Land & Raum 2 2004

Landtechnik und Landentwicklung

Landtechnik und Landentwicklung ist Schwerpunkt dieser Sommerausgabe und wen wundert´s, dass der erste und sehr ausführliche Text von Gebhard Aschenbrenner, dem Landtechnik-Experten des ÖKL, geschrieben wurde. Dass der Schwerpunkt dieses Heftes sich mit Teilen unseres Namens deckt, darf auch nicht verwundern, denn wenn das Österreichische Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung nach 17 Jahren Herausgabe dieser Zeitschrift einmal dieses Thema aufgreift, scheint das durchaus berechtigt.

≥Von der Windfege bis zum Palm-Computer„ betitelt Gebhard Aschenbrenner seinen Beitrag, und keiner muss sich vor einer landtechnischen Abhandlung von Adam und Eva bis heute fürchten. Nur anhand bestimmter Beispiele, nämlich der Entwicklung des Pfluges bzw. der Bodenbearbeitung sowie der Silage werden die LeserInnen behutsam in die Tiefen der Landtechnik geführt. In einigen Absätzen werden dann die Möglichkeiten des Elektronikeinsatzes in der Landwirtschaft beschrieben, außerdem gibt es einen kurzen Überblick über österreichische Hersteller von Landmaschinen. Auch wenn man technisch nicht begabt oder landtechnisch gebildet ist, kann man nach der Lektüre in einschlägigen Kreisen sicherlich mit einigen Details Eindruck machen.

Der Beitrag von Heinz Dörr, der mit fünf Seiten ohne Bilder etwas trocken anmuten könnte, liest sich sehr spannend. Der Autor findet, dass Präzisionslandwirtschaft (≥precision farming„ – kurz PF) Anlass für ein Change Management in Agrarregionen gäbe. Er ortet Anzeichen für ein technologisches Auseinanderdriften von Agrarregionen sowie eine Verschärfung der ≥Zwei-Klassen-Gesellschaft„ in der Landwirtschaft. Denn man müsse davon ausgehen, dass die Vorteile, die durch den Einsatz von PF erzielt werden können, vor allem in Gebieten mit mittel- bis großbetrieblicher Struktur genützt werden können – bereits begünstigte Agrarregionen verschafften sich durch den Einsatz von PF weitere Wettbewerbsvorteile. In gebietsübergreifender Gewannebewirtschaftung (virtuelle Flurbereinigung) könnten selbstverständlich auch Grundbesitzer mit kleineren Betrieben PF einsetzen, was aber ein hohes Maß an Organisationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft erfordert.

Einen Beitrag zum Thema Technikfolgenabschätzung in der Landwirtschaft liefert Susanne Schidler am Beispiel nachwachsender Rohstoffe. Technikfolgenabschätzung berücksichtigt neben technologischen Entwicklungsprozessen und Umweltauswirkungen auch die Abschätzung der gesellschaftlichen Auswirkungen. Diese Zusammenhänge zeigt Schidler am Beispiel der Grünen Bioraffinerie auf: Welchen Beitrag kann sie als Technologie zur nachhaltigen Entwicklung leisten, welche Produkte können aus Biomasse verarbeitet werden, wo kann man Konflikte mit anderen Nutzungen erwarten, wer sind die beteiligten Akteure?

Jochen Schmid beschreibt unter dem Titel ≥Wiesen vom Wald überwuchert„ die Möglichkeiten der Raumordnung zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Kulturlandschaft vor der Verwaldung. Er geht konkret auf ein Projekt in der Wienerwaldgemeinde Gablitz ein, das die langfristige Erhaltung der dortigen Wienerwaldwiesen zum Ziel hat. Schmid betont, dass neben Vertragsnaturschutz und Bewusstseinsbildung um das Thema Kulturlandschaft auch einige rechtliche Möglichkeiten bestehen, offene Wiesen vor der Verwaldung zu bewahren: zum Beispiel in Niederösterreich durch das Kulturflächenschutzgesetz oder in Oberösterreich durch das Alm- und Kulturflächenschutzgesetz in Verknüpfung mit dem jeweiligen Raumordnungsgesetz.

Der letzte Beitrag dieser Ausgabe beschäftigt sich mit den Wertefragen in der Gesellschaft. Für Manfred Sliwka kristallisieren sich sieben Werte heraus, die Grundlage unserer Gesellschaftsentwicklung sein könnten. Arthur Spiegler formuliert zu diesem Text eine Einführung und einige Ergänzungen, die den Bezug zur Landtechnik und Landentwicklung klar herausstreichen. Und nach der Lektüre fragt sich bestimmt keiner mehr, was denn bitte eine Diskussion über Werte mit Landentwicklung zu tun habe. Denn schon ob sich ein Landwirt entscheidet, Maschinenringmitglied zu sein oder nicht, hängt von seinen Wertvorstellungen ab!

Auf den letzten Seiten finden Sie wie immer einige Hinweise, Buchtipps sowie Veranstaltungs-Ankündigungen. Ich hoffe, dass wir interessanten Lesestoff zusammengestellt haben und wünsche Ihnen im Namen des ÖKL- sowie des Redaktionsteams einen angenehmen, erholsamen und warmen Sommer!

Ihre Eva-Maria Munduch-Bader (Editorial)

Inhaltsverzeichnis:

Editorial (Eva-Maria Munduch-Bader)

Von der Windfege bis zum Palm-Computer – Landtechnik damals und heute (Gebhard Aschenbrenner)

Präzisionslandwirtschaft – ein Anlass für ≥Change Management„ in Agrarregionen (Heinz Dörr)

Technikfolgen-Abschätzung in der Landwirtschaft am Beispiel nachwachsender Rohstoffe (Susanne Schidler)

Wiesen vom Wald überwuchert … Beiträge der Raumordnung zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Kulturlandschaft vor der Wiederbewaldung (Jochen Schmid)

Landtechnik und Landentwicklung und die Wertefrage in der Gesellschaft (Manfred Sliwka / Arthur Spiegler)

Hinweise, Buchtipps

Ukrainisch-österreichisches Symposium ≥Landwirtschaft: Wissenschaft und Praxis“

Einzelpreis: 3,63 Euro