Land & Raum 2 2002

Mobilität und Nahversorgung im ländlichen Raum

Die Sommer-Ausgabe von Land & Raum zum Thema “Mobilität und Nahversorgung im ländlichen Raum” weist eine etwas ungewöhnliche Entstehungsgeschichte auf: 1999 wurden das Institut für Verkehrswesen (IVE) und das Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung (IRUB) von der Universität für Bodenkultur Wien mit dem Forschungsprojekt ≥Mobilitäts- und Versorgungserfordernisse im strukturschwachen ländlichen Raum„ (kurz MOVE) beauftragt. Im März dieses Jahres wurden die ersten Ergebnisse im Rahmen einer eintägigen Veranstaltung präsentiert. Dabei kamen neben den Projektbearbeitern auch Akteure aus der Praxis und Vertreter der Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Burgenland zu Wort, die das Projekt finanziell unterstützten. Die Ergebnisse dieser Tagung liegen nun, etwas gekürzt, in Form der Juni-Ausgabe von Land & Raum vor: Professor Gerd Sammer leitet mit seinem Artikel in die Materie ein und erörtert die Ziele und Methoden, die dem Forschungsprojekt MOVE zugrunde liegen. Am Beispiel eines ländlichen Gebietes im südlichen Burgenland zeigt Professor Gerlind Weber die Folgeerscheinungen auf, die mit dem Rückzug der Nahversorgung verbunden sind, und kommt unter anderem zum Schluss, dass der Niedergang der Nahversorgung neben dem Verlust der Kurzwegigkeit generell ein Verlust an Lebensqualität und Identität für die Dorfbewohner darstellt. Michael Meschik beantwortet anhand der erhobenen Mobilitätsdaten in den Beispielsregionen die Frage ≥Wie mobil ist die Region?„ und gibt auch einen Ausblick, wie sich das Mobilitätsverhalten in den nächsten Jahren entwickeln wird. Dagmar Meth beschreibt neue Wege, die im ländlichen Raum beschritten werden müssen, um die Sicherung der Mobilität für alle Bevölkerungsteile unabhängig vom eigenen KFZ gewährleisten zu können. Sie stellt dabei den ≥Bustag„ und das ≥Landmobil„ in den Vordergrund, die eine Alternative zum herkömmlichen öffentlichen Verkehr darstellen können. Sylvia Zeiner und ich stellen verschiedene Szenarien vor, wie die Nahversorgung im Jahr 2015 aussehen könnte, und kommen zum Schluss, dass es kein Allheilmittel gibt, sondern dass abhängig von den jeweiligen räumlichen Voraussetzungen (z.B. Siedlungsstruktur, Einwohner, Entfernung zum nächsten Supermarkt) unterschiedliche Möglichkeiten existieren, die zur Problemlösung beitragen können. Beispielhaft wird auf Postpartnerschaften und die Kombination aus Gasthaus und Lebensmitteleinzelhandel eingegangen. Der Gmoa-Buss in Pöttsching ist eine der Möglichkeiten, die das konventionelle ˆ oft unzureichende und unwirtschaftliche – Angebot des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum ersetzen oder ergänzen können. Laut Irene Izmenyi, Bürgermeisterin von Pöttsching, funktioniert der seit September 2000 in Betrieb befindliche Gemeindebus zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten. Fritz Ammer von der Bildungs- und Studiengesellschaft SPES in Schlierbach überzeugt bei der Tagung mit seiner Forderung, dass die Lebensqualität im Dorf nur durch Nähe in allen Lebensbereichen gesichert werden kann. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Bewusstsein der Menschen für die Nähe entwickelt wird. Nach einem kurzen Statement der Vertreter der vier Bundesländer entwickelt sich eine rege Diskussion, die in der vorliegenden Ausgabe nur gekürzt wiedergegeben werden kann, da sie sonst den Umfang der Zeitschrift bei weitem gesprengt hätte. Es sind dementsprechend nicht alle Wortmeldungen vertreten bzw. nur in gekürzter Form enthalten. Die Redaktion bittet dafür um Verständnis.
(Editorial von DI Thomas Kofler)