Land & Raum 3 2008

GENUSSREGIONEN ÖSTERREICH

VERGRIFFEN! Nur in Kopie erhältlich!

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Mit den Genussregionen haben wir uns diesmal ein besonders angenehmes Thema augesucht! Schöne Landschaften, wohlschmeckende Lebensmittel, eine funktionierende Marketingschiene und landwirtschaftliche Betriebe, die einen guten Preis für ihr Produkt bekommen. Herz, was willst Du mehr? Oder gibt es einen Haken?

Im Detail: Der erste Beitrag von Stephan Hintenaus und Elke Ziegelwanger führt uns in die Thematik ein. 2005 wurde die Initiative GENUSS REGION ÖSTERREICH ins Leben gerufen, mittlerweile gibt es bereits 113 Regionen, Niederösterreich ist mit 28 davon das ‘stärkste’ Land, was den Genuss betrifft. Sehr wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Gastronomie, dem ‘kulinarischen Schaufenster’ einer Region, und mit dem Tourismus.

In der Folge werden fünf Genussregionen genauer unter die Lupe genommen.

Arthur Spiegler stellt die sympathische Gleichung Geographie + Genuss = Landschaft auf und beschreibt aus der Sicht des Geographen, des Landschaftskenners und -genießers das Mostviertel und den Bregenzer Wald. Die ausgezeichneten Produkte sind dort der Mostviertler Birnmost und der Bregenzerwälder Alp- und Bergkäse.

Simone Wagner (Biosphärenpark Wienerwald Management) widmet ihren Beitrag einer den LeserInnen von Land & Raum schon wohl bekannten Region, Vor gar nicht langer Zeit zum Biosphärenpark gekürt, kann sich der Wienerwald nun auch mit der Auszeichnung Genussregion schmücken. Es handelt sich dabei um die ‘Wienerwald Weiderinder’, die mindestens 200 Tage auf der Weide gehalten werden und Qualitätsfleisch liefern, für das die KonsumentInnen gerne einen höheren Preis bezahlen. Denn Herkunft und Produktionsweise ist nachvollziehbar und die Produktionsrichtlinien gehen über die Kriterien des AMA-Gütesiegels hinaus, was die Weidedauer und die Zusammenarbeit mit dem Naturschutz betrifft. In schon 25 Restaurants und Gasthäusern im Niederösterreichischen und Wiener Wienerwald kann man sich das Weiderindfleisch schmecken lassen.

Matthias Pointinger erzählt vom Ausseerland Seesaibling, Genussregion seit 2005. Am liebsten würde man selbst in den Grundlsee springen und sich mit den Fischlein im Trinkwasser tummeln. Die heimische Hallstatt-Reinanke, die Traunforelle, die Seeforelle und der Krungil-Saibling wurden unter der Marke ‘Wildfang-Naturfisch’ zusammengefasst, die dem Fisch-Gourmet garantiert, dass keine Antibiotika oder Schwermetalle mit auf die Gabel kommen. In den modernen Fischzuchtanlagen der Österreichischen Bundesforste wird ausschließlich Fischlaich von Muttertieren aus den Gewässern des Ausseerlandes eingesetzt. Um die heimischen Fischarten auch zu sichern, werden echte Grundlsee-Seeforellen und -Saiblinge ausgesetzt.

Das Steirische Vulkanland, der dazugehörige Schinken wurde 2006 mit dem Prädikat Genussregion ausgezeichnet, stellt sich in den Beiträgen von
Josef Ober und Roman Schmidt als ganz besondere Region dar: Stolz auf die Landschaft, auf das, was dort wächst, und auf das eigene Wissen und Können. Selbstbewusst, was die Umsetzung betrifft, denn die ‘Vulkanländer’ nehmen ihr Schicksal anscheinend lieber selbst in die Hand anstatt auf andere zu warten oder sich gar auf andere auszureden. Neben der kulinarischen Vielfalt von den Paradeisern über den ‘Brisky’ bis zur berühmten Zotter-Schokolade und dem Tourismus wird im Vulkanland das Handwerk groß geschrieben. Aus der traditionellen Handwerksregion soll künftig eine grenzüberschreitende ‘europäische Handwerksregion’ werden!

Die beiden Beiträge von Franz Greif und Martin Tragler sind zwar nicht wirklich skeptisch, hinterfragen die Genussregionen aber doch. Brauchen wir denn Genussregionen? Nicht doch eher ‘nahrhafte Landschaften’ zum Stillen unseres Hungers? Greif kommt zum Schluss, dass es nicht um´s entweder oder geht, sondern um ein sowohl als auch. Martin Tragler fragt, ob Regionalität reicht, oder ob die Kriterien der Genussregion nicht weiter reichen sollten. Seine ‘visionäre Forderung’ ist die biologische Landwirtschaft, für ihn ist die Genussregion ‘Nationalpark Kalkalpen Biorind’ ein Vorzeigemodell.

Nach einigen Buchtipps und Berichten finden Sie dann auf der letzten Seite einen Hinweis auf das Bildungsprojekt ‘Gefährdete Haustierrassen’, das durch Information und Bewusstseinsbildung die seltenen und alten Rassen wieder ins ‘Rampenlicht’ rücken soll. Passt ganz gut, denn immerhin gibt es auch schon die Genussregionen Weststeirisches Turopoljeschwein, Pannonisches Mangalitzaschwein und Mittelkärntner Blondvieh.

Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer, aber den ‘Haken’ konnte ich nicht finden! Die Initiative Genussregionen ist sicherlich eine ausgezeichnete Möglichkeit, um regionales (Selbst)Bewusstsein, Lebensmittelvielfalt, sanften Tourismus, kleinräumige Landwirtschaft und wirtschaftliche Lebendigkeit zu erhalten und zu fördern.

Eva-Maria Munduch-Bader