Land & Raum 1 2005

Direktvermarktung

Das Frühlingsheft beschäftigt sich mit dem Schwerpunkt Direktvermarktung, umfasst 36 Seiten und enthält folgende Beiträge:

Grete Reichsthaler:
Bäuerliche Direktvermarktung im Trend

Friedrich Schneider und Michael Holzberger:
Mehr bäuerliche Produkte aus Österreich – besser für Klima, Umwelt und Wirtschaft

Ludwig Leist:
≥Regiologisch„ denken – der ≥Rhöner Weideochse„

Manfred Cadilek und Renate Timischl:
Direktvermarktung im Burgenland

Kim Meyer-Cech:
Gäste als ≥Botschafter des Käses„ – Direktvermarktung und Tourismus am Beispiel der Käsestraße Bregenzerwald

Andreas Hacker:
Direktvermarktungsinitiativen im Wienerwald: Wienerwald – Gutes zum Genießen

Friedrich Noszek:
Rechtsrahmen für die Direktvermarktung

Franz Greif, Hubert Janetschek, Karl Ortner, Leonhard Simon:
Vermarktung und Diversifizierung in der Ländlichen Entwicklung – Halbzeitbewertung 2003

Weiters:
Neues von der ≥Gruppe von Brügge„
10 Jahre IAMO
50 Jahre Forschungsinstitut für Agrarökonomik Budapest
Die Einstellung der Österreicher zur EU u. ihrer Verfassung
Bald Schwester der NÖ-Moststraße in OÖ?
Via Sacra – Renaissance eines Wallfahrtsweges
Agrar.Projekt.Preis 2005
Biosphärenpark Wienerwald – Projekt Weideochse gestartet

Aus dem Editorial:

Direktvermarktung ist für mich ein absolut positiv besetzter Begriff: hochwertige, natürliche Lebensmittel, frisch und unverfälscht, mit ≥Herkunftsgarantie„. Dabei steckt hinter dem Wort Direktvermarktung mehr als guter Geschmack, es geht um die Erhaltung bäuerlicher Betriebe und Hand in Hand damit um die Erhaltung des ländlichen Raumes.
Obwohl die nackten Zahlen nicht erfreulich sind (die Umsätze und die Zahl der Betriebe in der Sparte Direktvermarktung sind rückläufig), stimmt der Beitrag von Grete Reichsthaler (Kammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark) positiv. 78 % der Direktvermarkter sind sehr zufrieden bzw. zufrieden mit ihrer Situation, fast ein Viertel plant immerhin Investitionen. Auch die Kundenzufriedenheit ist hoch, doch gleichzeitig steigen die Ansprüche stetig. Das Gütesiegel ≥Gutes vom Bauernhof„ hilft hier bei der Qualitätssicherung und bei der Orientierung für die Kunden. Als sehr positiv bewertet die Autorin die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wirtschaft und erwähnt sogenannte ≥Shop in Shop-Läden„ in Nahversorgungsbetrieben, in denen bäuerliche Produkte angeboten werden. Diese Idee ist auch im Burgenland mit den ≥Bauernkastln„ sehr erfolgreich.
Friedrich Schneider und Michael Holzberger (Johannes Kepler Universität Linz) geben in ihrem Beitrag einen Überblick über die Ergebnissse einer Studie, die die positiven Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Wirtschaft quantifiziert, wenn mehr landwirtschaftlche Produkte aus Österreich gekauft werden. Denn die Studie zeigt, dass durch den Lebensmittelimport nach Österreich Umwelt- und Klimaveränderungskosten (Transporte!) von rund 100 Millionen Euro jährlich verursacht werden. Sehr interessant sind die in Szenarien errechneten volkswirtschaftlichen Wertschöpfungseffekte: Wenn nur 10 % mehr bäuerliche statt importierter Produkte konsumiert und 5 % mehr Energie aus österreichischen nachwachsenden Rohstoffen verwendet werden, steigt das BIP jährlich um rund 2,7 Milliarden Euro österreichweit an. Gleichzeitig können dadurch über 23.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden!
In vier Beiträgen stellen wir Ihnen sodann positive Beispiele vor. Schauplatz der Fleischerei Ludwig Leist ist das UNESCO-Biosphären-Reservat Rhön in Deutschland, wo es eine Renaissance für Ochsenfleisch gibt. Fleisch und Würste des ≥Rhöner Weideochsen„ erfreuen sich bei den Restaurantgästen und Kunden im Geschäft höchster Beliebtheit. Dass die Tiere frei auf der Weide grasen anstatt in Massenhaltung schnell gemästet werden, wirkt sich deutlich auf die Qualität aus.
Drei erfolgreiche Schienen der Direktvermarktung im Burgenland stellen Manfred Cadilek und Renate Timischl (Burgenländische Landwirtschaftskammer) vor: das Bauernkastl, die ≥Lafnitztaler„, die Buffets und Partyservice anbieten, und die Bauernläden. Da in manchen burgenländischen Dörfern die Nahversorgung nicht mehr gesichert ist (Greißlersterben, Supermärkte außerhalb der Gemeinden), werden diese Angebote besonders gut angenommen.
Kim Meyer-Cech (Universität für Bodenkultur Wien) zeigt uns die ≥Käsestraße Bregenzerwald„, deren Mitglieder sich zur Einhaltung gewisser Mindeststandards verpflichten, z.B. silofreie Milchwirtschaft. Insgesamt 20 Talsennereien und über 100 Melkalpen garantieren die einwandfreie Produktion von 4.500 Tonnen Käse pro Jahr, das sind immerhin zwei Drittel der vorarlberger Käseprdoduktion. Zufriedene Kunden und steigende Verkaufszahlen zeigen, dass der Weg richtig ist.
Neues aus dem Wienerwald berichtet Andreas Hacker (Regionalmanager Wien Umland): Mit der Schiene ≥Wienerwald, Gutes zum Genießen„ und mithilfe des ≥Vereins Vermarktungsgemeinschaft Wienerwald„ sollen landwirtschaftliche Einkommen gesichert bzw. verbessert werden und gleichzeitig ein Beitrag zur Erhaltung der typischen ≥Wienerwaldwiesen„ geleistet werden. Dass es nicht immer ganz leicht ist, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, weiß der Autor sehr gut, die Erfolge, die er aufzuweisen kann, zeigen aber, dass sich die Mühen lohnen …
Friedrich Noszek (Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreich) gibt sehr detaillierte Auskünfte über den rechnlichen und steuerlichen Hintergrund der Direktvermarktung, und eine Autorengruppe um Franz Greif (Bundesanstalt für Agrarwirtschaft) berichtet über die Halbzeitbewertung 2003 der ≥Vermarktung und Diversifizierung in der Ländlichen Entwicklung„.

Ich wünsche Ihnen im Namen des Redaktionsteams eine interessante Lektüre und hoffe, dass Sie – genauso wie ich – angeregt werden, wieder öfter auf den Bauernmarkt zu gehen oder direkt ab Hof einzukaufen! Denn letztendlich kommt es auf unser Kaufverhalten an!

Eva-Maria Munduch-Bader