Agrar-Photovoltaik

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L/R 2021/3

Die Herbstausgabe 2021 der Zeitschrift Land & Raum widmet sich dem heftig diskutierten Thema “Agrar-PV”, also Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen, und ihren Möglichkeiten und Grenzen.

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Beschreibung

Die Herbstausgabe der Zeitschrift Land & Raum widmet sich dem heftig diskutierten Thema “Agrar-PV”, also Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen, und ihren Möglichkeiten und Grenzen. Sie bietet einen Rückblick auf die Online-Tagung „Agrar-PV: Möglichkeiten und Grenzen der Photovoltaik in der Landwirtschaft“, die im Mai 2021 stattfand und vom Netzwerk Zukunftsraum Land in Abstimmung mit der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume organisiert wurde.

Inhalt

Brennpunkt Agrar-PV: Notwendiges Übel oder echte Chance?
Hemma Burger-Scheidlin
Agrarland – Produktionsfaktor oder Spielball von Interessen
Franz Greif
Sonnenstrom in Österreich – Warum wir die unterschiedlichsten Flächen nutzen müssen
Vera Immitzer
Diagramme
Auswirkungen des Baus von PV-Anlagen auf Agrarstruktur und Bodenmarkt
Jobst Jungehülsing
Nahrungsmittel, Ökostrom und Biodiversität aus einer Hand
Christian Metschina
Rechtliche Aspekte der Agrar-PV aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft
Fabiana Freissmuth
Freiflächensolaranlagen im Kontext von Naturschutz und Landwirtschaft
Franziska Janke, Andrea Molkenthin-Keßler und Pia Schmidt
Agrar-Photovoltaik – Ansprüche an den Raum
Hans Kordina

EDITRORIAL

Erdöl hat die Menschheit in den letzten 120 Jahren geprägt: Die im Öl gespeicherte Energie wird in Kraftwerken (oder Motoren) in Wärme, elektrischen Strom oder Bewegungsenergie umgewandelt und genutzt. Das in Millionen von Jahren unter viel Druck und hoher Temperatur aus biogenem Ausgangsmaterial entstandene fossile Öl sprudelt reichlich, aber nicht unendlich. Die Quellen sind begrenzt. Aber nicht nur die Quellen (Ressourcen) sind bald erschöpft, sondern auch unsere Atmosphäre sollte nicht weiter mit CO2 angereichert werden.
Andere, regenerative und dadurch nachhaltige Energie­formen sind notwendig. Wasserkraft wird schon seit Jahrtausenden genutzt, die Ausbaumöglichkeiten sind aber gering. Auch Windkraft nutzt der Mensch schon sehr lange, in den letzten Jahrzehnten hat ein Boom in der Nutzung der Windenergie eingesetzt. Die Sonnenenergie wird vom Menschen genutzt, seit er auf der Welt ist: Sie lässt die Pflanzen (Nahrungsenergie) wachsen, sie bestimmt den Rhythmus des Jahres. Die Pflanzen verwandeln das Sonnenlicht mittels Photosynthese in (Wachstums-)Energie. Mit der Erfindung von Halbleitern war es erstmals möglich, Sonnenenergie für die Produktion von elektrischem Strom zu nutzen. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts und der massenhaften Produktion und Installation von Photovoltaikmodulen wurde die aus Sonnenenergie erzeugte Strommenge massiv gesteigert.
Die Stromproduktion aus Photovoltaik (PV) benötigt Fläche, viel Fläche. Und solange es nicht gelingt, den Strom in der Sahara zu pro­duzieren und nach Europa zu leiten, benö­tigt PV die Fläche vor Ort – hier bei uns. Aber wo? Sehr bald kommen PV-Anlagen auf „Frei­flächen“ ins Spiel. Was sind eigentlich „Frei­flächen“? Jahrhunderte­lang kultiviertes und gepflegtes – in unseren Breiten auch im Global­vergleich hoch ertragreiches – Ackerland und Grünland? Der Begriff „frei“ suggeriert fälschlicher­weise, dass diese Flächen bisher nicht genutzt wurden.
Die vorliegende Ausgabe von Land & Raum beschäftigt sich genau mit diesem Thema, der Agrar-Photovoltaik in Österreich. Die Grundlage ist eine Online-Tagung mit dem Titel „Agrar-PV: Möglichkeiten und Grenzen der Photovoltaik in der Landwirtschaft“, die im Mai dieses Jahres stattfand und vom Netzwerk Zukunftsraum Land in Abstimmung mit der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume organisiert wurde. Die meisten Beiträge dieses Heftes stammen von den ExpertInnen und Experten aus Österreich und Deutschland, die bei dieser Tagung mitwirkten.
Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch bis 2030 aus 100 % im Inland erzeugter erneuerbarer Energie zu decken – zumindest bilanziell. Und bis 2040 soll Österreich klimaneutral werden, ein Jahrzehnt früher als die EU-weite Zielvorgabe.
Die Grafik des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (kurz BMK) auf Seite 12 zeigt, wie das gehen kann: 27 TWh müssen bis 2030 zusätzlich aus erneuerbaren Energien (EE) hergestellt werden, davon 11 TWh aus Photo­voltaik. Und die Grafik auf der­selben Seite darunter (zur Verfügung gestellt vom Bundesverband Photo­voltaic Austria) zeigt, dass das PV-Gesamtpotenzial auf Gebäuden zwar viel höher (über 18 TWh) wäre, dass jedoch aus unterschiedlichen Gründen nur Flächen für 4 TWh verfügbar sind. Schade. Es ist schon klar, dass weder der Stephansdom noch Schönbrunn eine PV-Anlage “auf´s Dach” bekommen werden, warum es aber für Parkplätze, Super­märkte, Einkaufszentren etc. keine eindeutigen Auflagen gibt (z.B. in den Raum­ordnungsgesetzen), ist eigentlich nicht nachvollziehbar.
Und: Was in der Diskussion kaum vorkommt und auch in diesem Heft nur ein Autor erwähnt: Sollte man sich nicht auch einmal überlegen, wie man den Energiebedarf drosseln könnte?
Doch zeigen einige Beiträge auch positive Beispiele, wie z.B. Hühner- oder Schafweiden unter Photovoltaik­anlagen oder schatten­liebende Sonderkulturen unter Solar­paneelen oder wie in Solarparks Biodiversitätsflächen geschaffen werden können. Lesen Sie in diesem Heft auch, welche technische Möglichkeiten (vertikale, horizontale, bewegliche, in unterschiedlicher Höhe montierbare Paneele …) es bisher gibt.
Doch insgesamt sind sich eigentlich alle Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe einig: Dass PV-Anlagen NICHT auf Flächen errichtet werden sollten, die für die landwirtschaftliche Produktion oder für Naturschutzzwecke wichtig sind. Und der Autor dieses Editorials fragt sich, ob unsere Gesellschaft damit einverstanden ist, dass für Flächen für Solarenergie zehnmal höhere Pachtpreise bezahlt werden als für Flächen für die Produktion unserer Lebensmittel. Ist Strom so viel wertvoller als Brot?

Wir wünschen Ihnen eine interessante und aufschlussreiche Lektüre zu diesem viel diskutierten Thema!
Stefan Dworzak und das Redaktionsteam