Das Österreichische Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung hielt zusammen mit der Forschungsinstitution BLT (Biomass-Logistics-Technology) am 19. August an der Fachschule Obersiebenbrunn (inmitten eines intensiven Produktionsgebietes im Weinviertel) eine Fachtagung ab:
‚Traktor-Geräte-Steuerung über ISOBUS: Was geht?
Ein Plug-Fest zeigt die Möglichkeiten.‘
Bildergalerie auf Bauernzeitung.at:
http://bauernzeitung.at/?id=2500,96769,,&npf_set_pos
Um es vorwegzunehmen: Der große Besucherandrang blieb aus. Da die Veranstaltung medial breit angekündigt war, muss aus der Tatsache als Erkenntnis gewonnen werden, dass beim Landwirt ein verbreitetes Bewusstsein für diese völlig neue Technologie in der Landtechnik noch nicht vorhanden ist. Es sollte auch im Zuge der Diskussion noch die Rede darauf kommen, dass nur ein geringer Teil der Landwirte (ISO-) BUS fähige Maschinen kauft. Dabei sind verschiedene Serien vom Hersteller aus Kostengründen bereits in dieser Hinsicht vorbereitet, aber eben nicht ‚BUS-ready‘, denn es fehlt die Software.
Und dennoch war das Plugfest nach übereinstimmender Meinung der Teilnehmer, die zu einem großen Teil dem Expertenkreis zuzurechnen sind, ein voller Erfolg. Heinrich Prankl (BLT) erläuterte das BUS-Funktionsprinzip, dessen Hauptvorteil darin liegt, dass eine Vielzahl von Funktionen letztlich über nur zwei Leitungen gesteuert wird, wenngleich der standardisierte Stecker neunpolig ausgeführt ist. Neben den Signalen werden immerhin auch 33 A Strom übertragen. Carsten Hühne, ein Sprecher der AEF (Agricultural Industry Electronics Foundation), einer Vereinigung führender Landtechnikhersteller zur Vereinheitlichung der bisher ≥proprietären≥, also herstellerspezifischen Insellösungen, die auch im weltweiten Verbund wirkt schilderte den Werdegang dieser Institution. BUS Systeme gibt es im Automobilbau bereits ein Vierteljahrhundert. In der Landtechnik können Fehlsteuerungen, etwa in Form eines unvorhergesehen anlaufenden Aggregates (lebens-)gefährliche Folgen haben und entsprechender Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen. Die Vielzahl der Anzeigen auf dem Bildschirm erfordert eine bestimmte Mindestgröße, möglicherweise auch seine Teilung, um zu vermeiden, dass allzu oft in den Menüs geblättert werden muss. Für komplexe Geräte wie Feldspritzen kann ein weiteres Panel mit mechanischen Schaltern statt der Touch-Screen-Steuerung sinnvoll sein.
Neue Wege ging das eigentliche Plugfest: 13 Geräte Traktor-Paarungen wurden vorgeführt. Es wäre trotz der Geräumigkeit moderner Traktorkabinen nicht möglich, mehr als jeweils zwei Besuchern die Funktionen am BUS-Terminal gleichzeitig zu erklären. Als Konsequenz wurden neue Wege beschritten und die Erläuterungen des Vertreters des Traktor- oder des Geräteherstellers mit einer Farbvideokamera aufgenommen und auf eine Leinwand in der Zuschauerhalle übertragen. Die Tonübertragung erfolgte über Funk, während das Videosignal per Kabel übertragen wurde, um den Aufwand (Vermeidung der teuren Funklizenz) in Grenzen zu halten. Die Herausforderung bestand darin, die Maschinen so aufzustellen, dass die Rangierwege für die immer neuen Traktor- und Gerätekombinationen möglichst kurz waren, im Idealfall genügte das Anstecken des BUS-Kabels jeweils eines von drei hinter dem Traktor aufgestellter Geräten. So konnte auf das regelrechte Dreipunkt-Koppeln verzichtet werden. Es musste aber auch eine Reihenfolge eingehalten werden, die es einem frei gewordenen Traktor ermöglichte, weiter entfernt stehende Geräte in ‚Kabelreichweite‘ heranzubringen. Das Wesen des ISO-BUS sollte darin bestehen, dass abgesehen von komplexen Steuerungen zumindest die Grundfunktionen ausgeführt werden können, was ja auch der Fall war. Dennoch waren am Vortag alle Funktionen überprüft worden und in einem Fall konnte so der hinlänglich bekannte ‚Vorführeffekt‘, zumindest aber ein Zeitverlust durch vorherige Änderungen in der Software vermieden werden.
Praktisch gezeigt wurde die GPS- und ISOBUS gesteuerte Teilbreitenschaltung einer Einzelkornsämaschine in einem keilförmigen Beet und eine Mulchsämaschine mit ISOBUS-Funktion.
Gebhard Aschenbrenner