Land & Raum 1 2002

Architektur am Land

Die Frühjahrsausgabe der Zeitschrift
Land & Raum, Zeitschrift zur Verbreitung guter Ideen im ländlichen Raum, hat den Schwerpunkt Architektur am Land. Preis des Einzelheftes: 3,63 •, das Abo (4 Ausgaben im Jahr) kostet 12,35 •.

Editorial:
Mit ≥Architektur am Land„ haben wir uns diesmal ein ≥klassisches„ Reizthema vorgenommen, über das man immer wieder trefflich streiten kann. Wenn man wollte, ließe sich mit der Menge des dazu Publizierten auch manche Bibliothek füllen. Es liegt auf der Hand, dass unsere schmale Zeitschrift nur kleine Fensterchen in diesen weiten Raum öffnen kann. Wir haben uns allerdings bemüht, gleichsam eine Rundumsicht anzubieten, wobei sich – eher unbeabsichtigt – der Focus auf ostösterreichische Verhältnisse richtet. Wird über Wohnbau im ländlichen Raum gesprochen, dann kommt man ˆ ob man will oder nicht ˆ am berühmten ≥Häuselbauer„ kaum vorbei. Dessen Motivation und Selbstverständnis analysiert Alfons Dworsky in seinem grundsätzlichen Beitrag und ortet in diesem Zusammenhang Aufgaben von – man kann ruhig sagen ˆ volksbildnerischer Dimension. Spannend bleibt die Frage, ob es überhaupt gelingen kann, die fortgeschrittene ≥MacDonaldisierung„ ländlicher Baukultur in funktionell und gestalterisch stimmige Bahnen zu lenken. Ist nicht eigentlich der ≥Baumax‰-Katalog der wahre, didaktisch überzeugende Stilbildner des Selfmade-Architekten? Ähneln überdies unsere ländlichen Eigenheime nicht verdächtig jenen, die in den ≥sit-coms„ vorabendlicher Fernsehprogramme tagtäglich vorgeführt werden? Und: Bleiben den engagierten baukulturellen Initiativen angesichts solch mächtiger Konkurrenz überhaupt realistische Möglichkeiten? ≥Du hast keine Chance, aber nutze sie„. Dieses Diktum des Filmemachers Herbert Achternbusch (der sich, nebenbei bemerkt, mit ländlicher Befindlichkeit bevorzugt auseinandersetzte) war natürlich nicht die Gründungsidee der nunmehr 20-jährigen Initiative ≥Niederösterreich gestalten„. Es ist sicherlich schwierig, den Beitrag solcher Kampagnen zum allgemeinen baukulturellen Bewusstseinswandel zu quantifizieren, sicher ist jedoch, dass sie von den Aufnahmebereiten dankbar angenommen und in der Folge auch in gebaute Realität umgesetzt werden. Harald Böckl zeigt jedenfalls die beeindruckende Fülle der Beratungsangebote und konfrontiert uns mit zwei bemerkenswerten niederösterreichischen Wohngebäuden. Franz Artner macht in seinem Beitrag klar, dass – beileibe nicht nur im Burgenland – die baugestalterische Bewusstseinsbildung sowohl bei den Bauherren als auch auf der Verwaltungsebene ein mühsames und langwieriges ≥Bohren dicker Bretter‰ ist, eine nichtsdestotrotz notwendige und immer wieder neu zu belebende Aufgabe. Sind die Bauherren gewerblicher Objekte mittlerweile auf gestalterisch anspruchsvolle Funktionalität eingeschwenkt oder anders ausgedrückt: Wird die Architektur des Firmengebäudes tatsächlich als Visitenkarte und sichtbarer Ausdruck betrieblicher Qualitätsmaßstäbe verstanden? Die Hoffnung ist nicht unbegründet, wie wir an den von Günther Schickhofer präsentierten westösterreichischen Beispielen sehen können. Naturgemäß verfügen die Gemeinden bei ihren eigenen kommunalen Bauvorhaben über die besten Möglichkeiten, anspruchsvolle Architektur im ländlichen Raum zu fördern. Entsprechend groß ist allerdings auch die Verantwortung für das Ergebnis, das ja von den Entscheidungsträgern – notfalls auch gegen die öffentliche Meinung – vertreten werden muss. Martin Praschl beschreibt anhand eines kommunalen Altstoffsammelzentrums eine nur vordergründig simple Bauaufgabe und deren überzeugende Lösung. Die Frage ist nur, und hier schließt sich der Kreis: Sind die guten Beispiele wirkungsmächtig genug, um dem neobarocken Eklektizismus der Häuselbauer Paroli zu bieten? Oder sind wir womöglich zu streng? Könnten die skurrilen Ensembles unserer ländlichen Ortsränder etwa gar die Ortsbildschutzzonen einer ferneren Zukunft sein? Ihr Roland Kals

Inhaltsverzeichnis:
Häuselbauer
Alfons Dworsky

Zeitgemäße Architektur im ländlichen Raum zwischen Tradition und Progressivität
Franz Artner

Nicht mehr Kutsche – noch nicht Auto; Niederösterreichs Baukultur zwischen ≥Heimatstil„ und neuer Wohnqualität
Harald Böckl

Großbauten im ländlichen Raum anhand von einigen Beispielen
Günther Schickhofer

Elegante Lösung für eine sensible Bauaufgabe: Altstoffsammelzentrum Niederhollabrunn
Martin Praschl

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