Feldspritzen effektiv und umweltgerecht einsetzen
Nach den praktischen Mähdrusch- und Pflugseminar hielt das ÖKL in bewährter Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrarpädagogik Anfang Juni 2014 ein Feldspritzenseminar ab. Eine Zusammenarbeit pflegt das ÖKL auch mit der Versuchswirtschaft der Universität für Bodenkultur in Groß Enzersdorf, wo sich ein Standort mit passender Infrastruktur mit Saal für die Theorie, Halle für Düsenvorführung und größeren Flächen fand.
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Nach der Begrüßung durch den Obmann des ÖKL DI Dworzak sowie durch den „Hausherrn“, Dr. Wagentristl, sprach Ing. Roman Hauer von der Bildungswerkstatt Mold über die Kontrolle von Feldspritzgeräten. Der Zusatz „künftig mögliche Prüfkriterien“ im Titel implizierte, dass diese zwar weitgehend, aber doch nicht endgültig feststehen. Die „Vor Ort-Kontrolle“ umfasst u.a. das Vorhandensein von Schutzeinrichtungen, z.B. über der Gelenkwelle, die Dichtigkeit, Korrosion an Rahmenteilen usw. Anschließend wird der Mengenstrom der Pumpe gemessen, der im bestimmten Verhältnis zu Behältervolumen und Arbeitsbreite stehen muss, während das Rührwerk „eine deutlich sichtbare Flüssigkeitsbewegung aufrecht zu erhalten hat“. Folgerichtig ist, dass das Manometer an den Druckbereich der Düsen angepasst sein und die vorgeschriebene Genauigkeit erreichen muss. Am wichtigsten dürfte die Messung der Querverteilung am Balken sein, deren Variationskoeffizient 10% nicht überschreiten darf.
Immer wieder fiel der sinngemäße Satz: „Wenn diese oder jene Einrichtung (z.B. Hangausgleich, Hindernis-Ausweicheinrichtung) vorhanden ist, hat diese zu funktionieren – auch wenn sie nicht vorgeschrieben ist.“
Ulrich Lossie ist Vortragender für Landtechnik der DEULA Nienburg/D und übernahm nach einer Einführung – didaktisch geschickt durch einen Exkurs zur persönlichen Sicherheit im Freien mit „Schütt-Vorführungen“ unterbrochen – den praktischen Teil des Seminars.
Auf einem Düsenprüfstand demonstrierte der eloquente Vortragende Praktiker (Hobby: Trekker- und Mähdrescherfahren am eigenen Betrieb) die Spannweite des Angebotes, um zu resumieren, dass man mit drei bis vier Düsen-Typen für alle Bedingungen gerüstet sein sollte. Entscheidend ist die Tropfenform, die auch vom Druck beeinflusst wird und was im Licht eines Stroboskops noch augenscheinlicher wurde. Zur „Danfoil-“Düse (für geringste Wassermengen) befragt rechnete Lossie vor, dass zur korrekten Ausbringung der unvermeidlichen Restmenge 10 (!) ha Fläche notwendig seien. Lossie redete eher den höheren Wassermengen und – im Zweifelsfall den höheren Mittelmengen zur Vermeidung von weiterer Resistenzen – das Wort und bezeichnete Wasser als das beste und kostengünstigste Additiv. Mit einem Zuviel an luftunterstützter Technik und deren Antriebsleistung von ca. 60 kW für 24m Arbeitsbreite kann man den Bestand derart „plattwalzen“ (vor dem Balken niederdrücken), dass nur noch die Oberseite benetzt wird.
Unmittelbar nach dieser Einführung kam bei der praktischen Vorführung der Faktor „Geschwindigkeit“ hinzu, als an einer Spritze, an der einzelne Teilbreiten mit unterschiedlichen Düsen bestückt waren, deren Verhalten hinsichtlich der Anlagerung der bei unterschiedlichem Fahrtempo verdeutlicht wurde. Dazu bediente sich der Profi wasserempfindlicher Papiere, die auf einem Metallstab als Pflanzenersatz in verschiedener Höhe festgeklemmt war und auf dem das erzeugte Tropfenspektrum zur anschließenden Auswertung fixiert wurde. Weil in einer „richtigen“ Weizenvemehrung gefahren wurde, waren die Spritzen nur mit „Dihydrogenmonoxyd“ (= Wasser) ohne jeden Mittelzusatz befüllt….
Am dritten Tag kam noch der Faktor „Wind“ hinzu, der das Wesen der „relativen Geschwindigkeit“ verdeutlichte, indem sich die Tropfenanlagerung veränderte. Laut Anemometer-Messung wäre eine echte Behandlung gerade noch zulässig gewesen – aber dennoch: Waren die Tage davor ständig Flugzeuge im Anflug nach Schwechat, so flogen sie an diesem Tag aus anderer Richtung, um nicht mit Rückenwind landen zu müssen.
Die unterschiedliche Schwingungsdämpfung der teilweise sehr breiten Spritzbalken (bis 27m) beim Überfahren künstlicher Hindernisse in Form von Holzrampen wurde auf Video aufgenommen. (Vortragender Lossie: wer solche Furchen im Acker hat, der sollte zuerst einmal ein Pflug-Seminar besuchen….) Der Vergleich gilt mit Vorbehalt, denn im Gegensatz zu Vorführungen mit darauf geschulten Werksfahrern waren Spritze und Traktor teilweise willkürlich kombiniert und es wäre unfair, diesen Umstand nicht zu berücksichtigen. Auch waren die Unterschiede zwar merklich, aber nicht allzu gravierend. Auf das gesetzlich zulässige Maß für Schwankungen des Balkens sowohl in horizontaler als auch vertikaler Richtung war der Vor-Referent Hauer bereits in seinem Referat eingegangen. Lossie besprach abschließend „Feinheiten“: Ein Spritzmittelkanister soll vor dem Entleeren geschüttelt werden; die enthaltenen Zusatzstoffe vermögen eventuelle Ablagerungen besser zu lösen als Spülwasser. Die schmale Kulturbereifung verteilt das Gewicht ohnehin auf wenig Fläche –wenn dann noch mit dem Überstellungsluftdruck gefahren wird, sind Strukturschäden möglich. Beeindruckend war auch eine Demonstration im Zusammenhang mit der Ausnutzung des Taueszur Einsparung von Wasser: bis zu einem gewissen Grad läßt sich Dosis um Dosis auf einen Strauß Pflanzen anlagern, bis das Abtropfen begann. Aber eine geringe Dosis eines Netzmittels genügt, daß plötzlich Alles abtropfte. Die in Kurzpräsentationen vorgestellten zehn Spritzen boten für jeden etwas: von der aufgesattelten 1200-Liter-15-Meter-Spritze bis hin zu gezogenen mit 27 Metern und 3200 Litern, von unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen und Preiskategorien abgesehen.
Dass ein ursprünglich für „ein bis zwei Tage“ anberaumtes Seminar dann an drei Tagen mit außerdem höherer Teilnehmeranzahl stattfand und bei einem Termin im Herbst an zumindest zwei Tage wiederholt wird, spricht für das Verantwortungsgefühl der Bauern sowie der beiden teilnehmenden Bäuerinnen. Ihre Zufriedenheit schlug sich auch in den Evaluierungsbögen nieder. Und wenn sich die „Wettbewerber“ in den Pausen ihre Erfahrungen austauschten, so war dies im Sinne der Plattform-Funktion des ÖKL.
Analog zu den bisherigen Seminaren findet im März 2015 ein praktisches Mineraldüngerstreuer-Seminar, wiederum an der Versuchswirtschaft statt.
Der Obmann des ÖKL, DI Dworzak bei der Begrüßung; neben ihm DI Pia Euteneuer (Versuchswirtschaft), die neben Dr. Wagentristl für die „Infrastruktur“ für das Seminar sorgte.
Weniger abstrakt, als es zunächst scheint, denn diese Situation kann durchaus eintreten, wenn ein Schlauch platzt. Davor schützt nur ein geeigneter Overall; Handschuhe, geeignete Schuhe und Gesichtsschutz gehören dazu.
Der Fassinhalt muss von außen bzw. dem Traktor deutlich ablesbar sein.
Am Düsenprüfstand wurde auf dem Display (rechts oben) der jeweils gezeigte Düsentyp eingeblendet.
Sechs der insgesamt 10 vertretenen Hersteller zeigten ihre Geräte auch im Einsatz und nehmen Aufstellung , um über die im Bestand ausgelegten künstlichen Hindernisse zu fahren.
Eine „Pflanze aus Metall“. Das oberste wasserempfindliche Papier ersetzt die Ähre, die in diesem Fall nur in geringem Maße getroffen wurde; darunter folgen noch zwei Blattetagen bzw. ein Papier auf dem Boden.
Die Auswertung des wasserempfindlichen Papiers, welches auf der Höhe der Blattetagen angebracht war. Jeweils rechts daneben ein aus Papier nachgeformter Erdklumpen, der zeigen sollte, wie tief das Präparat in Abhängigkeit von Düse, Druck und Fahrgeschwindigkeit in den Bestand eindringt.
Lossie demonstiert, wie das Wasser (Tau) ab einer bestimmten Menge allmählich abtropft; währen es schlagartig abrint, nachdem er ein Netzmittel appliziert hat.
Bei gleicher Anlagerungsfläche bewirken unterschiedliche Drücke verschiedene Benetzungsgrade.
Alle Fotos: ÖKL