Räumliche Entwicklungsprozesse / LA21

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L/R 2005/3

Kategorie:

Beschreibung

Land & Raum 3/2005

Räumliche Entwicklungsprozesse –
Lokale und Regionale Agenda 21

Der Begriff ≥Lokale Agenda 21„ bzw. die Abkürzung LA 21 ist für viele von uns oft gar nicht selbstverständlich. Bei Telefonaten und Gesprächen im Rahmen der Redaktion des vorliegenden Heftes bekam das Team oft die zögernde Frage ≥Was ist das genau?„ zu hören.

Wir haben die Experten befragt und ein Heft zusammengestellt, das uns hier weiterhelfen kann. Nach der Lektüre wissen wir nicht nur Bescheid, was hinter LA 21 steckt, sondern auch welche Probleme und Chancen zu sehen sind.

Zu Beginn beschreiben
Gernot Stöglehner und
Tatjana Fischer die LA 21 als ein Instrument der ländlichen Entwicklung – in engem Zusammenhang mit den Schwerpunkten endogener Regionalentwicklung. Eine ideale Agenda 21 mit örtlichem Bezug umfasst demnach den Umweltaspekt, den ökonomischen, sozialen und den kulturellen Aspekt, hat kein definiertes und messbares ≥Ende„ und soll den Prozess der örtlichen Entwicklung langfristig begleiten. In einer Übersicht wird dargestellt, wie die neun Bundesländer die Agenda 21 organisieren. Als wichtige Punkte, die zum Erfolg führen können, sind z.B. die Erzeugung von persönlicher Betroffenheit genannt sowie das gemeinsame Feiern von Erfolg, als ein Stolperstein ist die Schwierigkeit angeführt, wie der Übergang des moderierten zum selbst tragenden Prozess gemeistert wird.

Über die Bodensee Agenda 21, ein grenzüberschreitendes Beispiel für eine Regionale Agenda in der Region Bodensee, berichtet
Bertram Meusburger vom Büro für Zukunftsfragen in der Vorarlberger Landesregierung. Ein Schwerpunkt ist die Jugend, die über den Themenkreis Nachhaltigkeit nicht nur informiert werden soll, sondern die im Rahmen von Veranstaltungen und ≥Jugendgipfeln„ eingeladen werden, ihre Wünsche und Ideen für eine lebenswerte Bodenseeregion selbst zu formulieren und an Politik, Verwaltung etc. heranzutragen. Im November soll eine ≥Mängelliste„ übergeben werden.

Wie die konkrete Umsetzung der Beschlüsse von Rio und Johannesburg in der Steiermark aussieht, weiß
Sandra Höbel vom Verein ≥Ökologische Landentwicklung Steiermark„ (ÖLE). Leider ist in diesem Heft nur Platz für einige Beispiele – für das ≥Dorf zum Heiraten„, die ≥Lifestyle-Region„ Weststeiermark oder das Kindererlebniscamp ≥Waldgeister„. Das übergeordnete Motto lautet: Der Weg zur Nachhaltigkeit ist die Beteiligung von Menschen.

Wie ein leerstehendes Bezirksgericht in Kirchbach in Steiermark zu einem Zentrum von Kultur, Business und Begegnung wird, warum hunderte Bewohner der Region an der Montagsakademie der Uni Graz teilnehmen können, ohne in ein Auto oder in einen Zug zu steigen, und was ein ≥globales Dorf„ ist, erzählt uns
Franz Steinwender in seinem Beitrag über das ≥KB5„. Neugierig geworden?

Nachhaltige Kommunalentwicklung und Arbeitsmarkt – diesem Thema hat sich die Gemeinde Munderfing im Innviertel verschrieben und im Rahmen der LA 21 einen ≥Lokalen Aktionsplan für Beschäftigung und Bildung„ entwickelt. Der Aufbau eines Netzwerkes gilt als wesentlicher Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, z.B. Arbeitslosen und WiedereinsteigerInnen den Kontakt zu Unternehmen zu erleichtern, Schulungen dem aktuellen Bedarf anzupassen oder Eltern, Schule und Wirtschaft an einen Tisch zu bringen. Berater
Otto Krigisch begleitet die Gemeinde Munderfing bei diesem anspruchsvollen Vorhaben und kann bereits über Erfolge berichten.

Karlo M. Hujber betrachtet regionale Entwicklungsprozesse aus der Sicht eines Prozessberaters und sagt uns, dass Pioniere und neue Zukunftsmodelle – und nicht ≥Reparaturmodelle„ – gefragt sind, dass ein ≥weit hinaus Denken„ über das, was wir schon kennen, erforderlich ist. Denn wie sollen wir sonst mit den tiefgreifenden Veränderungen, mit denen wir konfrontiert sind, umgehen – viel Kraft verwenden, um alte Systeme zu erhalten?

Eine kritische Reflexion zur Agenda 21 gibt
Hans Kordina. Und obwohl seine Gegenüberstellung von Ziel und Realität nicht fröhlich stimmt – immerhin steigen z.B. Emissionen konträr zu allen Zielen generell an -, kommt er doch zum Schluss, dass räumlich begrenzte Initiativen und Bemühungen wertvolle Beiträge zur Nachhaltigkeit sind und dass die lokale bzw. regionale Agenda 21 geeignete Mittel darstellen.

Nehmen wir also unser ≥Schicksal„ selbst in die Hand und nützen wir die Chance, uns zu beteiligen. Dass das nicht einfach ist, weiß auch

Ihre Eva-Maria Munduch-Bader

(Editorial)