NGOs im ländlichen Raum
Unter einer NGO versteht nicht jeder dasselbe und nicht jeder hat positive Assoziationen – eine kurze Telefonumfrage „Was fällt Ihnen spontan zum Begriff NGO ein?“ hat folgende unterschiedliche Ergebnisse gebracht:
„Hilfseinrichtungen, die sich um diverse soziale Probleme im Staat kümmern“ (Sozialarbeiter) „Eine auf Basis von Spenden arbeitende Non-governmental Organization“ (Mitarbeiterin einer NGO) „Nicht staatliche Organisationen, die nicht mit der offiziellen Regierungsmeinung konform gehen müssen“ (Mitarbeiter des Landwirtschaftsministerium) „Verein, der sich mit der Umwelt beschäftigt“ (Versicherungsangestellte) „Vernaderer in Brüssel“ (Landwirt) „Internationale Organisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen“ (Volksschullehrerin) „Politisch unabhängig – Distanz zum Staat – machen das, was der Staat nicht machen kann/will – Johannesburg“ (EU-Projektleiterin) „Kritische Kontrollinstanz und/oder Partner der öffentlichen Hand“ (Student)
Was heißt also NGO? Die Abkürzung für Non-Governmental Organization wird üblicherweise mit Nichtstaatliche oder Nichtregierungs-Organistation übersetzt. Die inhaltlichen Bereiche sind vielfältig – am bekanntesten sind wohl die Organisationen, die im Umwelt- und im Sozialbereich tätig sind.Wir haben uns für die aktuelle Ausgabe von Land & Raum vorgenommen, NGOs näher zu betrachten, die im ländlichen Raum arbeiten. Die ersten beiden Beiträge beschreiben ein Projekt zur Erhaltung von Feuchtgebietssystemen im Waldviertel: Die WWF-Mitarbeiterin Michaela Bodner und der Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Schrems, Karl Harrer berichten von ihren gemeinsamen Bemühungen, die Moore, Teiche und feuchten Wiesen zu erhalten, was in vielen Bereichen nur mit einer sanften landwirtschaftlichen Bewirtschaftung möglich ist. Demnächst soll in Schrems ein RAMSAR-Zentrum erbaut werden. Das Beispiel zeigt, wie eine NGO, eine Gemeinde und die Landwirtschaft erfolgreich zusammenarbeiten – sicher keine Selbstverständlichkeit! Einen persönlichen Erfahrungsbericht aus der beinahe 30-jährigen Tätigkeit als Obmann eines Vereines in Osttirol gibt Wolfgang Retter. Zuerst ging es um die Verhinderung eines Kraftwerkprojektes im Dorfertal – heute geht es um den Einsatz von heimischer Biomasse, um Transitverkehr und um Vertragsnaturschutz. Die „NGO“ entstand direkt in der Bevölkerung. Gudrun Wallentin ist Geschäftsführerin des Vereines „Naturparkbetreuung Zillertaler Alpen“ und beschreibt in ihrem Beitrag, wie ein „ungeliebtes“ Schutzgebiet durch eine Betreuungsstelle vor Ort Akzeptanz in der Bevölkerung erlangen kann. Der Vereinsvorstand besteht aus Vertretern von NGOs und GOs (also: „Governmental Organisations) – diese Besetzung hat sich als erfolgreich erwiesen. Der Österreichische Alpenverein hat die Vereinsgründung angeregt und ist auch heute noch das „ideelle Rückgrat“. Was aus einer Nichtstaatlichen Initiative – gestartet von Eltern behinderter Kinder – innerhalb von 27 Jahren geworden ist, zeigt der Bericht von Melanie Greif: Sieben Ambulatorien für behinderte Kinder und Jugendliche und eine Tagesheimstätte sind entstanden, ein Ambulatorium ist in Bau, zwei sind in Planung. Der Verein VKKJ wurde zwar in Wien gegründet, ist aber nicht nur in der Bundeshauptstadt, sondern auch in Niederösterreich und im Burgenland tätig. Im ländlichen Raum sieht der Verein besonderen Bedarf an Therapieplätzen, gerade das Angebot an Spezialeinrichtungen ist nicht ausreichend. Nur vier Beispiele, und doch sieht man anhand dieser kleinen Palette, wie unterschiedlich in der Thematik, in der Entstehungsgeschichte und in der Arbeitsweise NGOs tätig sind.
Zum Schluss möchte ich mich im Namen der Redaktion bei DI Thomas Kofler für seine lange und gute Mitarbeit im Redaktionsteam bedanken! Aufgrund seiner beruflicher Neuorientierung müssen wir in Zukunft leider auf seine wertvollen Beiträge und sein erfrischendes Wesen verzichten. Wir wünschen alles Gute, viel Freude und Erfolg!
Ihre Eva-Maria Munduch-Bader
Inhaltsverzeichnis:br> Die Umsetzung der Ramsar-Konvention am Beispiel des oberen Waldviertels – Ansätze des WWF im ländlichen Raum
(Michaela Bodner)
Beiträge der Stadt Schrems im Rahmen der kommunalen und regionalen Umsetzung der RAMSAR-Ziele
(Karl Harrer)
Landschaftsschutz in Osttirol – ein persönlicher Erfahrungsbericht
(Wolfgang Retter)
Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen
(Gudrun Wallentin)
Behindertenbetreuung im ländlichen Raum
(Melanie Greif)
Veranstaltungen – Rückblick
Hinweise und Buchtipps
Aus der ÖKL-Arbeit (Merkblätter, Leitfaden „Landwirtschaft und Naturschutz“)