Alpen standen im Mittelpunkt einer Arbeit von Richard Dietrich und Roland Kals. Diese Untersuchung wurde anhand von zehn Modellregionen in Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich durchgeführt und erlaubt damit einen internationalen, auch über die EU-Grenzen hinausgehenden Vergleich der ökonomischen und ökologischen Situation der alpinen Landwirtschaft in Abhängigkeit von den relevanten Verordnungen und Richtlinien. Auf Basis einer Stärken-Schwächen-Analyse wurde das Österreichische Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums erstellt, und im Juni 2000 von den Delegierten der EU-Mitgliedsstaaten einstimmig beschlossen. Dieses Programm ist gerade für die Landwirtschaft im Berggebiet von großer Bedeutung. Ignaz Knöbl beschreibt die Strategie des österreichischen Programms die weitgehend der des Europäischen Agrarmodells entspricht: dementsprechend soll eine ökologisch orientierte und bäuerlich geprägte flächendeckende Land- und Forstwirtschaft die Basis für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums darstellen.
(Thomas Kofler)