Vorwort von Bundesminister Andrä Rupprechter und ARCHE Austria Obmann Thomas Strubreiter
Österreich ist stolz auf seine natürliche Vielfalt – und das mit gutem Recht. Seit Jahrhunderten pflegen und prägen unsere bäuerlichen Familienbetriebe sowohl die einzigartige Landschaft als auch die hohe Zahl an heimischen Nutztierrassen. Tierzucht ist ein bedeutender Teil unserer Geschichte und Kultur: Dies möchte uns das vorliegende Handbuch verstärkt ins Bewusstsein rufen und damit einen Beitrag leisten, unsere Tradition zu erhalten und die unermüdliche Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern zu honorieren.
Globale Krisen und der Klimawandel stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Auch Tierzucht und Tierhaltung müssen mit hohem wirtschaftlichem Druck sowie teilweise erschwerten Produktionsbedingungen zurechtkommen. Die veränderten Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass der Bestand zahlreicher Rassen geschrumpft oder sogar bedroht ist.
Österreich hat sich als Mitglied der „Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalten” dazu verpflichtet, neben den wilden Tier- und Pflanzenarten auch Haus- und Nutztiere sowie Kulturpflanzen zu schützen. Denn eine breite Basis tiergenetischer Ressourcen hält die heimische Landwirtschaft anpassungsfähig und zukunftsfit.
Unter dem Dach der ARCHE Austria werden über 40 österreichische, vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen betreut. Seit 30 Jahren setzt sich die ARCHE Austria gemeinsam mit der ÖNGENE – eine vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) gegründete wissenschaftliche Plattform – und den verantwortlichen Zuchtverbänden dafür ein, den Bestand der Rassen zu schützen und sie wieder auf unsere Höfe zurückzuholen.
Nicht zuletzt dank der Berücksichtigung der seltenen Nutztierrassen im österreichischen Agrarumweltprogramm (ÖPUL) entwickelten sich die Bestandszahlen zuletzt wieder positiv. Durch die finanzielle Unterstützung der Tierhalterinnen und Tierhalter ist es gelungen, einen zusätzlichen Anreiz zur Haltung seltener Rassen zu geben. Rund 10.000 Bauern halten ihre Tiere vor allem dort, wo eine intensive Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Die flächendeckende Bewirtschaftung schützt unseren Lebensraum und erhält die Grundlagen für den Tourismus.
Das vorliegende Handbuch der Vielfalt entstand durch die Zusammenarbeit von ÖKL, der ARCHE Austria, der ÖNGENE, der Universität für Bodenkultur, der Landwirtschaftskammer Österreich und dem BMLFUW.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Studieren der seltenen Rassen sowie viel Erfolg beim Einsatz für die heimische Landwirtschaft und für ein lebenswertes Österreich. Unseren Bäuerinnen und Bauern danken wir für ihr Engagement und wünschen weiterhin viel Erfolg.
Ihr Andrä Rupprechter und Ihr Thomas Strubreiter
(Foto: BMLFUW/Alex Gretter)