Biomethan – ein vielseitiger Energieträger
Das Seminar für die Fortbildung der Biogas-Spezialberater wird regelmäßig vom ÖKL in Zusammenarbeit mit der ARGE Kompost & Biogas organisiert und fand heuer am 18. und 19. Mai 2016 in den Seminarräumen der Energie Salzburg AG in Salzburg und die „obligate“ abschließende Besichtigung einer Anlage im Flachgau statt.
In seiner Einführung wies der Obmann des Arbeitskreises, Ing. Franz Kirchmeyer auf die Unsicherheit unter den Biogas-Anlagenbetreibern angesichts des Auslaufens des derzeitigen Förderregimes hin. Hinzu kommen die kurzfristig schwankenden Substratpreise, welche die Gaserzeugungskosten beeinflussen. In den Seminaren werden jedes Jahr andere Möglichkeiten zur Optimierung des Ertrages aufgezeigt: über die Verlustminderung sowie die Einspeisung des für die Erzeugung im intermittierenden Betrieb erzeugten und deshalb höher vergüteten Stromes bis zum aktuellen Thema „Biomethan – ein vielseitiger Energieträger“.
Mag. Alfred Schuch von der Österr. Energieagentur war als Thema „ Gasmarkt, Markt der Zukunft“ vorgeschlagen worden: es hätte durch ein Fragezeichen ergänzt werden sollen; nicht einmal angesichts der ohnehin bekannten Diskussion „Fossile versus Erneuerbare“, sondern der von der Branche selbst durchaus unterschiedlich beurteilten Aussichten. Gehen die einen bis 2035 von einem Anstieg vom 1,3 fachen gegenüber heute aus, prophezeien andere einen Rückgang auf das nur noch 0,6 fache! Begreiflich ist, wenn die Gaskraftwerke derzeit lediglich noch als Reserve bereitstehen: die Grenzkosten für die Erzeugung einer Megawattstunde Strom betragen 45 Euro (Anm: Mit einer MWh kann man/Frau mit einem Bügeleisen von 1000 Watt Leistung 1000 Stunden bügeln), aber an der Strombörse schwankt derzeit der Preis zwischen 20 und 30 Euro – vor zehn Jahren waren dafür für 100 Euro prognostiziert worden!
Es entwickelte sich eine Diskussion, inwieweit es nicht zielführender ist, wie bei der Elektromobilität mit Wasserstoff sich den Umweg, mit Strom mit Gas zu erzeugen erspart und „gleich mit Gas fährt“. Das „Wunderauto Tesla“ ist in aller Munde, aber nicht jeder/m bewusst, dass seine Reichweit drastisch sinkt, sobald es kalt wird: statt mit der Abwärme des Verbrennungsmotors muss mit Strom geheizt werden.
Das „EnergieWerk Ilg“, das die Energieaufbringung aus Holz und Biogas kombiniert war schon einmal Exkursionsziel im Zuge eines ÖKL-Fortbildungsseminars. Der Betreiber berichtete über die Erweiterung durch zur Biogaseinspeisung ins Netz, einem System, dem sich in Österreich derzeit 14 Anlagen widmen. Dafür die Einspeisung des Gases ist bei der ÖMAG eine Registrierung auf die in Anspruch genommenen Netzebenen bei in der Einspeisung notwendig. Physisch betrachtet, sind dafür unterschiedliche Drücke erforderlich; beim Ferntransport sind es etwa 80 bar und auf der untersten Ebene noch um ein bar. Es liegt am Betreiber, sich um die Vermarktung zu kümmern. Die von Ilg erwogene Mikrogasturbine zur Abarbeitung minderer Gasqualität sollte übrigens tags darauf bei der „Graskraft Reitbach“ in bereits realisierter Form besichtigt werden.
Andreas Wolf vom Biomethanregister (AGCS) wiederholte, dass zwischen zu Biomethan aufbereitetem Biogas und Erdgas kein Unterschied besteht. Die damit Strom erzeugende Anlagen stellen die Energie in weit über 8000 Stunden bereit gegenüber einer Quote von 2000 bei Sonne und gar nur 1000 bei Wind, womit die Anlagen zur Bereitstellung von Regelenergie besonderes geeignet sind – ein Aspekt, dem sich das ÖKL-Seminar 2015 gewidmet hatte. Umgekehrt kann Wind und Solarstrom zu Zeiten anfallen, da der Verbrauch (ein windreicher, sonniger Sonntagnachmittag) bei hohem Aufkommen stark reduziert ist und tatsächlich Geld an die Abnehmer fließt, damit sie ihn zur „Unzeit“ abnehmen!
Biogas hat derzeit nur einen Anteil von 0,1 % an der Gesamtaufbringung; derzeit geschieht dessen Ausbau insbesondere in Frankreich, Italien und Deutschland. Das Biomethanregister als zentrale Drehscheibe ist für die Erfassung und das „Labeling“ von Biogas zuständig.
DI Donner, ÖKL im Gespräch mit Bgm. und Interessenten Dr. Schuster aus dem Pustertal/Südtirol. (Foto ÖKL)
CNG steht für „Compressed natural gas“ – das „natural“ bezieht sich auf die Herkunft aus dem Boden. Noch natürlicher und vor allem CO2-neutral wird der Kraftstoff, wenn das Gas aus zu Biomethan „veredeltem“ Biogas besteht. Der Schadstoffausstoß wird beim Straßenverkehr stark reduziert, was sowohl für Partikel als auch andere, teilweise Ozon bildende Abgase gilt und Fahrzeuge mit diesem Treibstoff für den Betrieb in der Stadt prädestiniert. (Anm.: die städtischen Busse in Wien fahren zunehmend mit Dieselmotoren, bei denen ein höherer Aufwand zum erreichen niederer Schadstoffmengen erforderlich ist.)
Manuela Forstenpointner von der „Intercar Austria GmbH“ bzw. Skoda für die Promotion von CNG -betriebenen Autos zuständig, forderte in ihrem Vortrag „Gas zu geben“ mit CO2 – neutralem Biogas aus Österreich. Gas anstatt Benzin ist auch wesentlich wirtschaftlicher und ein zwar ein den anderen Tankstellen in der Dichte – nur jede siebte Tankstelle führt CNG – nicht vergleichbares, aber doch flächendeckendes Netz Österreich weit vorhanden.
Forstenpointner führt die schleppende Verbreitung von mit CNG-betriebenen Fahrzeugen auf einen gefühlsmäßigen – wenn auch unbegründeten „Respekt vor Gas“ zurück. CNG ist nicht schwerer als Luft, weswegen die Fahrzeuge auch in Tiefgaragen geparkt werden dürfen. Einen weiteren Grund sieht sie in der für manche(n) Konsument(inn)en irritierenden Auspreisung in Cent pro Kilogramm CNG, was rechtliche Gründe hat. Ein kg CNG hat so viel Energiegehalt wie 1,3 Liter Diesel oder 1,5 Liter Benzin und ist billiger als 1 Liter Diesel.
Manuela Forstenpointner, MSc wünschte höhere Zulassungszahlen für mit CNG (Compressed natural gas) betriebene Autos. Dieser Antrieb ist kostengünstiger als jener mit Otto- oder Dieselkraftstoff. Die „hohe“ Säule bezieht sich auf die Zulassungen des VW „Up“; links davon auf den SEAT „Leon“, (Foto ÖKL)
(CNG-)Gas verbrennt im Motor weicher und demnach leiser, ein Umstand, der den Teilnehmern des Seminars bei der Fahrt zur „Graskraft“ mit dem CNG-Bus der Salzburg-AG vorgeführt wurde. Forstenpointner erwähnte als einen Grund hierfür „flacheres“ Nockenwellenprofil. (Anm.: Das Gegenteil, etwa bei Rennmotoren heißt „schärfer“….).
Über den von der „Salzburg-AG“ eingeschlagenen und engagiert verfolgten Weg, zu Methan veredeltes Biogas bzw. CNG voranzubringen – wobei diese in Österreich führend ist – sprach deren Ing. Schmidhuber.
Das in der abschließend besichtigten Anlage in Reitdorf (analog jener im benachbarten Steindorf) erzeugte Biogas wird „aufgereinigt“ und in das Erdgas-Netz der Salzburg AG eingespeist – deren Kunden Biogas-Zertifikate erwerben können – oder als „BioPlus – Erdgas – Drive“ an den Tankstellen er Salzburg AG vertrieben. Damit fahren neben privaten und gewerblichen Fahrzeugen auch die städtischen Busse in Salzburg. Wer mit Bussen im Auftrag der Stadt fährt, hat diese umzurüsten, wobei allerdings das Land die Kosten übernimmt. Mit solchen Maßnahmen soll die CO2-Neutralität 2050 erreicht werden.
In der Anlage der „Graskraft Reitbach“ bei Eugendorf wird das Gras (nicht Mais) von einer Fläche von 250 bis 350 Hektar der etwa 60 Mitglieder zu Biogas vergoren, wie deren Betreuer Peter Stiegler erläuterte. Mit dem Projekt wurde 2007 begonnen und während das Bewilligungsverfahren 28 Monate dauerte, währte es von Baubeginn bis zur Inbetriebnahme nur ein halbes Jahr.
Mit dem Gras wird bei einer Anlagenkapazität von 8000 m3 eine Brennstoffleistung von 1400 kW erzielt. Interessant ist, dass die energetische Amortisation (die Aufbringung jener Energie, die für den Bau benötigt wurde) nur drei Monate betrage und für das Mähen und Transportieren des Grases und des entgasten Substrates nur zwei bis drei Prozent Energie in Form von Dieselöl investiert werden müssen. Mit dem kleinen Teil des Gases, welches nicht die Qualität reinen Methans erreicht, wird eine in dieser Hinsicht unempfindliche Mikrogasturbine angetrieben, die mit einem Generator zur Stromerzeugung gekoppelt ist.
Die vorgeschriebene, hier mobil ausgeführte Gasfackel wir in den Anlagen der „Graskraft“ in Reitbach/Eugendorf und Steindorf/Strasswalchen „überbetrieblich“ eingesetzt. (Foto ÖKL)
Ähnlich wie bei den die vorangegangenen ÖKL-Seminaren für Biogasberater wurden die Vorträge diskutiert und Querverbindungen zur derzeitigen – nicht eben leichten – Lage der Biogas-Szene hergestellt.
Zum Gelingen hat auch die Energie Salzburg AG beigetragen, welche die Infrastruktur für das Seminar zur Verfügung gestellt hat.
Gebhard Aschenbrenner