Moderner Maisbau – ÖKL-Kolloquium Jänner 2014

ÖKL-Kolloquium „Moderner Maisbau“ – Das richtige Thema am richtigen Ort!

ökl koll 1 2014 mössler dworzak freiDer Kärntner Kammerpräsident ÖR Ing. Johann Mößler und ÖKL-Obmann DI Stefan Dworzak konnten 220 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur ÖKL-Fachveranstaltung „Moderner Maisbau“ im Schloss Krastowitz begrüßen.

Das sehr dichte Programm mit elf Referaten begann mit dem Pflanzenbaudirektor der LK Kärnten, DI Markus Tschischej, der auf die witterungsbedingt niedrigen Maiserträge ein: Glück hatte im Vorjahr, wer das Zeitfenster von genau einer Woche nützte, in dem der Boden so weit abgetrocknet war, dass die Bearbeitung keine Strukturschäden im Boden verursachte und gleichzeitig der Saat jenen Vorsprung verschaffte, mit dem sie über ein ausreichend ausgebildetes Wurzelwerk die schlagartig einsetzende Hitze überstehen konnte. Abgesehen von den außerordentlichen Bedingungen 2013 redete der Referent und Mitorganisator des erfolgreichen Kolloquiums einer möglichst frühen Aussaat das Wort.

„Das Maissägerät von morgen“ – so der Titel des Referates des Maschinenbau-Ingenieurs DI Jan-Martin Küper (profi/Top Agrar) erlaubt vor allem eine hohe Geschwindigkeit, was gegenwärtig insbesondere bei den Geräten von Amazone, Horsch und Väderstad der Fall ist. Während derzeit nur die Säfunktion elektronisch überwacht wird, soll dies künftig auch für die (Unterfuß-) Düngung gelten. Die technisch anspruchsvolle Doppelreihenaussaat bietet der Einzelpflanze um zwei Drittel mehr Standraum; die Dreiecksaat um 170%, beides ist eher Zukunftsmusik. Die DGPS-Steuerung erlaubt in Kombination mit der Reihenabschaltung das genaue Einsetzen des Saatguts und Düngungsflusses z.B. auf Keilen und die Änderung der Düngemenge. (Das Dilemma: „mehr Düngen auf einem Standort, wo wenig wächst oder weniger Dünger, weil dort eh nichts wächst“ hatte der Pionier von GPS in der Landwirtschaft, Professor Auernhammer schon beim ÖKL Kolloquium 1992 nicht aufzulösen vermocht …)

Den Schwerpunktbereich „Pflanzenschutz“ eröffnete Ing. Berndl von der Bildungswerkstatt Mold mit einer Übersicht mit einer Vielzahl an Geräten zur mechanischen Unkrautregulierung. Mit der Bemerkung, dass hier eine Resistenzbildung unmöglich ist, sprach er ein Thema an, das in den folgenden Beiträgen eine zentrale Rolle spielen sollte. Davon abgesehen kann bei der mechanischen Regulierung der Wirkungsgrad zwischen 90 und 10 % schwanken. Hightech hat auch hier Einzug gehalten und Bewunderung erregte in diesen Zusammenhang einen Videosequenz,  in welcher ein um die Einzelpflanzen korkenzieherartig rotierendes Werkzeug (ROBOVATOR) das Unkraut abschert; ein Raunen ging dann durch den Saal, als der Preis von 87.000 Euro bei zwei Metern Arbeitsbreite genannt wurde. Extrem ist der Zugkraftbedarf für die ROTARY HOE, einer Art Rotationshacke, mit 180 PS Leistungsbedarf bei zwölf Metern Arbeitsbreite.

Als „Brotbaum“ bezeichnet DI Peter Klug, Pflanzenschutzexperte der Landwirtschaftskammer Steiermark den Mais und ging auf die Problematik ein, wonach bei den IP-Vorgaben ein Wirkstoffwechsel vorgeschrieben sei, gleichzeitig aber die Zulassung bewährter Mittel nicht erneuert werde. Im Zuge des Vortrages verfestigte sich der Eindruck, wonach Pflanzenschutz zur Wissenschaft geworden ist, wobei Fehler hier auch noch AMA-Sanktionen nach sich ziehen. Dies gilt auch bei der Bekämpfung des Wurzelbohrers, der den zweiten Teil des Vortrages bildete. Der Wechsel der Fruchtfolge ist wichtig und dennoch nicht Alles, wenn der Wurzelbohrer die Eier z.B. in die Alternativkultur Ölkürbis ablegt.

Ingenieur Herbert Pichler, ein ehemaliger Mitarbeiter der Bildungswerkstatt Mold, brachte in seinem Vortrag zur Spritzentechnik zunächst Grundsätzliches: Eine um 10cm höhere Spritzbalkenhöhe bedeutet eine Verdopplung der Wind-Angriffsfläche;  die – entgegen dem Trend langsame Fahrt – fördert die Durchdringung des Pflanzenbestandes mit den Präparaten und kann durch Luftunterstützung nochmals gesteigert werden. Gefordert sind geringe Schwankungen der Höhe des Balkens nicht nur an seinen Enden, sondern auch quer zur Fahrtrichtung.

Nach Dr. Karl Mayer (Landwirtschaftskammer Steiermark) schaffen die hohen Achsgewichte und Anhänger – soweit diese auf dem Feld fahren, um beim Abtanken Zeit zu gewinnen – durch Bodenverdichtung die Voraussetzungen für die Erosion. Eine gewisse Reparaturmöglichkeit bietet der Frost, der aber im Zuge des Klimawandels seltener wird, und große Dürre:  Der Boden schrumpft und die Risse gehen bis in große Tiefen. Striptill haftet ein positives Image an, aber unter Umständen sammelt sich das Wasser in den Mulden zwischen den bearbeiteten Streifen. Wenn diese in Falllinie verlaufen, kommt es zur Erosion. Nach Mayer ist maximaler Erosionsschutz bei maximalem Kornertrag nicht möglich.

Das Thema Streifensaat wurde durch Dr. Markus Demmel von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, D, vertieft. Er sprach davon, dass in Bayern ein Viertel der Fläche mit der erosionsgefährdeten Kultur Mais, dazu noch oft auf den empfindlichen Schluffböden, bestellt wird. Hier bietet sich die Streifenbodenbearbeitung (Strip Tillage) an, wie für viele Lagen in der Steiermark. Typisch für die dazu geeigneten Maschinen sind rotierende Schneid- und Hohlscheiben, Räumsterne und Krümler; feststehend ist nur die Lockerungsschar. Auf seinen im Vortrag genannten Umstand, dass in Bayern noch sehr viel gepflügt werde, angesprochen vermutete der Referent den Grund in der Tradition…

DI Franz Handler nannte zu Beginn seines Vortrages zur Ernte von Maispindeln einige Zahlen. Schon jetzt kommen 40% der Hackschnitzel bzw. Pellets aus den USA – und der Bedarf wird sich in absehbarer Zeit vervielfachen, sodass Maisspindeln mit ihrem relativ hohen Heizwert eine logische Ergänzung darstellen. In der Südoststeiermark wird bereits der überwiegende Teil mit adaptierten Mähdreschern getrennt geerntet oder als CCM gewonnen und anschließend am Hof abgetrennt. Fast immer ist zur Vermeidung von Schimmel eine Trocknung notwendig.

Im ländlichen Raum wurden Maisspindeln schon früher in speziellen Öfen verbrannt und gemäß Dr. Alfred Kindler ist auch in großem Maßstab (bis 400 kW sind im gewerblichen Bereich zulässig) eine spezielle Rosttechnik notwendig, um  mittels Kühlung das Verglasen der Spindelasche zu vermeiden. Sie stellt hinsichtlich Phosphat und Kalium einen wertvollen Dünger dar. Ein Kilogramm Maisspindeln können 1,7 Liter Dieselöl binden und das Bindevermögen für Wasser ist noch wesentlich höher und macht sie z.B. als Ersatz für die ökologisch ohnehin bedenkliche Katzenstreu verwendbar. Als Ersatz für Streusplitt bei Frost werden Spindelteile derzeit nur im kleinsten Maßstab verwendet, sie erleichtert aber die Entsorgung wesentlich. Die Spindeln können auch für Isolierplatten dienen.

Traditionsgemäß sprachen am Schluss die Praktiker.

Der Verwalter des Benediktinerstiftes St. Paul, Erwin Schildberger, baut auf ca. 220 ha je ein Drittel Körnermais, Wintergetreide und Alternativen wie Sojabohnen und Kartoffeln. Vor dem Maisanbau wird gepflügt, desgleichen vor der Winterbegrünung. Teilweise erledigt der Maschinenring die Arbeiten –nicht aber das Dreschen: Da möchte der Verwalter den unmittelbaren Überblick haben, indem er selbst drischt.

Auf dem Schweinemastbetrieb von Manfred Dobernig nimmt Mais den überwiegenden Teil der Fläche ein und bildet die Basis für 900 Mastschweinplätze. Die Schweine werden zum Teil selbst vermarktet. Dobernig übernimmt Lohnarbeiten. Auch bei ihm war (wie beim Vorredner) herauszuhören, dass er – vorangegangene Vorträge über Minimalbodenbearbeitung bis zu Strip Tillage hin oder her – viel auf den Pflug (auch zur Unkrautbekämpfung) hält.

Vor dem wunderschön gelegenen Bildunshaus Schloss Krastowitz waren die Maissämaschinen zweier Hersteller – auch für die Mulchsaat geeignet — aufgestellt.

 

Die ganztägige Fachveranstaltung wurde gemeinsam mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik abgehalten.

 

Bericht von DI Gebhard Aschenbrenner

gebhard.aschenbrenner@oekl.at

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