Beschreibung
Für die Einschätzung von Streuobstbeständen hat das ÖKL eine Broschüre herausgebracht, die wohl für Besitzer von Streuobstbeständen, für landwirtschaftliche Fachberater sowie für Ökologen gleichermaßen von Interesse ist.
Es wird darin gezeigt, wie man an einen Streuobstbestand im wahrsten Sinne des Wortes “herangehen” kann, um ihn anhand zahlreicher Kenngrößen hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen als auch der ökologischen Bedeutung einzuschätzen. In der Broschüre sind außerdem zehn Betriebe, die in einem Forschungsprojekt (gefördert vom BMLFUW) genau untersucht wurden, dargestellt.
Betriebswirtschaft
Zur Einschätzung der betriebswirtschaftlichen Bedeutung eines Streuobstbestandes innerhalb des Gesamtbetriebes muss zuerst der flächenbezogene Arbeitsaufwand für Grünlandnutzung, Baumpflege und Obsternte erhoben bzw. abgeschätzt werden. Die Untersuchung von 10 Streuobstbeständen in Österreich zeigte, dass sich der Bewirtschaftungsaufwand des Grünlandes unter Streuobstbäumen um mindestens 30 %, durchschnittlich um 50 % (bei über 100 Bäume pro ha) gegenüber ebenen, baumlosen Flächen erhöht. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung der Streuobstnutzung wird ihr Deckungsbeitrag errechnet und dem gesamtbetrieblichen Deckungsbeitrag gegenübergestellt. Dieser errechnet sich aus Rohertrag und variablen Kosten aus der Tierhaltung (anteilig für Streuobstflächen und Restgrünland), aus den variablen Kosten der Obstverarbeitung und dem Rohertrag aus Obstverkauf bzw. Obstverwertung. Der Deckungsbeitrag dient zur Abdeckung der Fixkosten (wie z.B. Amortisation, Versicherungen, Steuern,..) und ergibt nach Abzug derselben das bäuerliche Einkommen. Um eine Vergleichbarkeit von Betrieben untereinander zu gewährleisten, muss auch der Arbeitsaufwand der Streuobstnutzung ausgewiesen werden. Für zwei Betriebe werden die detaillierten wirtschaftlichen Berechnungen gezeigt und der Anteil der Streuobstnutzung am gesamten Deckungsbeitrag nachvollziehbar berechnet. Zahlreiche Tabellen helfen, die Vorgangsweise auf den eigenen Betrieb umzulegen.
Ökologie
Ökologisch relevante Kenngrößen sind neben der Größe der Flächen und der Anzahl der Obstbäume vor allem die Anzahl der Obstarten und -sorten. Denn je mehr im Bestand vorhanden sind, umso länger und intensiver blüht und fruchtet der Bestand. Das ist für Kleininsekten und in zweiter Linie für Vögel relevant. Wichtig sind auch die Höhenvarianz und das Bestandsalter, wobei sich bei letzterem der “Wert” des Bestandes aus naturschutzfachlicher Sicht bei zunehmendem Alter deutlich erhöht, betriebswirtschaftlich gesehen befinden sich 50jährge Bäume jedoch bereits in der absteigenden Ertragsphase (sie können aber noch gute Ertragsleistungen bringen). Der hohe ökologische Wert des Streuobstes liegt unter anderem auch darin, dass Obstbäume die Bildung von Höhlen früher zulassen als andere Baumarten. Höhlen bieten Vögeln Schutz-, Nist- und Brutmöglichkeiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Streuobstbestände eine große Bereicherung für die Vielfalt der österreichischen Kulturlandschaften sind und einen enormen ökologischen Wert für Insekten, Vögel und Kleinsäuger haben. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht rechnet sich für den Landwirt der Streuobstbestand vor allem dann, wenn Obst selbst verarbeitet bzw. veredelt, Most, Säfte, Marmeladen, Schnaps etc. direkt vermarktet oder im Zuge einer regionalen Vermarktungsschiene (gutes Beispiel dafür ist die “Hirschbirne” im Pöllautal) verkauft werden können.