Boden, ein unvermehrbares Gut
Die Frühjahrsausgabe widmet sich dem Thema Boden und ist in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Landes Niederösterreich anlässlich der 9. Internationalen Bodenbündnis-Tagung in Tulln am 6. und 7. Mai 2010 entstanden.
Rund um die 9. Internationale Bodenbündnis-Tagung in Tulln am 6. und 7. Mai 2010 war es dem Redaktionsteam ein Anliegen, das Thema Boden umfassend zu beleuchten und Beispiele des pfleglichen Umganges mit dem Boden aufzuzeigen.
Das Thema Boden beschäftigt uns in der Abteilung Landentwicklung im Land Niederösterreich schon seit einigen Jahren. In einem ‚Flächenbundesland‘ wie Niederösterreich stellt es eine große Herausforderung dar, den großen Nutzen und die beschränkte Verfügbarkeit des Gutes Boden zu kommunizieren.
Als Einstieg stellt sich in dieser Ausgabe die Frage: Was ist Boden? Die ExpertInnen zu diesem Thema sind in Österreich dem Namen gemäß an der Universität für Bodenkultur zu finden. Der Beitrag von Alex Dellantonio und Walter Wenzel gibt Inhalte der Vorlesung wieder, wie sie auch die Studierenden an der Universität erfahren.
Ebenfalls an der Universität für Bodenkultur wird den Studierenden Raumplanung näher gebracht. Gerlind Weber hält in ihrem Beitrag ein Plädoyer für eine möglichst sparsame Nutzung des Gutes Boden. Eine große Anzahl an Argumenten spricht für eine möglichst nachhaltige Nutzung des Bodens und gegen den ‚Flächenverbrauch‘ durch unbedachte Versiegelungen.
Wie rasch die Entwicklung voranschreitet, hält Franz Greif in seinem Artikel über den Bodennutzungswandel fest. Anhand verschiedener Quellen zeigt er auf, wie sich die Rahmenbedingungen der Bodennutzung in den letzten Jahrzehnten gewandelt haben. Auch innerhalb der Land- und Forstwirtschaft sind Bodennutzungen und ihre Folgen differenziert zu betrachten: in Abhängigkeit von Art und Intensität der Nutzung, und vor allem verbunden mit der Frage, an welchen Standorten welche Nutzungen stattfinden.
Den Themenkomplex der Möglichkeiten der Bewusstseinsbildung und der konkreten Umsetzung von Projekten im Sinne einer nachhaltigen Bodennutzung auf regionaler und lokaler Ebene eröffnet der Leiter der Abteilung Landentwicklung und Vorsitzende des europäischen Bodenbündnisses, Christian Steiner. Das Bodenbündnis als internationale Organisation ermöglicht den Gemeinden einen Austausch auf inhaltlicher Ebene und betreibt im europäischen Raum Bewusstseinsbildung zum Thema Boden.
Über die niederösterreichischen Aktivitäten berichten Franz Rybaczek und Erwin Szlezak in ihren beiden Beiträgen. Da die Wahrnehmung der Boden-Agenden Landeskompetenz ist, wurde auf Ebene des Landes die Kampagne ‚unser Boden – wir stehen drauf!‘ gestartet. Eine der erfolgreichsten Aktionen im Rahmen dieser Bewusstseinsbildung war das Malen mit Erdfarben. Aus verschiedensten Böden wurden Farb-Pigmente entnommen und Malkästen zusammengestellt. Die niederösterreichischen SchülerInnen werden in verschiedenen Wettbewerben aufgefordert, ihrer Kreativität zum Thema Boden freien Lauf zu lassen. Über diesen emotionalen, künstlerischen Zugang können auch die wichtigen Funktionen des Bodens vermittelt werden. Im zweiten Beitrag der beiden Autoren werden Beispiele auf Ebene der Gemeinden aufgezeigt.
Einen etwas anderen Ansatz, aber mit dem gleichen Ziel, verfolgt das Land Oberösterreich. Das Land fördert Projekte der Gemeinden im Sinne einer sorgsamen Bodennutzung. Andreas Mandlbauer schildert die gemeinsamen Bemühungen von Raumordnung und Umweltschutz und zeigt anhand zweier konkreter Projekte auf, wie quantitativer Bodenschutz in der Praxis aussehen kann.
Die Ökoregion Kaindorf hat ebenfalls eine kreative Methode der Bewusstseinsbildung zum Thema Boden gefunden. Die Eigenschaft des Bodens, Kohlenstoff im Humus zu binden, wird sich zu Nutze gemacht. Die Umstellung von intensiver Düngung mit Mineraldünger auf Kompostdüngung führt zu einer Anreicherung der Humusschichte – der darin gebundene Kohlenstoff wird der Atmosphäre sozusagen entzogen und verbessert damit die CO2-Bilanz. Auf Regionsebene ist ein CO2-Zertifikate-Handel entstanden, der in diesem Beitrag beschrieben ist. Über diese und weitere Aktivitäten der Ökoregion Kaindorf im Sinne des Bodenschutzes berichtet Joachim Ninaus in seinem Artikel.
Schlussendlich bildet diese Ausgabe von Land & Raum selbst einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung zum Thema Boden.
(Editorial von Thomas Mitterstöger)