Bericht ÖKL Kolloquium 2015

Bericht zum ÖKL-Kolloquium „Moderne Technik auch im Grünland“ von Gebhard Aschenbrenner, ÖKL

Das Landtechnische Kolloquium des ÖKL wird seit über 50 Jahren zu verschiedensten Themen wie Bodendruck, Treibstoffeffizienz, Kostenreduktion, Strategien zur Klimaänderung an wechselnden Standorten abgehalten. War es zum Maisbau naheliegend, es in Kärnten abzuhalten, so galt dies für das Thema „Moderne Technik auch im Grünland“ für den Heffterhof der LK Salzburg, deren Vizepräsident Wagner die annähernd 200 Teilnehmer neben dem Obmann des ÖKL, DI Dworzak begrüßte.

Einen eher produktionsbetonten Standpunkt vertrat DI Josef Galler, Grünlandexperte der örtlichen LK, wobei er forderte, dass 6000 kg Milch aus Gras erzeugt werden sollten, was etwa 2000 kg Rohprotein pro ha entspricht. Kein Vorteilhaftes Bild zeichnete er hinsichtlich der Eiweißversorgung in der EU, speziell bei Soja mit einer Selbstversorgung von nur 2%. Der Grünlandbewuchs sollte zu drei Vierteln aus Gräsern, daneben Leguminosen und der Rest aus 10 bis 20% Kräutern – aber eben keinen Unkräutern –, dem „Salz und Pfeffer“ bestehen. Löwenzahn ist ein wertvolles, den bodenlockerndes Krauts, das zur „gelben Gefahr“ nur im Übermass wird. Zur Ausbreitung der unerwünschten Quecke trägt die Verdichtung bei; diese wird auch durch den Rasierschnitt (gegen den sich noch andere Referenten wandten) gefördert. Wie im Ackerbau fördert eine Kalkung die Druckstabilität, wenngleich der pH-Wert im Grünland niedriger liegen kann. Lückige Bestände sind das Resultat von Verdichtung und Narbenschädigung, die Konsequenz daraus Verunkrautung (Ampfer, Hahnenfuß bis hin zum giftigen Kreuzkraut in extensiveren Lagen) und Verungrasung (jetzt vermehrt mit Gemeiner Rispe).

Bei der Nachsaat ist das Anwalzen wichtig, nachdem zuvor auf die richtige Saattiefe der mischungen geachtet wurde. Für eine Neuansaat brachte Galler ein extremes, aber grundsätzlich nachvollziehbares Beispiel: 1.800 € Aussaatkosten bringen binnen sechs Jahren einen veredelten) Wert von 16.000 €!

Stickstoff ist die erste Vorrausetzung für Wachstum, wenn schon nur eine begrenzte Menge ausgebracht werden darf, sollte es verlustarm geschehen – der Prallteller, dessen Tage bald gezählt sind, trägt dazu nicht bei. Galler schlug hinsichtlich der Qualität des Futters den Bogen zum nachfolgenden Vortragen zur über die Trocknung, indem er meinte, das Gras bzw. Heu „müsse die teure Trocknung auch wert“ sein.

Ergebnisse über den Futterwert und die daraus abzuleitende Milcherzeugung brachte Dr. Leonhard Gruber von der HBLFA in Gumpenstein, wobei er Bodentrocknung, Kaltbelüftung und Entfeuchtertrocknung einerseits mit der Silierung andererseits verglich. Zunächst verwies er auf die unterschiedlichen meteorologischen Gegebenheiten der Grünlandlagen in Österreich, welche die Trocknung nahelegten. Zugleich warnte er vor einem „Tunnelblick, der ökologische Aspekte außer Acht lässt und veranschlagte den optimalen Rohproteingehalt bei 13 bis 16%, während der Vorredner diesen bei 18% gesehen hatte. Die Unterdachtrocknung von Heu bringt eine höhere Nährstoffkonzentration im Vergleich zur Bodentrocknung und Silierung. Folgerichtig ist eine höhere Grundfutteraufnahme, die wieder eine höhere Milchleistung bedingt. Somit wäre der Vorteil klar, aber der Mehraufwand verlangt eine betriebswirtschaftliche Abwägung, wie DI Pöllinger, ein Kollege von Dr. Gruber, ausführte: Dazu zählt der Stromverbrauch, der mitunter deutlich über den Firmenangaben lag. Bei den Fixkosten sind die unterschiedlichen Gebäudekosten zu berücksichtigen. Das zusammenfassende Ergebnis: Heu höchster Qualität setzt die künstliche Fertigtrocknen weitgehend voraus. Dabei sind die Kriterien: Futterwert und Menge negativ korreliert, also nicht in einem einzigen Stadium erreichbar und es müssen Kompromisse eingegangen werden.

Gemäß Mag. Kittl von LK Salzburg sind nur noch zwei Tage schönen Wetter zum Heruntertrocknen auf eine Restfeuchte von 35 bis 40 % zur (Welk-)Heuernte nötig, das Fertigtrocknen auf eine Restfeuchte von 1% (erst dann ist eine stabile Lagerung möglich!) geschieht unter Dach. Entscheidend ist das „Sättigungsdefizit“, also das Wasseraufnahmevermögen, das mit steigender Lufttemperatur zunimmt. Eine Dachabsaugung, die – um später teure Adaptionen zu erübrigen – am besten gleich beim Neubau mit eingeplant wird, erreicht z.B. bei 100 m2 beachtliche 100 kW/136 PS! Eine weitere Erwärmung ist mittels Öl oder Hachschnitzeln möglich. Für 10m2 Boxenfläche ist ein kW Lüfterleistung notwendig. Besagtes Sättigungsdefizit kann auch durch die Entfeuchtung (Kondensation) erreicht werden. Sie funktioniert nach dem Prinzip der Wärmepumpe und erreicht daher hohe Wirkungsgrade. Eine ausreichende Luftleistung und –temperatur sorgt dafür, dass die von unten durch den Stock strömende Luft nicht im obersten Teil feuchte übersättigt kondensiert und diesen erst recht wiederbefeuchtet.

Dass es in der Landtechnik Zyklen wiederkehrender Technik gibt, bewies die Vorstellung das äusserst schonend arbeitenden Kammschwaders durch dessen Salzburger Importeur. Schon in den fünfziger Jahren hatte es ihn – wegen der begrenzten Hubkraft der Traktoren in gezogener Ausführung unter der Bezeichnung „Schubrechwender“ – gegeben . Die langsam in das Heu eintauchenden Zinkenbalken beschleunigen dieses nur wenig und die Bröckelverluste werden vermindert. Mit geänderter nach Drehrichtung und flacherem Anstellwinkel ist auch ein gleichermaßen schonendes Wenden möglich.

Mähaufbereiter, die in Österreich weniger verbreitet sind wie in der Schweiz; gibt es in der Ausführung mit Zinken oder Walzen. Letztere wirken weniger aggressiv und sind daher eher für Leguminosen (Klee) geeignet. Die Kombination mit Scheibenmähern ist günstiger als mit Trommelmähern, denn deren Schwaden verringern die Aufbereiterleistung. Aufbereiter entlasten die Vorderachse, während die Hinterachslast an ihre Grenze kommen kann. Die durch das behandeln reduzierte Wachsschicht beschleunig das Trocken, aber es ist einsichtig, dass unerwarteter Regen rascher ins Mähgut eindringt, wie DI Handler (BLT Wieselburg) ausführte.

26 und 28 PS oder ca. 20 kW: das war früher die Leistung mittlerer Traktoren! Diese weisen heute die stärksten Motormäher mit Zweizylinder–Ottomotoren auf. Mit Stachelwalzen, verschiebbarer Achsen und hydraulischem Antrieb verlangen sie einen geringeren körperlichen Einsatz, bewältigen dennoch steilstes Gelände und erreichen hohe Leistungen. Die Kombination mit der Heuraupe wird inzwischen mit jener durch den „Hill-Rake“, einem Gerät, das gleichermaßen zettet, wendet und schwadet, ergänzt. Die Technik des bloßen Hinunterschiebens von Heu wird durch den “Twister“ erweitert, der das Futter zu Schwaden formt und über weitere Strecken zu Tal fördert. Wenn das Gelände zu steil wird, kommen Blasgeräte mit einer gegenüber dem Handrechen vielfachen Leistung zum Einsatz. Sie haben auch einen ökologischen Aspekt – nicht nur wegen des Lärms für den Bediener und die Umwelt, sondern wegen der Insektenproblematik, die durch größere Schnitthöhe entschärft werden kann. (Somit hob auch J. Paar/Landwirt den Gesamtvorteil gegenüber ein um paar Zentimeter längerem Entegut hervor!).

Etwa 130 Ampferpflanzen lassen sich nach Dr. Latsch/Tänikon pro Stunde mit dem inzwischen marktreifen Gerät zur Ampferbekämpfung mit Heißwasser entfernen. Nach seiner Kalkulation sind die Gesamtkostendann niedriger als beim händischen Ausstechen.-Setzt man statt der unterstellten 28 Franken Lohn den österreichischen ein, dann verschieben sich die Verhältnisse allerdings wieder zugunsten des Stechens. Ökologische Bedenken über die „Schlammpackung mit den Dreckfräser“ konnte der Wissenschaftler zerstreuen: nach relativ kurzer Zeit kommen die Regenwürmer zurück und im Boden ist die vorherige Struktur zurück. Ein Pflanzenschutzunternehmen befasst sich mit der Insektenart „Glasflügler“, der zunächst Eier auf Ampferpflanze legt und deren Larven in der Folge die Wurzel befällt. Ungeklärt ist noch die wirtschaftliche Art der Eiapplikation. Immerhin: Firmen greifen nur Themen auf, mit debnen sie einmal Geld verdienen.

Einen gewissen Kontrapunkt zur Produktion setzte DI Barbara Steurer vom ÖKL und stellte dessen erfolgreiches und vom Bundesminister ausgezeichnetes Projekt „Wir schauen auf unser Wiesen“ vor. Damit wird dieEigenverantwortung der ca 700 nach ÖPUL wirtschaftenden und teilnehmenden Bauern für die Erhaltung selten gewordener Tiere und Pflanzen unterstrichen. Die in einer zentralen Datenbank erfassten und anonymisiert ausgewerteten Daten ermöglichen es, die Bewirtschaftungsauflagen zu verbessern. Die Abgeltung beträgt € 39 pro ha und Jahr und € 57 für Biobetriebe.

Dass das Vorgetragene in der Praxis und aus betriebswirtschaflicher Sicht funktioniert, zeigten die Berichte zweier grünlandbewirschaftender Landwirte, deren einer sich nicht auf die „Förderungshängematte“ verlässt und ein offenbar optimales Mittelmaß zwischen neuer und Gebrauchttechnik gefunden hat. Er sprach über den familiären Hintergrund als Vorrausetzung für erfolgreiches Wirtschaften: die Ehefrau solle seine Frau dürfe man z.B. nicht – selbst meist auswärts in der Arbeit – „der Schwiegermutter aussetzen“. Sie sollte den Beruf ihrer Wahl ausüben, auch wenn es nicht jener der Bäuerin ist.

Für einen weiteren Betrieb mit 70 ha Grünland sind die ersten 48 Stunden der Trocknung für die Futterqualität entscheidend, nachdem bereits der Aufbereiter am Mähwerk einen Zeitgewinn gebracht hat. Die Abwärme einer Biogasanlage zusammen mit Dachabsaugung und Luftentfeuchter sorgt für die nötige Kapazität, um das Feuchtheu von 20 bis 25 ha auf 270 m2 Boxenfläche zu trocknen.

Gebhard Aschenbrenner, ÖKL

ÖKL-Kolloquium Moderne Technik auch im Grünland

IMG_0078Am 2. Dezember 2015 fand das jährliche Landtechnische Kolloquium des ÖKL am Heffterhof in Salzburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik statt.
LOGO_Hochschule für Agrar- und UmweltpädagogikThema: Moderne Technik auch im Grünland

Es begrüßten LK-Vizepräsident Georg Wagner (Salzburg) und ÖKL-Obmann DI Stefan Dworzak.

In den Referaten wurden unterschiedlich abgestufte Philosophien vertreten, wobei jene von DI Josef Galler, LK Salzburg, und Dr. Leonhard Gruber, HBLFA Gumpenstein, gleich zu Beginn die produktions- und ökologisch betonten „Eckpunkte“ markierten. Gemeinsam war ihre Sichtweise, dass möglichst viel Milch aus dem Grundfutter gewonnen werden sollte. Dessen möglichst verlustfreie Gewinnung leitete besonders für die weniger günstigen Lagen zur Heutrocknung bzw. Silage über. Die Trocknung wurde „stufenweise“ in Verbindung mit der Dachabsaugung und der Luftkondensation auch von zwei Praktikern anhand ihre spezifischen Lösungen Betriebe geschildert, nachdem Mag. Kittl (LK Salzburg) die Grundlagen dargelegt hatte. Das „Für und Wider den Mähaufbereiter“ erbrachte als Saldo ein „wider“, womit es die Realität in Österreich spiegelte. In keinem anderen Land wird so viel Technik für den extremen Hang hergestellt wie in Österreich und die Motormäher als Antrieb weisen mittlerweile Leistungen von 21 kW/ 28 PS, um die Technik auch sinnvoll einsetzen zu können. Die Blasgeräte, zum „Heuschieben“ verwendet, haben auch einen ökologischen Aspekt –nicht nur wegen des Lärms, sondern wegen der Insektenproblematik. Dr. Latsch (Tänikon, CH) ging auf die Ampferbekämpfung mit Heißwasser und eine Insektenart ein, die die Ampferwurzel befällt. DI Barbara Steurer vom ÖKL stellte dessen erfolgreiches und vom Bundesminister ausgezeichnetes Projekt „Wir schauen auf unser Wiesen“ vor. Ein Landwirt sprach im Rahmen der Praxisberichte über den familiären Hintergrund als Vorrausetzung für erfolgreiches Wirtschaften: Seine Frau dürfe man z.B. nicht – selbst meist fort in der Arbeit – „der Schwiegermutter aussetzen“.

Einen umfangreicheren Bericht finden Sie hier!

In logischem Zusammenhang mit dem ÖKL-Kolloquium sprach das ÖKL die Einladung zum „Praxistag Heutrocknung“ am 22. Jänner 2016 aus.

IMG_0116Auf dem Foto von li nach re: Josef Grundbichler (Fa. Grundbichler), Mag. Matthias Kittl (LK Salzburg), Harald Dürager (Praxisbetrieb), DI Gebhard Aschenbrenner (ÖKL), DI Barbara Steurer (ÖKL), Dipl.-HLFL-Ing. Josef Galler (LK Salzburg), ÖKL-Obmann DI Stefan Dworzak, Hermann Schwärz (Praxisbetrieb), Dr. Roy Latsch (Agroscope), DI Franz Handler (Josephinum Research), DI Michael Deimel (ÖKL) und DI(FH) Donner Herbert, MSc. (ÖKL)

Programm und alle Beiträge:

Top-Grundfutterqualität – warum?
Präsentation Galler
Dipl.-HLFL-Ing. Josef Galler, LK Salzburg

Futterwert und Milchqualität – Heuwerbesysteme im Vergleich zur Silage
Präsentation Gruber
Univ.-Doz. Dr. Leonhard Gruber, HBLFA Gumpenstein

Bauliche und technische Heutrocknungssysteme 
Präsentation Kittl
Mag. Matthias Kittl, LK Salzburg

Technische Kennzahlen verschiedener Heutrocknungsverfahren
Präsentation Pöllinger
DI Alfred Pöllinger, HBLFA Gumpenstein

Raufutterernte am Steilhang –  Alternativen zu Hand- und Bandrechen
Präsentation Paar
Ing. Johannes Paar, Stv. Chefredakteur „Landwirt“, Graz

(Mäh-)Aufbereiter: Für und Wider
Präsentation Handler
DI Franz Handler, BLT Wieselburg

Ein marktfertiges Gerät zur Ampfer-Regulierung mit Heißwasser
Präsentation Latsch
Roy Latsch, Agroscope, CH

Wir schauen auf unsere Wiesen – Ein Projekt des ÖKL
Präsentation Steurer Angeringer
DI Barbara Steurer, ÖKL, und DI Wolfgang Angeringer, Landwirt und Pflanzenbauberater bei Bio Ernte Steiermark und LK Stmk.

Kammschwader als futterschonende Alternative
Präsentation Grundbichler
Fa. Josef Grundbichler, Kuchl

Praxisberichte zweier erfolgreicher Grünlandbetriebe
Harald Dürager, Obertrum; Biobetrieb mit Silage und Heubelüftung, Biogasanlage
Präsention Dürager
Hermann Schwärz, Nußdorf am Haunsberg; Heubelüftung
Präsentation Schwärz

Programm Kolloquium 2015