Land & Raum 4 2008

Modelle und Perspektiven für den ergebnisorientierten Vertragsnaturschutz

Das Heft 4/2008 dient der internationalen ExpertInnenkonferenz ‘Modelle und Perspektiven für den ergebnisorientierten Vertragsnaturschutz’ am 22. Jänner 2009 als Tagungsband.

Was bedeutet eigentlich ergebnisorientierter Vertragsnaturschutz? Ist es nicht selbstverständlich, dass es beim Vertragsnaturschutz um die damit erzielten Ergebnisse geht?

So oder ähnlich wurden wir im ÖKL oft gefragt, als wir den Titel der am 22. Jänner 2009 im Museumsquartier in Wien stattfindenden ExpertInnentagung präsentierten. Umso wichtiger erscheint es, auf diese und ähnliche Fragestellungen im Rahmen der Tagung und in diesem Heft, welches auch als Tagungsband fungiert, einzugehen bzw. sie kritisch zu diskutieren. Ein wichtiges Ziel der Tagung und auch der vorliegenden Ausgabe von Land und Raum ist es, Naturschutz und Landwirtschaft gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen und eine für beide Seiten konstruktive Diskussion über die Zukunft und über neue Ansätze im Vertragsnaturschutz zu beginnen.

Um die eingangs gestellte Frage kurz zu beantworten, reicht ein Zitat aus dem Beitrag von Günter Jaritz: ‘
Nur was man schätzt, schützt man’.

Im ergebnisorientierten Vertragsnaturschutz geht es also unter anderem darum, die Landwirtinnen und Landwirte verstärkt mit dem Ergebnis der vielen von ihnen vertraglich eingehaltenen Bewirtschaftungsauflagen zu konfrontieren und dadurch eine stärkere Identifikation mit dem Naturschutz zu erreichen. Viele verschiedene Wege führen zu diesem Ziel. So wird, wie Rainer Oppermann aus Deutschland in seinem Artikel berichtet, in Baden-Württemberg schon seit einigen Jahren eine zusätzliche Honorierung für ‘artenreiches Grünland’ angeboten um ‘mehr Gerechtigkeit in das Fördersystem durch Geld für gute Erhaltungsleistung’ zu bringen. Gleichzeitig hat mit dieser Art der Förderung eine ‘starke Bewusstseinsbildung begonnen’ und ‘viele LandwirtInnen sind wieder vermehrt stolz auf ihre artenreichen Wiesen und Weiden.’

Auch in der Schweiz stützt man sich auf ergebnisorientierte und mittels genau definierter Qualitätskriterien honorierte Vernetzungsprojekte, die Hans Gujer in seinem Beitrag beschreibt. Denn schon früh hat man hier erkannt, dass ‘die Beschränkung auf die Einhaltung von Geboten und Verboten, Sinn und Ziel der Maßnahmen aus dem Bewusstsein verdrängen.’ Der österreichische Ansatz, welcher im Beitrag von Daniel Bogner beschrieben wird, stützt sich auf (Bewusstseins)Bildung. Im Projekt ‘Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen’ dokumentieren die Bäuerinnen und Bauern die Biodiversität auf ihren wertvollen Magerwiesen selbst und erhalten dafür eine Abgeltung im Rahmen des Österreichischen Umweltprogrammes (ÖPUL).

In den anschließenden drei Kurzbeiträgen berichten LandwirtInnen, die an diesem Projekt teilnehmen, über ihre Motive und Erfahrungen. So meint Markus Stadelmann, ein Landwirt aus Vorarlberg, dass das Beobachten der Pflanzen ‘für den Landwirt eine bessere Wahrnehmung der Artenvielfalt und damit eine gesteigerte Wertschätzung der Wiese’ mit sich bringt. Genau darin liegt aber möglicherweise der größte Vorteil dieses ‘ergebnis-orientierten’ Ansatzes für den Naturschutz.

Denn: ‘Wenn du ein Schiff bauen willst, musst du die Leute nicht zum Baumfällen antreiben, sondern ihre Sehnsucht nach dem Meer wecken.‘ (Antoine de Saint-Exupèry).

Editorial von Barbara Steurer