ÖKL-Mähdruschseminar 30. Juni + 1. Juli 2015

Durchsatz steigern und Körnerverluste mindern

Am 30. Juni und am 1. Juli 2015 fanden jeweils eintägige Praxis-Mähdruschseminare des ÖKL mit Agrartrainer Klaus Semmler statt. Es nahmen 60 Personen daran teil.

Präsentation von bzw. Einstellungsoptimierung an vier Mähdreschern!

Wo: Versuchswirtschaft der BOKU, Groß-Enzersdorf, Schloßhofer Straße 31, 2301 Groß-EnzersdorfBO_Kreislogo_A3-A4_RGBLOGO_Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

Bevor für die Mehrzahl der Betriebe die eigene Ernte begann, veranstaltete das ÖKL zwei Mähdrusch-Praxis-Tage. In Österreich maßgebliche Fabrikate waren vertreten!

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BERICHT von DI Gebhard Aschenbrenner:

Im Wechsel zwischen Theorie und (noch mehr) Praxis lief das mittlerweile vierte ÖKL-Mähdrusch-Seminar dieses Mal in der Versuchswirtschaft der Universität für Bodenkultur in Groß-Enzersdorf mit dem Agrar-Trainer Klaus Semmler ab. Es war von einem weiteren Kooperationspartner, der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, als Fortbildungsveranstaltung für Lehrer und Berater ausgeschrieben worden.

Für die praktischen Demonstrationen für die rund 60 Teilnehmer waren am ersten Tag vornehmlich CASE und CLAAS, am zweiten MASSEY-FERGUSON und NEW HOLLAND im Einsatz, womit die grundlegenden Druschprinzipien mit Schüttler oder Rotor erläutert werden konnten.

Auf Wunsch des ÖKL ging Semmler dieses Mal auch auf das Thema „Sicherheit“ ein und besprach die fatale Spirale „Eile aufgrund des Wetterrisikos und Unaufmerksamkeit“. Er sprach die Warnung aus, weder feuchtes, schlecht nachfließendes Getreide mit der zweckentfremdeten Aufstiegsleiter noch mit dem Fuß in die Austragschnecke zu befördern. Denn auch hier kann es zu schwersten Verletzungen kommen. Umgekehrt berichtete er von Fällen, bei denen etliche Verfahren gegen einen Hersteller wegen Körperverletzung im Laufen sind.

Im Verkehr scheren Mähdrescher – bedingt durch die hinten angeordnete Lenkachse – für viele Verkehrsteilnehmer unerwartet weit aus. Mit Routengenehmigung dürfen relativ breite Schneidwerke bei der Straßenfahrt montiert bleiben, aber auch ohne diese kommen 6-Schüttler-Drescher an die Grenze der erlaubten Transportbreite.

In anderem Zusammenhang – der Besprechung der Bauteile – sprach Semmler sich für möglichst breite Schneidwerke aus. Die Zahl der Fahrspuren und Wendemanöver nimmt ab, es muss zwar langsamer gefahren werden, aber dafür hat der Fahrer mehr Zeit, zu reagieren bzw. kann er die volle Arbeitsbreite nützen. Semmler sieht bereits im Schneidwerksbereich ein Verbesserungspotential von 10 bis 15 Prozent. Dazu zählte er auf: den Abstand der Einzugschnecke nach unten bzw. zum Schrägföderer; die Einstellung der Haspel; scharfe Schneidklingen bei möglichst hoher Schnittfrequenz (kann durch veränderten Durchmesser der Antriebsscheiben erreicht werden) und ausreichendem Hub mit dem korrekten Umkehrpunkt sowie die Neigung des Tisches mit etwa 12 Grad nach vorne. Zusätzlich montierte, am Messerrücken laufende Rollen reduzieren dessen Verschleiß. Ein höherer Schnitt reduziert die durchzusetzende Strohmenge und steigert somit die Leistung.

Das Meiste ist naturgemäß im Dreschwerk selbst zu „holen“. Ein Kernsatz war wiederum: „Ober- und Untersiebe auf – Geschwindigkeit rauf“. Diese generelle Empfehlung relativierte Semmler dennoch: „Im Tank viel Kurzstroh: Untersiebe zu weit offen“ – „im Tank viel Langstroh: Obersiebe zu weit offen“.

Befolgt man nur jeweils einen Teil der Regel, so steigen die Verluste, wenngleich diese oft überschätzt werden, denn die Körner sind von der gesamten Arbeitsbreite auf den Schwad konzentriert. Im Tagesverlauf sollten Trommeldrehzahl und Korbweite in Abhängigkeit von der Feuchte (Strohstruktur) verändert werden. Das Thema wurde anhand des Skriptums eingehend durchgearbeitet.

Ein großer Teil des Strohs wird nicht geborgen, sondern gehäckselt und möglichst gleichmäßig über die Arbeitsbreite verteilt ausgebracht. (Am Rande erwähnte Semmler, dass in Holland das Getreide z.T. ein „Nebenprodukt“ ist. Es geht dort vermehrt um das Stroh, das für die intensiven Veredler erforderlich ist, um die zunehmenden Umweltauflagen zu erfüllen.)

Häcksler haben bei großen Dreschern einen Leistungsbedarf von knapp 100 kW und es wird deutlich, wie wichtig es ist, dass die Klingen scharf sind. Gesinterte Ausführungen beurteilt Semmler vom Kosten-Nutzen-Standpunkt indifferent, für steinige Gegend kommen sie – ebenso wie gezackte Klingen – nicht in Frage. Geringen Nutzen sieht er für jene, die auch an der unteren Seite gezackt sind.

Gefühlsmäßig meint man: hohe Drehzahl – mehr Schneideffekt. Es kommt jedoch der Punkt, da die Klingen so rasch aufeinander folgen, dass die Wirkung einer Walze entsteht, an deren Oberfläche das Stroh abgewiesen wird. Aber auch bei niedrigeren Drehzahlen müssen abgebrochen Klingen sofort ersetzt werden, um Lagerschäden durch Unwucht zu vermeiden. Da ist es besser – sollte kein Ersatz zur Hand sein –, vorerst auch die gegenüberliegenden zu entfernen.

Es hat mit dem vorhergehenden Drusch nur indirekt zu tun, und dennoch verriet Semmler den Kniff, beim Pressen gegen den im Vergleich zum daneben liegenden, heller erscheinenden Schwad zu fahren und damit die Aufnahmeleistung der Presse zu steigern, was mit der Ablagerichtung des Strohs durch den Mähdrescher zu tun hat.

Mit dem Mähdreschen hat das ÖKL 2009 seine Seminar-Reihe begonnen und diese mittlerweile auf das Pflügen, Feldspritzen, Düngerstreuen sowie auf das Getreidelagern ausgeweitet. Im Herbst dieses Jahres berücksichtigt ein Pflug-Seminar die Diskussion um den zunehmend diskutierten Wirkstoff Glyphosat, der stellenweise den Pflug schon etwas im Übermaß ersetzt, ein weiteres Seminar geht auf konservierende Bearbeitung im „Jahr des Bodens“ ein.

IMG_0035„Rotor heißt: Motor“ – laut Semmler die richtige Betriebsart für Axialfluss gegenüber Schüttlermaschinen: den Drescher so sehr an die Auslastungsgrenze bringen, dass man das Gefühl hat, es fehlen einige PS/kW

IMG_0055Vor dem „Schöpfungsakt“: Semmler fängt die Überkehr auf, um den Stroh- und Ährenanteil zu analysieren.

 

 

P1010659Semmler sieht bereits im Schneidwerksbereich ein Verbesserungspotential von 10 bis 15 Prozent. In vielen Fällen reicht die halbe Anzahl von Ährenhebern aus. Im Abschnitt der Einzugschnecke vor dem Einzugskanal angebrachte Mitnehmer (Winkeleisen) vermeiden den sogenannten „Weizenstrauß“.

IMG_0095Hohe Strohfeuchte heißt nicht unbedingt hohe Kornfeuchte, wenngleich der Durchsatz erschwert wird.

 

IMG_0078Die Teilnehmer des zweiten Tages vor einem NH Mähdreschers mit einem Schneidwerk des kanadischen Herstellers „Honey“, der sein Produkt folgerichtig „HoneyBee“ nennt. Mit 11,30-Metern Breite ist trotz der Verwendung von Aluminium für den „CR“ aus Gewichtsgründen eine gewisse Grenze der Tragfähigkeit erreicht.

IMG_0066„Zug um Zug“: ÖKL-Mitarbeiter DI Donner händigt die Teilnahmebestätigung aus und erhält den ausgefüllten Bewertungsbogen. Dessen Auswertung interessiert insbesondere die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und brachte neben „guten Noten“ und Kommentaren Wünsche über andere zu behandelnde Themen zum Ausdruck.