Der Agrarelektronik – Praxistag
13. April 2005 in Vöcklabruck und Umgebung
Als Fortsetzung einer zweitägigen Bildungsveranstaltung im April 2004 zum Thema Agrarelektronik fand heuer ein Praxistag statt, an dem zahlreiche Firmen die Möglichkeit hatten, zu zeigen, wie Elektronik in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. Das Thema lautete „Parallelfahrsysteme, angepasste Düngung, Arbeitserfassung und Innenmechanisierung mit EDV / PDA in der Praxis“ und lockte knapp 100 Besucher zuerst in die Landwirtschaftliche Fachschule Vöcklabruck und am Nachmittag in die nähere Umgebung.
Mit einer AMA-Kontrolle hat jeder Landwirt, der einen Mehrfachantrag abgibt, zu rechnen. Denn laut EU-Verordnung müssen mindesten 5% der Betriebe vor Ort kontrolliert werden, wie DI Johann Weidlinger (Technischer Prüfdienst AMA Linz) ausführte. Bei der Vorführung demonstrierte er entlang genau definierter Grenzen eine Flächenmessung mit einem GPS-Handgerät mit Korrektursignal (DGPS). Das verwendete Gerät nützt ein Signal, welches die sogenannte „Verrauschung“ (eine Art Ungenauigkeit) dadurch ausgleicht, dass es die Daten der Satelliten mit dem Standort einer genau bekannten Bodenstation in Beziehung bringt, womit höchste Genauigkeit erzielbar ist. Zum Vergleich erfolgte wiederum entlang der vorgegebenen Grenzen eine Messung mittels eines im Traktor mitgeführten Pocket-PCs (z.B. Goodsoil/Latschbacher). Weil die Antenne sich in Traktormitte befand, der Traktor aber entlang der Feldinnenseite fuhr, wurde der sogenannte „Offset“ elektronisch korrigiert. Das Ergebnis: Die Abweichung lag, wie Weidlinger bestätigte, bei weitem innerhalb der tolerierbaren Grenzen. Das bedeutet, dass ein Landwirt mittels PDA seine Flächen mit hinreichender Genauigkeit vermessen kann. Das Gerät ist aber auch für viele andere Anwendungen (mobile Eingabe von Daten, die Ackerflächen bis hin zu Tieren betreffen) eine große Hilfe.
Alfred Watzenböck (Firma Schauer) führte aus, dass die – früher noch analoge – Elektronik in der Tierfütterung schon länger verwendet wird. Inzwischen ist sie soweit verfeinert, dass es möglich ist, einzelne Futter-Komponenten bis auf 100 Gramm genau zu dosieren. Die Futterrezeptur kann an das Gewicht der Mutter- oder Mastsauen angepasst werden. Zugleich ist eine Kombination mit einer Software – so etwa einem Sauenplaner – möglich. Die Elektronik vermag u.a., bestimmte Tiere während des Zuganges zur Futterstation zur Behandlung durch den Arzt etc. zu selektieren. Auch ist es möglich, z.B. unter 80 Zuchtsauen ein bestimmtes Tier mit einem Wurmmittel zu versorgen. Im Rahmen einer Besichtigung einer elektronischen Fütterungssteuerung der Firma Schauer an einem namhaften Betrieb in Desselbrunn wurde gezeigt, dass die Förderung des Futters zur Mischstation bzw. den Verteilstationen pneumatisch erfolgt. Dem Verstopfen und der Entwicklung von Keimen durch Futterreste kann dadurch entgegengewirkt werden.
Höhepunkt des „Praxistages“ waren die praktischen Felddemonstrationen an einem Maschinenring-Betrieb in Pilsbach (MR Schwanenstadt). Denn erstmals fand in Österreich ein „Plug-Fest“ statt – wenn auch nur zwischen zwei Herstellern: Das BUS-System von John Deere ließ sich kurzfristig an den eigentlich von Fendt gesteuerten Ladewagen von Pöttinger koppeln.
Gezeigt wurde weiters die automatische Spurführung, also das „Parallelfahren“ bzw. „Konturenfahren“. Dies kann sowohl durch eine vom Traktorenhersteller vorgegebene und damit integrierte Bordelektronik bzw. mittels mobiler PDAs erfolgen. Das integrierte System ermöglicht in der höchsten Ausbaustufe die Lenkung des Traktors ohne Zutun des Fahrers mittels Autopilot. Stimmen im Hintergrund dachten schon laut darüber nach, wie der Lenker diese Zeit denn nützen könnte …
Robuste Pocket-PCs sind gemäß der Ausführungen von Ing. Feurhuber (Firma Latschbacher) zwar teurer in der Anschaffung und außerdem schwerer, dafür sind sie jedoch wasserdicht, schmutzunempfindlich und leicht zu reinigen. Ein Modellwechsel erfolgt weniger häufig als bei günstigeren PCs, womit auch die Reparatur über einen längeren Zeitraum gewährleistet werden kann.
Im Gegensatz zum „Big Brother“ bezeichnet Ing. Oberegger (C & N) sein „schwarzes Kästchen“ als „Tiny Brother“. Mit diesem kann etwa im Winterdienst die genaue Fahrtroute bzw. der Zeitpunkt des Salzstreuens dokumentiert werden. Dabei muss das Fahrzeug nicht ständig online sein, denn die Daten werden in komprimierter Form von Zeit zu Zeit überspielt und mittels „Post Processing“ mit einer Referenzstation abgeglichen.